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Waffen, Blüten, Gaunerrequisiten

Feldkirch/VN - Das Kriminalmuseum in der Polizeischule: Eine Schausammlung für starke Nerven.
Waffensammlung des Kriminalmuseums

Einen wahren Fundus an beschlagnahmten Waffen birgt das Kriminalmuseum im Bildungszentrum der Sicherheitsexekutive in Feldkirch-Gisingen. Die Lehrmittelsammlung der Vorarlberger Polizei ist nichts für Zartbesaitete: Neben säuberlich registrierten Pistolen, Gewehren, Schlag- und Stichwaffen sowie Mordwerkzeugen der Marke Eigenbau kann der Polizei-Nachwuchs im Kriminalmuseum auch Falschgeld, Suchtgift-Utensilien und Einbruchswerkzeug unter die Lupe nehmen.

„Hier liegt so ziemlich alles, womit in den vergangenen Jahrzehnten in Vorarlberg geschossen wurde, sagt Michael Beyrer, hauptamtlicher Lehrer für Straf- und Privatrecht. Er zeigt auf einen sogenannten „Werndl-Karabiner“. Die Militärwaffe – in den Nachkriegsjahren noch in vielen Vorarlberger Haushalten zu finden – hat eine besonders tragische Geschichte. „Mit diesem Gewehr spielten zwei Brüder in den 1950er-Jahren. Es war geladen, ein dreijähriger Bub kam ums Leben.“ Weniger tragisch, dafür besonders erfinderisch sind die alten Wildererwaffen mit Schalldämpfer. „Die konnten schnell in Einzelteile zerlegt und im Rucksack verstaut werden“, weiß Beyrer.

„Bis an die Zähne bewaffnet“

Eine ganze Reihe von Schrotflinten und Maschinenpistolen hatte die Polizei im Zuge der Zuhälterkonflikte in den 70er- und 80er-Jahren beschlagnahmt. Auch diese sind im Kriminalmuseum in durchaus erklecklicher Anzahl zu finden. „Die Zuhälter waren damals bis an die Zähne bewaffnet, dazu gehören auch natürlich auch die Schlagringe, die wir hier haben“, erklärt der Polizeilehrer. Von besonderer krimineller Energie zeuge etwa eine abgesägte Schrotflinte mit Lederriemen, die der Täter „elegant im Ärmel eines Trenchcoats“ verschwinden lassen konnte.

Schießender Spazierstock

Aber auch Skurriles gibt es zu bestaunen. Schießende Spazierstöcke und Kugelschreiber etwa – oder eine Pistole, die in einem Laib Brot versteckt wurde. Besonders bizarr: Ein Gewehr im Geschenkspapier, das in den 1970er-Jahren unter einem Christbaum lag. „Der Mann wollte seine Ehefrau damit erschießen. Um den Abzug zu betätigen, bastelte er eine Vorrichtung. Die Frau wurde glücklicherweise nur verletzt“, erzählt der Exe­kutivbeamte.

Die Waffen und Gaunerrequisiten werden hauptsächlich als Anschauungsmaterial für angehende Polizisten aufbewahrt. Beyrer: „Hier können die Schüler sehen, welche Waffen verboten bzw. melde- oder waffenscheinpflichtig sind. “ Weiters wird das gut sortierte Arsenal zu Schusswaffenvergleichen herangezogen. Laut Beyrer konnten schon etliche Fälle geklärt werden, nachdem den Zeugen im Kriminalmuseum ähnliche Waffen vorgelegt worden waren.

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