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Walser, Menasse, Flimm und Lohner beim ersten Literaturfest Salzburg

Salzburg-Stadt - "Sprach:Spiel" hieß der bunte Eröffnungsabend, mit dem das erste "Literaturfest Salzburg" am Mittwoch,mit kräftiger Unterstützung der Politik (120.000 Euro Subvention vom Start weg) aus der Taufe gehoben wurde.

Am Donnerstagabend ging der Literatur-Event im Großen Saal des Mozarteums mit einer Lesung von vier prominenten Schreib- und Bühnen-Künstlern weiter. Martin Walser, Robert Menasse, Jürgen Flimm und Helmut Lohner lasen zum Thema “Sprach:Gefühl”.

Natürlich stürzte sich Martin Walser in seinen aktuellen, von der Kritik überwiegend positiv rezensierten Roman “Der liebende Mann”, in dem der Autor die Liebe des 74-jährigen Goethe zur 55 Jahre jüngeren Ulrike Levetzow ins Zentrum stellt. Und ohne zu erklären, ob diese verbürgte Geschichte der späten Liebe des Dichterfürsten auch mit seinem, Walsers, Leben direkt verbunden ist, gewann er sein Publikum mit klaren Sätzen und klugen, übersichtlich gebauten Gedanken in vielleicht zeitlos gültiger Sprache über die Liebe und ihre Grenzen.

Robert Menasse entschied sich anders und verzichtete auf seinen aktuellen Roman “Die Erziehung der Lust”. Stattdessen präsentierte er zwei brandneue Geschichten aus einem Erzählband, der 2009 unter dem Titel “Ich kann jeder sagen” erscheinen wird. Fulminant, wie Menasse über ein naiv-lebensmutiges Blondchen und ihren gescheiterten Boxer erzählt und dabei herzergreifend, aber nicht ganz ohne formale Brüche die olfaktorische Entwicklungsgeschichte von “Chanel Nr. 5” zu “Egoiste” nachzeichnet.

Amüsant und zugleich aufschlussreich lasen danach der Salzburger Festspiel-Intendant Jürgen Flimm und Bühnen-Altstar Helmuth Lohner aus dem jahrzehntelangen Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und seinem Verleger Siegfried Unseld vom Suhrkamp-Verlag. Diese bis weit nach 23.00 Uhr dauernde Parade des Streitens, Forderns, Vorwerfens, sich Windens, Schimpfens und sich Drückens war bestens geeignet, Einblick zu bekommen in das wohl immer komplizierte Verhältnis zwischen Autor und Verleger. Und zugleich sind diese Briefe unterhaltsame und persönliche Zeugnisse ungeschminkter Bernhard’scher Kompromisslosigkeit und der hohen Kunst des Briefeschreibens.

Am Freitag geht es weiter mit einer szenischen Text-Collage, zu der Jürgen Flimm, Sunnyi Melles, Susanne Schäfer und Ulrich Peltzer ins Republic laden. Am Samstag kommt Michael Köhlmeier mit einer Vier-Stunden-Lesung über die griechische Mythologie, und in “Sprach:Klang” sollen dann Leute wie Albert Ostermaier, Lydia Daher oder Mieze Medusa in einem Slam Poetry der Verbindung von Sprache und Musik nachspüren. Von Christoph Lindenbauer

Details unter Tel. (0662) 88 50 48 und www.literaturfest-salzburg.at

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