Diese Unterstufe sollte folglich erhalten bleiben: Eine Zusammenführung zu einer gemeinsamen Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen würde nach Ansicht von Josef Pröll nämlich nur zu einem Einheitsbrei bzw. einer Novellierung nach unten führen. In Vorarlberg stößt dies auf Zu- und Widerspruch. Wolfgang Türtscher, AHS-Professor und Leiter der Volkshochschule Bregenz, findet die ÖVP-Position vernünftig, wie er im Gespräch mit den VN erklärt: Die AHS-Unterstufe hat sich bewährt und sollte deshalb nicht abgeschafft werden. Alle Versuche, diese Schulstufe zusammenzulegen, seien nicht erfolgreich gewesen.
Im Gegenteil. In der gemeinsamen Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen sieht er denn auch eine gewisse Sozialromantik. Es gebe nun einmal viele Kinder, die schon im Alter von zehn Jahren zu besseren Leistungen in der Lage seien. Und sie sollten daher auch in Zukunft in einem Gymnasium entsprechend gefördert werden. In einer Gesamtschule sei dies jedenfalls nicht möglich, ist Türtscher überzeugt. Die Unabhängige Bildungsgewerkschaft (UBG) und die Vorarlberger LehrerInnen-Initiative kritisieren dagegen die ÖVP-Haltung: Pröll zementiert also die altbekannte ÖVP-Linie, nimmt die strukturellen Mängel der aus dem 19. Jahrhundert stammenden zweigliedrigen Schulorganisation in Kauf und begründet dies damit, dass ,der Einheitsbrei zur Nivellierung nach unten führt. Er widerspricht damit allen Experten und internationalen Studien, die die Bildungsentscheidung am Ende der Volksschulzeit für zu früh halten, so UBG-Obmann Gerhard Rüdisser.
Türtscher sieht indes Handlungsbedarf beim Übergang von der Volksschule in die AHS-Unterstufe. Unter anderem durch ein Prognoseverfahren in der dritten Klasse soll die Entscheidung über die weitere Schullaufbahn erleichtert werden. Von der Mittleren Reife, einer Abschlussprüfung für Hauptschüler, die bei einem positiven Abschluss zu einem Aufstieg in die AHS-Oberstufe ermächtigen soll, hält Türtscher nicht viel: Wenn die Noten im Zeugnis in Ordnung seien, sollten keine Hürden mehr errichtet werden, meint er und vermutet, dass die Mittlere Reife weniger der Überprüfung der Schüler als der Überprüfung der Schulen dienen soll.
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