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Weltnichtrauchertag: Raucherrate sinkt zu langsam

Medizin- und Pharmazie-Studierende kämpfen für "Don't Smoke"-Volksbegehren. / Symbolbild
Medizin- und Pharmazie-Studierende kämpfen für "Don't Smoke"-Volksbegehren. / Symbolbild ©dpa/Armin Weigel
Der neue Tabakbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat gezeigt, dass der Anteil der Raucher in der Weltbevölkerung nicht so schnell sink wie erhofft. Geplant waren 30 Prozent weniger Raucher von 2010 bis 2015, was wahrscheinlich aber nicht mehr erreicht wird.

In vielen Ländern wüssten die Menschen immer noch nicht, wie schädlich das Rauchen für die Gesundheit sei. “Die WHO weist darauf hin, dass Tabak nicht nur Krebs verursacht, sondern buchstäblich Herzen bricht”, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tabakkonsum sei nach Bluthochdruck der zweithäufigste Grund für Herzerkrankungen. E-Zigaretten enthielten zwar weniger Giftstoffe, könnten aber auch zu Herzkrankheiten beitragen, warnte die WHO.

Auch bei E-Zigaretten verengten sich beim Nutzer die Arterien, Herzschlag und Blutdruck stiegen an. “Die Langzeitfolgen sind noch unbekannt, aber es wird davon ausgegangen, dass (E-Zigaretten) das Risiko für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und möglicherweise Herzerkrankungen erhöhen”, so die WHO.

Millionen Tote durchs Rauchen

Jedes Jahr sterben nach Schätzungen drei Millionen Menschen in Folge von Tabakkonsum an Herzerkrankungen. 2010 hätten noch rund 60 Prozent der Chinesen nicht gewusst, das Rauchen Herzinfarkte verursachen kann.

Weltweit rauchen rund 1,1 Milliarden Menschen, etwa so viele wie im Jahr 2000. Die Weltbevölkerung ist allerdings gewachsen, so dass der Anteil der Raucher weltweit in der Zeit von 27 auf 20 Prozent (2016) sank. Sieben Millionen Menschen sterben pro Jahr durch ihre Tabakkonsum.

Etwa 24 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 15 Jahre rauchen laut aktueller Gesundheitsbefragung der Statistik Austria täglich – im EU-Schnitt sind es laut Eurostat etwa 18 Prozent. Neben dem Anteil der Aktivraucher ist der Anteil der Passivraucher in Österreich vergleichsweise hoch. “Während im EU-Schnitt etwa 21 Prozent der Bevölkerung angeben, regelmäßig Tabakrauch in Innenräumen ausgesetzt zu sein, sind es in Österreich etwa 28 Prozent – beinahe ein Drittel davon sind Nichtraucher”, führte das laut dem Institut für Höhere Studien (IHS) an.

Raucherrate hänge von Einkommen ab

In Europa werden Hochrechnungen der WHO zufolge im Jahr 2025 Island, Norwegen, Dänemark und Schweden die Klassenbesten mit Raucherraten unter 14 Prozent sein. Wie stark der Anteil der Raucher zurückgehe, hänge auch vom Durchschnittseinkommen der Länder ab, so die WHO. Je höher der Wohlstand, desto stärker der Abwärtstrend. Vorne lägen Nord- und Südamerika sowie Europa.

Im Kampf gegen das Rauchen seien viele günstige Maßnahmen wirksam, etwa umfassende Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Werbeverbote, medizinische Unterstützung bei der Entwöhnung und drastische Warnungen auf Tabakpackungen.

Wien: “Don’t Smoke”-Volksbegehren

Unter dem Namen “Generation rauchfrei” starten die Fachverbände der medizinischen und pharmazeutischen Studierenden eine Kampagne, um das “Don’t Smoke”-Volksbegehren zu unterstützen. Das verlautbarten sie pünktlich vor dem Weltnichtrauchertag (am Donnerstag) am Mittwochvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien.

“Wir lernen täglich die Fakten, die sich nicht mit dem fehlenden Rauchverbot vereinbaren lassen”, sagte Julia Puaschunder, Kampagnenleiterin von “Generation rauchfrei”. Deshalb sei es ihnen wichtig, diese Kampagne zu starten. 431 Personen würden voraussichtlich von 1. Mai bis zur Eintragungswoche des Volksbegehren Anfang Oktober 2018 an den Folgen des Passivrauchens sterben. Auf das Jahr hochgerechnet sterben daran jährlich 1.029 Österreicher. Innerhalb dieser fünf Monate könnten 13.571 Krankenhausaufenthalte durch eine rauchfreie Gastronomie verhindert werden. Jährlich wären das 32.370 Krankenhausbesuche, davon betreffen rund 1.500 Fälle Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren.

300.000 Unterschriften für Volksbegehren

Das Ziel der Kampagne ist es, die noch fehlenden 300.000 Unterschriften für das “Don’t Smoke”-Volksbegehren zu bekommen, um die 900.000-Unterstützer-Marke zu knacken. Die Regierung hat verlautbart, bei 900.000 Unterschriften eine verbindliche Volksabstimmung zu initiieren. Bis Anfang Oktober sollen Fakten zum Thema rauchfreie Gastronomie in der österreichischen Bevölkerung verbreitet werden. “Wir sehen uns als Kampagne, die über die junge Generation einen Sinneswandel erreichen will”, so Puaschunder.

Die Kampagne soll sowohl online über die Homepage “generationrauchfrei.at” und die Social Media-Kanäle Facebook, Instagram und Twitter als auch offline – etwa über das Verteilen von Flyern – stattfinden. Wichtig ist den Initiatoren, dass sie parteiunabhängig sind. “Wir wollen keine Polit-Kampagne daraus machen”, betonte Puaschunder. Auch soll die Kampagne keinen Angriff auf die rauchende Bevölkerung darstellen, sondern gehe um den Nichtraucherschutz und eine rauchfreie Gastronomie.

Unterstützt wird die Kampagne bereits von der österreichischen Hochschülerschaft und der österreichischen Bundesjugendvertretung und “wir sind im intensiven Kontakt mit den Organisatoren des Volksbegehrens”, berichtete Katayoun Myhankhah, Vizepräsidentin des akademischen Fachvereins Österreichischer Pharmazeut_innen (AFÖP). In Zukunft sollen auch anderen Jugendorganisationen sowie Gaststätten ins Boot geholt werden.

APA/red

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