Die Krankenpflegerin Anette Wieser und ihr Mann Franz, Angestellter bei einer Maschinenbaufirma, sind seit fünf Jahren die Pflegeeltern von Benni. Aber ein zweites Pflegekind, ein jüngeres Geschwisterchen für Benni wird ihnen vom Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfes seit Jahren mit immer anderen, neuen Begründungen. Die Eltern vermuten, es geht schon lange nicht mehr um das Wohl der Pflegekinder, sondern nur noch darum, zu zeigen, wer am längeren Hebel sitzt.
Immer neue Begründungen
Nach Abschluss des Pflegeelternkurses im Jahr 2012 bekommen sie zunächst gar kein Pflegekind. Erst als sie von einem Reihenhaus in ein neues Haus umzogen, bekamen sie Benni. Als sie sich nach einem zweiten Pflegekind erkundigen, heißt es, sie sind zu alt. Tatsächlich bekommen aber sogar deutlich ältere Paare Pflegekinder anvertraut. Dann heißt es, sie seien doch nicht zu alt, aber es gebe gerade keine geeigneten Pflegekinder. Und das obwohl, gerade zu der Zeit in verschiedenen Medien händeringend nach Pflegeeltern gesucht wird. Schließlich wird Familie Wieser mitgeteilt, sie seien zwar tolle Eltern für ein Pflegekind, ein zweites könnte sie aber überfordern.
Überforderung?
Auf Anfrage des ORF Vorarlberg verweist das Vorarlberger Kinderdorf immer wieder auf den Datenschutz. Angesprochen auf den Fall Wieser sagt Geschäftsführer Christoph Hackspiel: "Es kann sich, das möchte ich ganz allgemein sagen, mit der Zeit dann herausstellen, dass doch gewisse Überforderungssituationen da sind. Und wenn dann der Wunsch nach einem zweiten Pflegekind aufkommt, dass wir da auch durchaus sagen, dass wir nicht glauben, dass das in der Situation günstig ist." Herr und Frau Wieser falle es schwer, dem Kind klare Grenzen zu setzen.
Der Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch wurde erst sehr spät mit diesem Konfliktfall befasst. Den Umgang des Vorarlberger Kinderdorfes mit diesem Fall sieht er kritisch. "Es ist zu spät eine wirklich nachvollziehbar begründete Rückmeldung an die Familie erfolgt. Zum Zweiten hat die Pflegefamilie schon nachvollziehbar vorlegen können, dass sie teilweise auch mit mangelnder Wertschätzung behandelt wurden."
(Red.)
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