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Vorarlberger Bauwirtschaft zieht Bilanz zum Halbjahr

Schwarzach - Das Konjunkturhoch in der Vorarlberger Bauwirtschaft macht sich durch die gute Auftragslage und ein deutliches Wachstum in allen Bereichen bemerkbar, erklärt Innungsmeister Peter Keckeis. Sorgen bereiten aber Rohstoffmangel und neue Gesetze mit wenig Wirkung und viel Aufwand.

Auch beim geplanten Raumplanungs- und Grundverkehrsgesetz hätte man sich aus der Sicht der Praxis mehr wirkungsvolle Lösungen für die Zukunft erwartet, anstatt mit regulatorischen Maßnahmen vor allem Kosten und Verwaltungsaufwand zu erhöhen, betont Günther Ammann, Sprecher der Immobilienwirtschaft in der WKV.

Die Bilanz zum Halbjahr fällt bei der Vorarlberger Bauwirtschaft erfreulich aus. Das Wachstum der Bauunternehmen liegt regional unterschiedlich im zweistelligen Bereich – vor allem Bauprojekte von Industrie und Gewerbe füllen die Auftragsbücher, aber auch der Wohnbau mit dem gemeinnützigen Wohnbau an der Spitze sowie Tiefbauprojekte sind im ganzen Land zu finden. Mit einem Auftragsstand von über 25 Wochen ist Vorarlberg derzeit österreichweit führend, berichtet Innungsmeister Peter Keckeis. Diese Langfristigkeit in Relation zu früheren Jahren erlaubt eine bessere Planung auch in personeller Hinsicht – ein großes Problem ist nach wie vor der Facharbeitermangel.

Nicht gerüstet für den Katastrophenfall

Sorgen bereiten den heimischen Bauunternehmen die fehlenden Rohstoffe in Vorarlberg und der Deponiebereich. Obwohl Vorarlberg ein „steinreiches Land“ ist, müssen gerade Baumaterialien wie Wasserbausteine teilweise über weite Distanzen hergeführt werden. Dies führt zu mehr Umweltbelastungen und höheren Kosten, im Katastrophenfall jedoch hat Vorarlberg keine notwendigen Materialien zur Verfügung, gibt Keckeis zu bedenken. Ähnlich ist die Situation im Deponiebereich. Es gibt zu wenig Deponien im Land, deshalb zu hohe Preise und zu lange Anfahrtswege. Keckeis fordert eine sinnvolle regionale Aufteilung und unterstützt die derzeit laufende Rohstoff-Studie, die in enger Zusammenarbeit zwischen Land und Wirtschaft entsteht.

Immobilienmarkt bleibt auf hohem Niveau

Der Vorarlberger Immobilienmarkt zeigt sich nach wie vor äußerst dynamisch, Immobiliensprecher Günther Ammann rechnet jedoch langsam mit einer Beruhigung. Gründe für die extreme Preis-entwicklung der letzten Jahre sind die starke Nachfrage nach dem in Vorarlberg sehr begrenzten Grund und Boden, aber auch steuerliche Belastungen wie die Immobilienertragssteuer und die Grunderwerbssteuer haben zu einem starken Preisschub geführt. Dazu kam die überhitzte Bau-konjunktur und der generelle Trend, vermehrt in Immobilien zu investieren. Die Spitze dieser Entwicklung ist laut Ammann jetzt erreicht. Das ungeschriebene Gesetz von Angebot und Nachfrage wird sich durchsetzen, denn Investoren erwarten Renditen. Das heißt: Wohnen muss leistbar bleiben und die Politik ist gefordert, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, die wirtschaftliches Arbeiten für Betriebe möglich machen.

Lob und Kritik für Raumplanungs- und Grundverkehrsgesetz

Eine zentrale Forderung der Bau- und Immobilienwirtschaft im Interesse aller Beteiligten konnte erfüllt werden: Die Gesetzesvorlage sieht keine neuerliche steuerliche Belastung vor. Auf der an-deren Seite kritisiert die Bauinnung, dass Unternehmen künftig weniger Möglichkeiten haben wer-den, dagegen vor allem die Gemeinden in den Bereichen Raumplanung und Grundverkehr deutlich mehr Einfluss bekommen. Wie die Erfahrung zeigt, hat sich dieser Einfluss der Gemeinden in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Baudichten bzw. Vertragsraumplanung negativ ausgewirkt. Günther Ammann nennt die Kritikpunkte: „Die Enteignungen und Einschränkungen sind meines Erachtens verfassungsrechtlich bedenklich. Leider wird die Wirtschaft immer weiter eingeschränkt, da stellt sich die Frage, wer das notwendige Steueraufkommen für unseren Lebensstandard erwirtschaftet, wenn nicht die Unternehmen und ihre Mitarbeiter.“ Ein weiterer Nachteil der vorliegenden Gesetzesentwürfe ist, dass sie zu einem immensen Verwaltungsaufwand führen und im Endeffekt sicher weiter preistreibend in allen Baubereichen sind.

Wunsch der Bau- und Immobilienwirtschaft

Es ist nachvollziehbar, dass die Landesregierung Maßnahmen gegen die Baulandhortung setzten will. Allerdings wehrt sich die Bau- und Immobilienwirtschaft gegen eine einseitige Beschränkung. So muss beispielsweise künftig ein neu gewidmetes Grundstück innerhalb von sieben Jahren bebaut werden. Außerdem gilt beim Erwerb von unbebauten Grundstücken eine Grenze von fünf Hektar, was eine Benachteiligung von Unternehmen darstellt, kritisiert Ammann. Eine zentrale Forderung der Bau- und Immobilienwirtschaft ist die Ausgewogenheit. Die Kommissionen sollten künftig fair und paritätisch besetzt sein. Vor allem fordert die Bauinnung eine raumplanerische Unterstützung der Kommunen durch eine zwingende Genehmigung der räumlichen Entwicklungskonzepte (REKS) und der Flächenwidmungspläne durch die Landesraumplanung. Außerdem soll eine Schlichtungsstelle auf Landesebene verhindern, dass Gemeinden im Rahmen der Vertragsraumplanung preistreibende Vorgaben verlangen können. „Dieses Instrument der Vertragsraumplanung wurde zwar geschaffen, um raumplanerische Ziele durch die Kommunen zu realisieren. In der Realität wird es jedoch von den Kommunen für preistreibende Vorgaben an die Bau- und Immobilienwirtschaft benützt, was letztendlich der Konsument bezahlen muss und sicher nicht den Intentionen der Landesraumplanung entspricht.“

Fazit der Bauwirtschaft

Die Vertreter der Bau- und Immobilienbranche vermissen bei der Gesetzesvorlage eine langfristige Betrachtung der Entwicklung in Vorarlberg genauso wie volkswirtschaftlich sinnvolle Überlegungen. Anstatt Antworten auf die vor uns liegenden Herausforderungen der Zukunft zu geben, beschäftigt sich das Gesetz mit Lösungen für die Vergangenheit. Zentrale Instrumente des Gesetzes sind Eingriffe in den Markt, Beschränkungen für die Wirtschaft und gleichzeitig eine Stärkung für die Kommunen, die Landwirtschaft und die gemeinnützigen Bauträger. Insgesamt enthält dieses neue Gesetz negative Auswirkungen vor allem für die nächste Generation: Es bringt noch höhere Kosten und einen deutlich größeren Verwaltungsaufwand, ohne eine sinnvolle gestaltende Wirkung für ein künftiges modernes Vorarlberg zu erzielen.

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