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Wahlkampf in Frankreich

Die Stichwahl um die französische Präsidentschaft zwischen Nicolas Sarkozy (UMP) und Ségolène Royal (PS) ist angelaufen.

In Frankreichs amerikanischen Überseegebieten und in Botschaften und Konsulaten in Nord- und Südamerika begann die Abstimmung für eine Million Wahlberechtigte am Samstag, einen Tag früher als im Mutterland. Insgesamt 44,5 Millionen Franzosen rund um den Globus sind bis Sonntagabend aufgerufen, den als Favoriten geltenden Ex-Innenminister Sarkozy oder die Sozialistin Royal für fünf Jahre zum Staatsoberhaupt zu küren. Das Mandat von Amtsinhaber Jacques Chirac läuft am 16. Mai ab.

Die weltweit mit Spannung verfolgte Präsidentenwahl bringt in jedem Fall einen Generationswechsel: Auf den 74-jährigen Chirac folgt entweder der 52-jährige Sarkozy oder die ein Jahr ältere Ex-Umweltministerin Royal. Erstmals hat überdies eine Frau die Chance, das höchste Staatsamt in Frankreich zu bekleiden. In Umfragen lag Sarkozy seit Wochen klar in Front. Der Abstand vergrößerte sich seit dem TV-Duell vom Mittwochabend sogar noch. Bei der ersten Wahlrunde hatte Sarkozy 31,18 Prozent erhalten und sich damit gut fünf Punkte von Royal abgesetzt, die mit 25,87 Prozent ins Stechen einzog.

Zum Abschluss des Wahlkampfs kämpfte Royal noch bis zuletzt um die Millionen Wähler der Mitte des Zentrumspolitikers Francois Bayrou. Am Freitag hatte sie den Ton gegen die „Gefahr“ Sarkozy weiter verschärft. Sie warf ihrem Rivalen in Brest vor, „Angst und Vergeltung zu schüren“ und die „dunkle Seite der menschlichen Natur anzustacheln“. Die Sozialistin sicherte den Franzosen zu, „eine schützende Präsidentin“ sein zu wollen. „Ich werde mich gut um Euch kümmern“, sagte sie vor etwa 15.000 Menschen.

Sarkozy bedauerte seinerseits, dass seine sozialistische Rivalin den Wahlkampf „ein wenig in der Gewalt, in einer gewissen Form von Fieberhaftigkeit“ beendet habe. Royal sei offenbar von den Umfragewerten getrieben. Sie spüre, „wie der Boden unter ihren Füßen weggleitet“, sagte er im Alpenort Glières.

Der Tageszeitung „Le Parisien“ sagte Sarkozy, bei einem Wahlsieg wolle er sein Amt am 17. Mai um null Uhr antreten. Genau zu diesem Zeitpunkt läuft das zweite und letzte Mandat Chiracs ab. Bei zwei früheren Wahlen hatte der Wahlsieger zwei oder drei Tage früher sein Amt angetreten. Sarkozy kündigte als erste Gesetzesvorhaben Abgabensenkungen auf Überstunden, Steuerererleichterungen auf Immobilienkredite sowie härtere Strafen für Wiederholungs-Täter an. Nach einer Beschwerde der Wahlkampfleitung Royals veröffentlichte der „Parisien“ das Gespräch nur auf seiner Internetseite und druckte es nicht ab. Royals Berater hatten darauf hingewiesen, dass ab Samstag der Wahlkampf eingestellt sei, was auch für Medienveröffentlichungen gelte.

Der Urnengang begann Samstag Mittag (MESZ) auf der kleinen Inselgruppe Saint-Pierre et Miquelon vor Kanada. Es folgten Gebiete von Französisch-Guyana in Südamerika bis Neukaledonien im Pazifik, aber auch Frankreichs diplomatische Vertretungen unter anderem in Brasilien, New York und Washington. Eine Million Wahlberechtigte waren bereits am Samstag zu den Urnen gerufen. Am Sonntag ab acht Uhr beginnen dann die Wahlen auch auf dem französischen Festland sowie auf den französischen Inseln im Mittelmeer, im Ostatlantik und im Ärmelkanal. Hochrechnungen dürfen mit dem Schluss der letzten Wahllokale um 20.00 Uhr veröffentlicht werden.

Die erste Wahlrunde am 22. April hatte Sarkozy mit 31,2 Prozent vor Royal mit 25,9 Prozent gewonnen, die übrigen zehn Bewerber waren ausgeschieden. Sarkozy will Steuern senken, die Staatsverschuldung abbauen und den Sozialstaat ausdünnen. Royal, die die erste Präsidentin Frankreichs werden könnte, hat mit dem Ausbau des Wohlfahrtsstaates geworben und versprach eine Stärkung der parlamentarischen Demokratie.

Die Wahllokale schließen am Sonntagabend um 18.00 Uhr, in Paris und anderen Großstädten um 20.00 Uhr. Erste Hochrechnungen werden um 20.00 Uhr im französischen Fernsehen veröffentlicht.

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