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Vorarlberger Suchtexperte Haller sieht in Kokain kommende Volksdroge

Vorarlberger Psychiater glaubt auch an eine Legalisierung von Cannabis
Vorarlberger Psychiater glaubt auch an eine Legalisierung von Cannabis ©VOL.AT/Philipp Steurer
Vorarlberger Suchtbericht 2018: Der Psychiater und Suchtforscher Reinhard Haller sieht in Kokain die kommende Volksdroge.
Vorarlberger Suchtbericht 2018
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Das erklärte Haller am Dienstag bei der Präsentation des Vorarlberger Suchtberichts 2018. Haller, der den Suchtbericht als Drogenbeauftragter des Landes gemeinsam mit einem Forscherteam verfasst hat, stellte eine starke Zunahme beim Kokain-Konsum fest. Beim Thema Cannabis stelle sich angesichts der weltweiten Akzeptanz die Frage, wie man in Zukunft damit umgehen wolle. Derzeit werde beim Cannabis ja geradezu eine Mystifizierung betrieben, so Haller. “Es hat eine gewisse Heilwirkung, sie wird aber maßlos überschätzt”, befand der Experte. Im Rückgang begriffen sei der Heroin-Missbrauch, Heroin werde inzwischen als “Loser-Droge” gesehen.

Fünf Prozent Suchtkranke
Fünf Prozent Suchtkranke ©VLK

600 Vorarlberger sterben jährlich wegen Rauchens

Als “großes Problem” titulierte Haller die Nikotin-Sucht. Laut Haller sterben in Vorarlberg jährlich 600 Personen an den Folgen des Rauchens, während es bei den illegalen Drogen zehn bis 20 Menschen sind. Für die Zukunft gab sich Haller aber optimistisch. Aufklärungsmaßnahmen und die Vernunft der Bürger würden sich gegen die “Unvernunft der Bundesregierung” durchsetzen, zeigte sich Haller überzeugt. Der Nikotin-Konsum werde ebenso zurückgehen wie jener von Alkohol, der sich aber auf hohem Niveau einpendeln werde.

VLK
VLK ©Rauchen auf einen Blick

Verhaltenssüchte

Auch die Verhaltenssüchte werden laut Haller in Zukunft eine große Rolle spielen, “No-na”, so Haller. Eine besondere Herausforderung stelle dabei die Therapie dar, weil man – Stichwort: Handy, Internet, soziale Medien – nicht schlicht auf Abstinenz setzen könne.

Weniger Drogentote
Weniger Drogentote ©VLK

(APA)

Bernhard Amamm: “Vorarlberg ist ein Suchtland”

Bernhard Amman von der Drogenberatungsstelle “Ex und Hopp” zum Drogenkonsum in Vorarlberg:

Bernhard Amann
Bernhard Amann ©VN

Nimmt die Kokainszene in Vorarlberg zu? Wird mehr konsumiert?

Amann: Auf jeden Fall, dass ist gar keine Frage. Alle Suchtmittel (auch Amphetamine) nehmen in Vorarlberg zu. Vorarlberg ist ein Suchtland. Auf die Anzahl der Drogenkonsumenten gerechnet ist Vorarlberg die Nummer eins in Österreich. Wien kann man nicht zählen, weil da viele von anderen Bundesländern in die Statistik hineinkommen. Aber die meisten können  mit ihrem Drogenkonum umgehen. Für den Großteil ist es Konsum statt Sucht. Die einen konsumieren Alkohol nach der Arbeit und andere halt Cannabis oder anderen Sachen.

Welche Gesellschaftsschichten konsumieren am ehemesten Kokain?

Amann: Ich kenne Firmenabteilungen, bei denen fast jeder konsumiert. Also es betrifft eher die Mittel- und Oberschicht. Die haben nämlich einen hohen Leistungsanspruch und nehmen daher Koks um die Leistung zu steigern und auch zur Selbstmedikation. Bei denen ist es keine Sucht sondern Konsum. Ganz enorm ist der Konsum von Koks in der Gastronomie der Wintersportszene. Die haben lange Arbeitstage und nehmen es, um ihre Leistung erbringen zu können.

Wie kommen diese Personen zu ihren Drogen?

Amann: Die haben zumeist direkte Connections. Sie kaufen nicht von der Straße und sind vorsichtiger. Daher sind sie auch schwieriger zu verfolgen. Teilweise haben sie über Connections direkten Kontakt in Anbauländer und schalten damit Zwischenhändler aus.

Wird das Darknet zum zunehmenden Problem?

Amann: Das Darknet ist eine andere Geschichte. Klar wird es zum zunehmenden Problem. Allerdings bewegen sich da andere Konsumenten. Da wird eher experimentiert, auch weil es gefährlicher ist. Im Darknet geht es für Anbieter eher um Gewinnmaximierung. Es ist unkontrollierbarer und das ist das große Problem dabei.
 

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