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Wahlkampf macht krank

Der Wahlkampf mit seinem Dauerstress kann krankmachen - und zu teils körperlichen Zusammenbrüchen führen. Letztes Opfer dieser Entwicklung ist FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der bei einem Wahlkampfeinsatz in Dornbirn nach Magenkrämpfen ins Spital gebracht werden musste und Infusionen erhielt.

Tags zuvor erst war BZÖ-Spitzenkandidat Jörg Haider nach einem Insektenstich unter Vollnarkose operiert worden, wobei er nur wenige Stunden danach ungeachtet des Eingriffs das TV-Duell mit dem grünen Bundessprecher Alexander Van der Bellen bestritt.

Die ständige Medienpräsenz vor allem in Wahlkampfzeiten hatte auch schon dem ehemaligen FPÖ-Chef Mathias Reichhold gesundheitlich stark zugesetzt. Reichhold musste im Wahlkampf 2002 wegen einer übergangenen Angina mit Rückfall und Herz-Rythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo er auch einige Tage bleiben musste. Die FPÖ litt schon damals unter schweren Turbulenzen, schlechten Umfragewerten und mehreren Wechseln an der Parteispitze.

Prominente Gesundheitsopfer von Wahlkämpfen waren bisher auch der ehemalige Bundespräsident Thomas Klestil und die SPÖ-Politiker Franz Vranitzky, Viktor Klima und Rudolf Edlinger sowie von der ÖVP der frühere Parteichef und Ex-Vizekanzler Alois Mock. Den ehemaligen ÖVP-Chef Karl Schleinzer hatte im Wahlkampf 1975 ein Sekundenschlaf im Auto sogar das Leben gekostet.

Im Nationalratswahlkampf 1999 hatten sich sichtlich die Spitzenpolitiker der SPÖ verausgabt. Ende September musste Viktor Klima, damals Parteichef und Bundeskanzler, nachts wegen starker Schmerzen im Bereich der rechten Schulter ins Spital: Diagnose – leichte Lungenentzündung. Das Fernseh-Duell mit seinem ÖVP-Kontrahenten Wolfgang Schüssel wurde um einige Tage verschoben.

Zwei Tage später kam die nächste Hiobsbotschaft: Der damalige Finanzminister Rudolf Edlinger (S) erlitt einen Kreislaufkollaps und musste letztlich wegen einer leichten Lungenentzündung für fünf Tage ins Spital.

Im Wahlkampf 1995 musste sich der damalige SPÖ-Chef Bundeskanzler Franz Vranitzky geplagt von Grippe und Fieber dem TV-Duelle mit ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel stellen. Die schweren Pulver brachten den Kanzler zum Schwitzen. Er musste sich mehrmals mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischen.

Unvergessen bleibt auch der katastrophale Fernsehauftritt von Alois Mock nach dessen Wahlniederlage 1986. Mit steinerner Miene trat der geschlagene ÖVP-Parteichef vor die TV-Kameras. Noch heute wird gerätselt, ob der öffentliche Zusammenbruch das erste Anzeichen von Parkinsonscher Krankheit war, die Mock jahrelang zu verbergen suchte.

Bei Strache hatte sich die Anstrengung bereits in den vergangenen Tagen abgezeichnet – hörbar durch eine immer heiser werdende Stimme. Mit Stimmproblemen hatte 1992 im Bundespräsidentschaftswahlkampf auch Thomas Klestil zu kämpfen – Tribut nach 270 Wahlkampfauftritten.

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