Der ÖVP-Politiker und ehemalige Suchard-Manager machte sich als Verfechter und Mitverhandler des EU-Beitritts Österreichs einen Namen, unter seiner Führung gelang dem Land auch der Rückkauf der Vorarlberger Illwerke.
Landeshauptmann von 1987 bis 1997
Purtscher übernahm die Amtsgeschäfte am 9. Juli 1987 von Langzeit-Landeshauptmann Herbert Keßler. Am 2. April 1997 zog sich Purtscher nach einer rund zehnjährigen Amtszeit zugunsten von Herbert Sausgruber zurück. “Einiges ist mir nicht so gelungen, wie ich es erhofft habe. Und doch habe ich mehr erreicht, als ich mir eigentlich erwarten durfte. Und dafür bin ich dankbar”, resümierte Purtscher nach seinem Rücktritt. Bei seiner Antrittsrede als Landeshauptmann erklärte er, Politik sei für ihn “stetes Suchen, Hoffen, Werten, Finden, Verbessern, Lernen, eine ewige Unruhe und eine ewige Unvollkommenheit”.

Purtscher holte die Illwerke zurück
Höhepunkte seiner politischen Laufbahn waren neben dem EU-Beitritt Österreichs auch die erfolgreichen Bemühungen um die Vorarlberger Illwerke. Nach zähen Verhandlungen gelang dem Land der vorzeitige Rückkauf der Aktienmehrheit vom Bund.

Aber auch die Gründung des “Technikum Vorarlberg” – der heutigen Fachhochschule in Dornbirn – fiel in Purtschers Amtszeit, ebenso kam in seiner Amtszeit 1990 mit der späteren Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer erstmals eine Frau in die Landesregierung. Zwei Mal verteidigte er bei Landtagswahlen als Spitzenkandidat der ÖVP die absolute Mehrheit (1989 und 1994).
Purtschers politische Karriere begann 1955 in der Gemeindevertretung seiner Heimatgemeinde Thüringen (Bezirk Bludenz). Von 1964 bis 1997 gehörte er dem Vorarlberger Landtag an. 1974 wurde der Wirtschaftsbündler Landtagspräsident, bis er 1987 als Wunschkandidat Keßlers zum Landeshauptmann gewählt wurde.

In seiner Zeit als Landtagspräsident wurden die Landesverfassung und die Geschäftsordnung des Landtags reformiert. Stets betonte er die Notwendigkeit einer europäischen Friedens- und Wertegemeinschaft, zugleich setzte er sich für ein “Europa der Regionen” ein.
Vom Bauernsohn zum Generaldirektor zum Landeshauptmann
Purtscher stammte aus einfachen Verhältnissen, aus einer großen Bauernfamilie. Nach Volks- und Handelsschule war der erst Sechzehnjährige zum Kriegsdienst nach Italien eingezogen worden. Die Handelsakademie in Bregenz-Mehrerau absolvierte Purtscher nach dem Krieg, anschließend studierte er als Werkstudent an der Universität Innsbruck, wo er 1953 zum Doktor der Rechte promovierte. Das Studium finanzierte er sich als Buchhalter bei der Firma Lorünser-Leichtmetallwerke in Schlins (Bezirk Feldkirch), deren kaufmännischer Direktor er nach Studienabschluss wurde.
1965 trat er bei der Suchard-Schokoladen-GmbH in Bludenz ein, übernahm 1966 die Geschäftsführung, baute das Unternehmen durch Erwerb von Mirabell (Grödig bei Salzburg, 1975) und Bensdorp (Tulln, 1985) aus und wurde 1984 – bis zur Bestellung zum Landeshauptmann – zum Generaldirektor der Jacobs-Suchard-Gruppe Österreich bestellt. Purtscher ist seit 1954 mit seiner Frau Gretl verheiratet und Vater dreier Töchter. Aus Anlass seines 90. Geburtstags erscheint das vom Historiker Karl-Heinz Lauda herausgegebene Buch “Martin Purtscher – Ein politisches Leben für Vorarlberg und Europa”.


(APA)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.