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Vorarlberger mit höchstem Wissenschafts-Preis ausgezeichnet

©APA
Dornbirn, Bildstein - Der Bildsteiner Computerwissenschaftler Gerhard Widmer erhält die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich im Bereich der Wissenschaften vergibt - den, auf 1,4 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis.

Mit 15 Jahren hat Gerhard Widmer genervt von Beethoven die Musik hingeschmissen, heute zählt er mit seinen Forschungsarbeiten an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Musik zu einem internationalen Pionier und sein Team zu den leistungsfähigsten Gruppen weltweit auf diesem Gebiet. Vom Hauch der Esoterik, der seiner Grundlagenforschung nach Widmers eigener Einschätzung am Beginn anhaftete, ist heute nichts mehr zu bemerken, wie erste kommerzielle Anwendung und verschiedene Patente beweisen.

Mit seinen Gruppen in Linz und Wien arbeitet Widmer an neuen intelligenten Computermethoden im Zusammenhang mit Musik. Dabei geht es nicht nur um die Analyse der Interpretation von Musikstücken durch einen Künstler und als Nebeneffekt die Fähigkeit von Computern, Musik wie große Meister zu interpretieren. Widmer entwickelt auch Computeralgorithmen, die riesige digitale Musiksammlungen nach bestimmten Kriterien durchsuchen und ordnen können und mittlerweile kommerziell eingesetzt werden.

Eigentlich sollte Widmer, geboren am 6. April 1961 in Dornbirn, selbst Musiker werden. Die Anfänge verliefen auch vielversprechend wie 1974 der erste Preis beim Landes-Instrumentalwettbewerb Vorarlberg am Klavier beweist. Doch mit 15 Jahren hatte er genug von klassischer Musik, “ich wollte nichts mehr zu tun haben mit Beethoven”. Er wandte sich dem Jazz zu, doch für eine Zukunftsplanung war ihm dieses Genre zu unsicher. So inskribierte er “eher zufällig” Informatik an der Technischen Universität (TU) Wien, ein Studium, das er 1984 mit Auszeichnung abschloss und dem er ein Masterstudium an der University of Wisconsin und ein Doktoratstudium wiederum an der TU Wien anschloss.

Widmer war Assistent am Institut für Medizinische Kybernetik und Artificial Intelligence der Universität Wien, wo er von 1997 bis 2004 als außerordentlicher Professor tätig war. 1992 gründete er und leitet seither die Arbeitsgruppe für Machine Learning und Data Mining am Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence. 2004 wurde er schließlich zum Professor und Vorstand des Instituts für Computational Perception der Universität Linz berufen.

Die Verbindung seiner Leidenschaft Musik mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war am Anfang nicht leicht für Widmer. Lange habe er nicht gewagt, in einen Antrag auf Förderung durch den Wissenschaftsfonds FWF diese Verbindung zur Musik hineinzuschreiben, “weil ich Angst hatte, dass das als zu esoterisch abgelehnt wird”. Schlagartig geändert habe sich das durch die Zuerkennung des START-Preises 1998 – womit Widmer übrigens erst der dritte Wissenschafter ist, der nach dem START- auch den Wittgenstein-Preis bekommen hat.

Die Zeiten, wo er aufgrund seiner Arbeit scheel angesehen wurde, seien vorbei, allein aufgrund der rasanten digitalen Entwicklung in der Musik und Musikindustrie. “Wir arbeiten nicht mehr in der Nische, es gibt nichts mehr Esoterisches an unserer Arbeit”, sagte Widmer. Dabei hat er am Beginn überhaupt nicht an die Anwendung gedacht, “ich habe mir den Luxus gegönnt, reine Grundlagenforschung zu machen”. Mittlerweile betrachtet es Widmer als “Luxus, beides, nämlich Grundlagen- und angewandte Forschung” machen zu können.

Musik ist Widmer allerdings nicht nur Arbeitsinhalt, sondern auch Hobby – “zu mehr fehlt mir aber die Zeit und die Nerven, um etwa vor Menschen aufzutreten”. Mittlerweile hat sich aber auch die Einstellung des Vater eines Sohnes gegenüber klassischer Musik wieder geändert: “Beethoven ist wunderbar.”

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