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Weltweite Jagd nach dem Drogenboss "El Chapo"

Der Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells verbrachte lediglich 17 Monate hinter Gittern
Der Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells verbrachte lediglich 17 Monate hinter Gittern ©EPA
Nach der spektakulären Flucht des Drogenbarons "El Chapo" aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko wird weltweit nach ihm gesucht. Die Behörden baten die internationale Polizeibehörde Interpol und befreundete Staaten um Hilfe bei der Fahndung, wie die Zeitung "Excelsior" am Montag unter Berufung auf das Sicherheitskabinett berichtete.
"El Chapo" wieder auf der Flucht


Vor allem an Grenzen und Flughäfen solle nach Joaquin Guzman Ausschau gehalten werden. Es ist bereits die zweite Flucht von “El Chapo” (deutsch: Der Kleine) aus einem Hochsicherheitsgefängnis. In einem Wäschewagen entkam er 2001 aus einer Haftanstalt und wurde erst 2014 wieder gefasst. Guzman war der Kopf des mächtigen Drogenkartells von Sinaloa und einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt.

Unterdessen verhörte die Polizei mehr als 30 Mitarbeiter der Haftanstalt. Darunter seien auch der Gefängnisdirektor und dessen Stellvertreter, berichteten örtliche Medien am Montag. Sowohl Beamte der Anstalt als auch Besucher stünden im Verdacht, den Ausbruch ermöglicht zu haben. Die Ermittler wollten zudem herausfinden, wie “El Chapo” an die Baupläne des Gefängnisses gekommen sei – diese unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe.

Guzman war am Samstag durch einen heimlich gegrabenen Tunnel aus dem Gefängnis El Altiplano in der Stadt Almoloya de Juarez entkommen. Der unterirdische Gang ist nach Angaben der Behörden 1,5 Kilometer lang, rund 1,70 Meter hoch, 80 Zentimeter breit und verfügt über eine Luftzufuhr sowie Beleuchtung. Mit einem Motorrad, das auf Schienen fuhr, wurde die Erde aus dem Tunnel abtransportiert.

Der Tunnelbau war ein echtes Großprojekt: Nach Berechnungen der Zeitung “Reforma” wurden in einer Bauzeit von sechs bis sieben Monaten insgesamt 3.250 Tonnen Erdreich abtransportiert. Das Gefängnispersonal soll von den unterirdischen Arbeiten nichts bemerkt haben, obwohl die Sicherheitsvorschriften eine regelmäßige Radarvermessung des Untergrunds rund um die Haftanstalt vorsehen.

Die Panne verärgerte Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto, der zu Besuch in Frankreich war: “Das ist eine Schande für den mexikanischen Staat.” Er ordnete an, die Umstände der Flucht lückenlos aufzuklären und alles zu tun, um Guzman zu stellen.

Die USA boten ihre Hilfe an. “Die US-Regierung steht zur Zusammenarbeit mit unseren mexikanischen Partnern bereit, um jede Hilfe zu leisten, die zu seiner schnellen Wiederergreifung führen könnte”, teilte US-Justizministerin Loretta Lynch mit. In den USA wird Guzman wegen Drogenhandels und organisierten Verbrechens gesucht.

Die Flucht von “El Chapo” ist ein herber Rückschlag für die Sicherheitsstrategie von Pena Nieto. Seit Beginn seiner Amtszeit Ende 2012 wurden 93 der 122 meistgesuchten Verbrecher des Landes getötet oder gefasst. Die Festnahme von Guzman im vergangenen Jahr war ein großer Erfolg für die Regierung. Jetzt ist der einst mächtigste Drogenboss der Welt wieder auf freiem Fuß.

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