Waffen, Drogen, TikTok: Türkische Mafia wächst in Europa
Kriminelle Strukturen über Grenzen hinweg
Türkische Mafia-Gruppierungen wie die Daltons bauen ihre Aktivitäten zunehmend in Europa aus – auch in der Schweiz. Das geht aus Recherchen des deutschen Magazins "Focus" hervor. Die Gruppen sind demnach tief in den Waffen- und Drogenhandel verstrickt und nutzen moderne Kanäle wie TikTok zur Rekrutierung neuer Mitglieder.
Tödliche Schüsse in Hannover
Ende Oktober geriet die Dalton-Gang ins Visier deutscher Ermittler, nachdem in der Innenstadt von Hannover ein 27-jähriger türkischer Staatsbürger erschossen wurde. Mehrere weitere Personen wurden verletzt. Türkischen Medien zufolge war die tödliche Auseinandersetzung Teil eines Revierkampfs zwischen den Daltons und einem kurdischen Geschäftsmann aus der Berliner Glücksspielszene.
Fall: Dalton-Mafia in Europa
- Gruppe: Türkisches Mafia-Syndikat „Daltons“ – benannt nach Comic-Figuren
- Aktiv in: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Griechenland, Türkei
- Anführer: Baris Boyun (41), 2024 in Italien festgenommen, unter Hausarrest
- Rekrutierung: Über TikTok mit Versprechen von Geld, Macht & Status
- Vorgehen: Drive-by-Shootings, Einschüchterung, Schutzgelderpressung, Drogen- & Waffenhandel
- Schwerpunkt Deutschland: Revierkämpfe in Berlin, Hannover – auch gegen kurdische Clans
- Beispieltat: Unternehmer in Berlin-Spandau vor seinem Kind niedergeschossen – bleibende Schäden
- Urteile: 6 Jahre Haft für Anführer Ahmet D. (34), je 4 Jahre für Komplizen Eyüp Y. und Bedri C. (beide 21)
- Schweizer Spur: Dalton-"Sprecher" Mahir kommuniziert über Schweizer WhatsApp-Nummer
- Interpol-Warnung: Internationale Banden wie Holdings organisiert – Gefahr für Staatssicherheit
Stand: 13. November 2025
Spur in die Schweiz
Laut "Focus" meldete sich ein Sprecher der Daltons über eine Schweizer WhatsApp-Nummer und rechtfertigte die Tat. Das Opfer habe sich respektlos gegenüber der Dalton-Familie verhalten. Es sei ein Racheakt gewesen. Zudem drohte er dem kurdischen Geschäftsmann mit weiteren Gewaltakten.
Kopf der Organisation in Hausarrest
Als Drahtzieher der Dalton-Gang gilt der 41-jährige Baris Boyun. Er wurde im Mai 2024 in Italien festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Die italienische Polizei überwachte seine Wohnung. Die abgehörten Gespräche bildeten laut "Focus" die Grundlage für die Anklage. Boyun soll ein Terrornetzwerk aufgebaut haben, das von Italien aus Anschläge in der Türkei plante. Seine Verbindungen reichen demnach bis in die Schweiz und nach Deutschland.
Interpol warnt vor globaler Vernetzung
Der ehemalige Generalsekretär von Interpol, Jürgen Stock, schlägt Alarm. Laut ihm professionalisieren sich kriminelle Gruppen zunehmend und agieren wie internationale Konzerne. Eine Interpol-Analyse aus dem Jahr 2023 zeige, dass die gefährlichsten Kartelle auf allen Kontinenten vernetzt sind. Stock warnt vor einer "Epidemie grenzübergreifender Kriminalität" mit potenziell destabilisierender Wirkung auch für europäische Staaten.
(VOL.AT)
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