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Was tun beim Atomunfall und radioaktiver Strahlung?

©VOL.AT / Tony Walser
Nach dem erneuten Störfall im Schweizer Kernkraftwerk Beznau stellt sich die Frage, was zu tun wäre, wenn wirklich einmal radioaktives Material austritt. VOL.AT hat bei Alexander Becherer, Leiter der Nuklearmedizin im LKH Feldkirch, nachgefragt.
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Hedda Maier aus Hörbranz hat grundsätzlich noch keine Angst vor einer Atomkatastrophe: „Aber sollte die Situation wirklich ernst werden, sollte man sich schon Gedanken machen, was alles passieren kann.“ Im Ernstfall würde die 58-Jährige einen Atombunker aufsuchen oder mit ihrer Familie ins Ausland flüchten. Die Angst vor einer Atomkatastrophe ist auch bei Philipp Wüstner nicht präsent: „Wir brauchen so viel Strom – der muss ja irgendwoher kommen. Ohne Atomkraft geht es einfach nicht.“ Der Dornbirner würde im Fall einer Katastrophe mit seiner Familie zusammen kommen und die letzten Stunden genießen. Turgay aus Bregenz fühlt sich durch diesen Zwischenfall nicht bedroht: „Ich fühle mich sehr sicher in Österreich und kann mir nicht vorstellen, dass etwas passieren wird.“ Auch Helmut Feichtenbock aus Hörbranz hat keine Angst: „Wenn wirklich etwas passiert, dann reagieren die Verantwortlichen schnell und genau.“

Vieles hängt vom Niederschlag ab

Sollte wirklich radioaktives Material austreten, gibt es einige einfache Verhaltensregeln, die man laut Experten unbedingt beachten sollte. Grundsätzlich sind die Auswirkungen davon abhängig, wie stark das Material in Richtung Vorarlberg verfrachtet wird. Wenn dann noch Regen dazu kommt, wäre es mit einer Kontamination des Bodens verbunden. Das hätte dann zur Folge, dass auch die Ernte konterminiert wäre.

Jodtabletten empfehlenswert

„Im Falle eines Austritts von radioaktivem Material ist nach wie vor die Jodprophylaxe unumstritten. Tschernobyl hat uns gezeigt, dass es wirklich wirkt“, weiß Mediziner Alexander Becherer, Leiter der Nuklearmedizin im LKH Feldkirch. Denn in der Ukraine und Weißrussland wurde nach dem Super-Gau in Tschernobyl keine Jod-Prophylaxe durchgeführt, in Polen hingegen schon. „Dort konnte die Auswirkung auf die Schilddrüse völlig blockiert werden. Eine Ausgabe von Jod würde somit dann auch bei uns sinnvoll sein“, so Becherer. Jodtabletten gibt es bereits jetzt in Österreich auf Vorrat, werden aber nur im Ernstfall ausgegeben. „Eine vorbeugende Einnahme, wie bei dem aktuellen Störfall in Beznau, wäre aber kontraproduktiv und könnte sogar gesundheitsschädigend sein“, warnt Becherer

Guter Schutz in eigenen vier Wänden

Sollte es aber zu keinem Niederschlag über Vorarlberg kommen, bieten bereits Häuser einen sehr guten Schutz vor einer vorbeiziehenden radioaktiven Wolke. Dazu sollte man die Fenster geschlossen halten und auf keinen Fall lüften. „Ansonsten würde mit dem Luftstrom auch die radioaktive Wolke durchziehen. Ein Aufenthalt von ein paar Tagen zu Hause wäre dabei sogar ausreichend“, weiß Becherer.

Verdorbene Konserven können mehr Schaden verursachen

Was die Bevorratung von Nahrungsmitteln betrifft, wenn wirklich eine nukleare Katastrophe eintreffe, dann empfiehlt es sich Mineralwasser und Nahrungsmittel in Konserven zu Hause zu haben. Diese können auch nachträglich nicht konterminiert werden. „Man sollte nur darauf achtgeben, dass die Lebensmittel nicht abgelaufen sind. Durch verdorbene Konserven fügt man sich akut sicher mehr Schaden zu als durch eine vorbeiziehende Wolke“, erklärt Becherer. Im Normalfall ist das, was in einem normalen Haushalt vorrätig ist, auch ausreichend. Wenn es wirklich zu einem extremen Störfall käme, wären ganz andere Maßnahmen notwendig.

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