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Wenn die Worte nicht mehr fließen

Das holprige Sprechen nimmt eine entscheidende Rolle im Leben der Betroffenen ein.
Das holprige Sprechen nimmt eine entscheidende Rolle im Leben der Betroffenen ein. ©Imagesource

Stottern ist ein Phänomen, das schon in der Antike thematisiert und beschrieben wurde. Am 22. Oktober findet der Tag des Stotterns statt. Anlässlich dazu, möchten die Kinderdienste der aks gesundheit dieses Thema
näher beleuchten. 

Bereits die antiken Ägypter befassten sich mit dem Stottern. Von ihnen stammen die ältesten, bisher dokumentierten Zeugnisse über dieses Sprachverhalten. Weltweit stottert zirka ein Prozent der Bevölkerung. Jungen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Dieses Verhältnis vervierfacht sich im Erwachsenenalter. Stottern hat viele
Gesichter. Beispiele sind die Blockierungen von Lauten, Laut-Silben- und Wortwiederholungen oder das Dehnen von Lauten. Sprechblockaden können entstehen, sie werden manchmal von zusätzlichen Körperbewegungen (Ticks) begleitet. „Stottern ist
keine Krankheit, Anzeichen von Schwäche und keine schlechte Angewohnheit. Es
ist nicht ansteckend, entsteht in allen Kulturkreisen und Sprachen und ist unabhängig vom sozialen Status, Intelligenz oder dem Erziehungsstil“, betont Frau Vlasta Iljadica, Logopädin der aks Kinderdienste.

 Stottern und Umfeld
Stottern ist ein Sprechverhalten in der Kommunikation mit anderen Menschen, das zum größten Teil von Reaktionen der Umwelt begünstigt wird. Das holprige Sprechen nimmt eine entscheidende Rolle im Leben der Betroffenen ein. Es kann den Lebensstil oder die psychosoziale Entwicklung wesentlich beeinträchtigen. Sprechen ist für die Betroffenen
körperlich und seelisch anstrengend. Daher vermeiden Betroffene häufig
Situationen in denen sie viel sprechen müssen. Oft leiden dadurch soziale Kontakte.
Andererseits gibt es Betroffene, die sich durch diese Beeinträchtigung in ihrer
Kommunikation nicht stören lassen. So wie jeder Mensch manchmal unflüssig
spricht (sieben bis zehn Prozent des durchschnittlichen Sprechverhaltens),
können stotternde Menschen, beispielsweise in einer ruhigen, gelassenen und
vertrauten Umgebung, fließend sprechen. Persönlichkeiten wie König Georg VI
oder Winston Churchill entwickelten sich, trotz ihrer Beeinträchtigung, zu den
bemerkenswertesten Rednern ihrer Zeit.

 Therapien für Betroffene
Das Phänomen Stottern lässt sich nicht einfach erklären oder auf eine einzige Ursache zurückführen. Trotz Forschungen auf den Gebieten der Genetik, Neurophysiologie, Psychologie, Linguistik, Pädagogik und Soziologie kann auf die Frage nach dem „Warum“ bis heute keine eindeutige Antwort gegeben werden. „Es gibt kein Medikament zur Heilung des Stotterns, aber viele verschiedene Therapieansätze. Mit Hilfe dieser Therapiemöglichkeiten
kann das Stottern positiv beeinflusst werden. Es muss kein Hindernis zu einem erfüllten, glücklichen Leben sein“, erklärt die Logopädin. 

Bei vielen Kindern im Alter von zirka zwei bis fünf Jahren (80 Prozent) kommt es zu altersgemäßem „Holpern“ beim Sprechen. Bei den Wenigsten entwickelt sich dieses Sprechverhalten zum Stottern. „Wenn sich Eltern wegen der Sprechweise ihres Kindes Sorgen machen, sollten sie sich von einer Fachperson, zum Beispiel einer Logopädin oder einem Logopäden, beraten lassen“, rät Frau Iljadica.

Eltern können ihrem Kind helfen indem sie
–  gute Zuhörer werden und darauf achten, WAS und nicht WIE gesprochen wird.
–   sich über die Sprechweisen nicht ärgern oder ermahnen: „Rede doch einmal schön!“
–   wissen, dass das Schweigen das Auffälligste aller Stottersymptome ist.
–   ihr eigenes Interesse, ihre Lust und ihren Spaß am Sprechen zeigen und mit dem Kind 
    teilen.
–   in liebevoller Zuwendung dem Kind stets vermitteln, dass es mit ihrer Unterstützung
    rechnen kann. 

Kontakt
aks gesundheit GmbH
Kinderdienste
Rheinstraße 61
6900 Bregenz
T 055 74 / 202 – 0
gesundheit@aks.or.at
www.aks.or.at

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