AA

Weingartner erhielt Deutschen Filmpreis in Silber

Der Vorarlberger Hans Weingartner erhielt für "Die fetten Jahre sind vorbei" einen der beiden Deutschen Filmpreise in Silber (400 000 Euro), der zweite ging an "Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marc Rothemund.

Mit sechs goldenen Lolas ist die deutsch-jüdische Familienkomödie „Alles auf Zucker!“ von Dani Levy der große Gewinner des 55. Deutschen Filmpreises. Der liebevoll erzählte Film um zwei ungleiche jüdische Brüder erhielt am Freitagabend in der Berliner Philharmonie den mit insgesamt 500 000 Euro dotierten Preis als bester Spielfilm. Daneben wurde Levy als bester Regisseur geehrt. „Alles auf Zucker!“- Schauspieler Henry Hübchen nahm den Preis als bester Hauptdarsteller entgegen. Er schlug damit Schauspieler wie Bruno Ganz („Der Untergang“) und Ulrich Matthes („Der neunte Tag“). Weitere Lolas gab es für Drehbuch, Musik und Kostümbild zu „Alles Zucker!“.

Auch aus österreichischer Sicht war die Preisverleihung ein Erfolg. Der Vorarlberger Hans Weingartner erhielt für „Die fetten Jahre sind vorbei“ einen der beiden Deutschen Filmpreise in Silber (400 000 Euro), der zweite ging an „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von Marc Rothemund. Burghart Klaußner wurde für seine Rolle eines Unternehmers in „Die fetten Jahre sind vorbei“ zum besten Nebendarsteller gekürt. Als beste Hauptdarstellerin konnte Julia Jentsch einen Preis für ihre Rolle als Sophie Scholl entgegen nehmen. Beste Nebendarstellerin wurde Katja Riemann für ihre Rolle in Oskar Roehlers „Agnes und seine Brüder“. Bernd Eichingers Hitler-Film „Der Untergang“ ging leer aus.

Den Ehrenpreis für ein Lebenswerk erhielt der Regisseur und langjährige Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, Reinhard Hauff („Stammheim“). Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Helmut Dietl würdigten den 66-jährigen Hauff als einen Regisseur, der den deutschen Film maßgeblich geprägt habe.

Erstmals wurden die Gewinner von der neu gegründeten Deutschen Filmakademie gewählt, der 650 Schauspieler, Regisseure, Produzenten und andere Filmschaffende angehören. Bisher war eine von Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) berufene Jury für die Auswahl zuständig gewesen. „Es ist das 55. Mal und doch das 1. Mal, ein Neuanfang“, betonte Akademie-Präsidentin Senta Berger. Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt rund 2,9 Millionen Euro der höchst dotierte nationale Kulturpreis, finanziert wird er weiter von Weiss. Das Preisgeld inklusive Nominierungsprämie für die Filme ist zweckgebunden und muss in die Produktion einer weiteren Regiearbeit fließen.

Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an das Team des Streifens „Rhythm is It!“ über ein Musikprojekt von Sir Simon Rattle für Kinder. „Lauras Stern“ wurde zum besten Kinder- und Jugendfilm gewählt. Die begehrten Trophäen wurden in Anwesenheit von mehr als 2000 prominenten Gästen verliehen, darunter Til Schweiger, Daniel Brühl, Iris Berben, Corinna Harfouch, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Oskar Roehler, Rosa von Praunheim, Leander Haußmann und Wolfgang Becker. Durch die Gala führte Michael „Bully“ Herbig.

S E R V I C E

  • www.deutscher-filmpreis.de

  • Antonin Svoboda: Filmpreis ist wie eine Millionenshow

    „Wir haben nicht mit dem Preis gerechnet, die Konkurrenz war sehr groߓ, freut sich Antonin Svoboda von der Wiener Filmfirma Coop 99 gegenüber der APA über den Deutschen Filmpreis in Silber für „Die fetten Jahre sind vorbei“. Die Coop 99 hat den prämierten Streifen, der 2004 schon im Wettbewerb von Cannes lief, mit der Berliner Firma Y3 Film des Vorarlbergers Hans Weingartner koproduziert.

    Das Preisgeld, das für neue Produktionen zweckgebunden ist, gehe zwar ins Ursprungsland, also nach Deutschland, so Svoboda, den die APA in Berlin erreichte. „Aber da wir den Wunsch haben wieder etwas gemeinsam zu machen, würde es trotzdem sozusagen in der Familie bleiben.“ Konkrete Pläne will Svoboda noch nicht verraten, aber man führe Gespräche mit Weingartner über ein größeres Spielfilmprojekt. „Jetzt man braucht man aber erst einmal Zeit den Druck wieder loszuwerden und sich freizuschreiben. ’Die fetten Jahre sind vorbei’ war ja immerhin erst sein zweiter Film.“

    Die Coop 99, die Svoboda zusammen mit Jessica Hausner, Barbara Albert und Martin Gschlacht betreibt, hat schon auf der diesjährigen Diagonale für ’Die fetten Jahre sind vorbei’, ’Hotel’ und ’Darwin’s Nightmare’ den Preis für Innovative Produktionsleistung gewonnen, den die Verwertungsgesellschaft Audiovisuelle Medien (VAM) stiftet. „Das ist der einzige Produzentenpreis, den es in Österreich gibt. Über den haben wir uns sehr gefreut, aber der hat natürlich eine andere finanzielle Dimension, da geht es um 10.000 Euro.“

    Der Deutsche Filmpreis sei als Event auch eine Publikumsattraktion, so Svoboda. „Das ist wie eine Millionshow. Da kann das Volk via Fernsehen mitfiebern. Sobald es um Kohle geht, ist man irgendwie eingebunden.“ Solche Aktionen würden nicht nur bei der Finanzierung konkreter kommender Projekte helfen, sondern die Bedeutung von Film und Kino generell unterstützen. „Das würde man sich in Österreich schon auch wünschen. Aber ich weiß nicht, ob hier der politische Wille da ist.“

    Deutschland habe als Medienstandort natürlich eine andere Dimension, räumt Svoboda ein, „aber man muss sich ja nicht immer vergleichen mit Deutschland. Auch in Österreich sollte es eine Medienkultur und Standortpolitik geben. Es braucht österreichisches Know How, das ausgebildet und gefördert werden muss. Und da muss man halt investieren. Es gibt ja Unsummen, die allein durch die Gebührenerhöhung vom ORF hereingekommen sind, die liegen widmungsfrei herum. Haneke hat es ja eh immer gesagt: Wenn man Sahne produzieren will, muss man erst einmal Milch machen. Die Hoffnung dass die Österreicher so genial sind, dass sie das bisschen, was sie machen, immer sofort vergolden können, tut einem einem Medienstandort nichts Gutes.“

    home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Weingartner erhielt Deutschen Filmpreis in Silber