Vorarlberg: Viele Lehrer ohne abgeschlossenes Studium im Einsatz

Bis vor kurzem wurde der Lehrer mit Sondervertrag vor allem mit dem fachpraktischen Unterricht in Berufsschulen und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) in Verbindung gebracht. Mittlerweile sind aber auch an allgemeinbildenden Pflichtschulen (Volksschule/Neue Mittelschule/Sonderschule/Polytechnische Schule) viele Lehrer ohne abgeschlossenes (passendes) Lehramtsstudium im Einsatz – wobei es aber erhebliche Unterschiede je nach Bundesland gibt.
Jeder zehnte Pflichtschullehrer betroffen
In Wien und Vorarlberg ist fast jeder zehnte Pflichtschullehrer mittels Sondervertrag beschäftigt. Grundsätzlich seien das in Wien Lehramtsstudenten an Pädagogischen Hochschulen (PH) im letzten oder vorletzten Semester, hieß es aus dem Stadtschulrat. Nötig sei das vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich bzw. in Mathematik, aber auch in Englisch. Darüber hinaus müssen zudem für den muttersprachlichen Unterricht Lehrer mit Sondervertrag angestellt werden, manchmal auch für den Sport- und Musikunterricht. Meist erhalten diese eine halbe Lehrverpflichtung, um daneben ihr Studium beenden zu können.
Auch in Vorarlberg sind es vor allem PH-Studenten, die schon vor ihrem Abschluss an den Pflichtschulen unterrichten. Dazu kommen Pädagogen mit Uni-Lehramt bzw. Hochschulabsolventen aus dem In- und Ausland, die “ihr” Fach vorerst ohne pädagogische Ausbildung unterrichten. Diese werden im Regelfall mit einem recht hohen Stundenausmaß angestellt – im Schnitt sind es 16 Wochenstunden.
Sonderverträge sind in anderen Ländern die Ausnahme
In anderen Bundesländern gibt es dagegen nur vereinzelt Sonderverträge an Pflichtschulen – etwa in Oberösterreich, wo nur insgesamt zwölf Personen mit einem solchen unterrichten. Studenten werden dafür nicht eingesetzt, sondern AHS-Lehrer oder Pädagogen, die in einem anderen als ihrem angestammten Fach unterrichten. In den kommenden Jahren könnte sich das aber aufgrund der anstehenden Pensionierungswelle ändern – etwa in Deutsch.
Praktisch ebenfalls “nicht notwendig” sind Sonderverträge im Burgenland. Es gebe genügend gut ausgebildete Lehrer, die sich bewerben würden. Sonderverträge vergebe man nur in Ausnahmefällen – wenn zum Beispiel ein spezieller Musiklehrer gesucht werde und dieser über eine andere Ausbildung verfüge. Ähnlich in Tirol: Sonderverträge gebe es nur in ganz speziellen Fällen, beispielsweise wenn keine geprüfte Lehrperson für ein spezielles Instrument an einer Musikschule zur Verfügung steht. Die größte Sondervertrags-Gruppe stellen Lehrer für den muttersprachlichen Unterricht dar.
Zu wenig Lehrer aufgrund von Pensionierungen
In Niederösterreich ist ein knappes Prozent der Pflichtschullehrer per Sondervertrag tätig. Rund die Hälfte sind PH-Studenten. Aufgrund der geografischen Lage sind darunter auch Native Speaker für Tschechisch, Slowakisch und Ungarisch im Rahmen der Förderung der Nachbarsprachen. Dazu kommen noch Handwerker wie Tischlermeister, die im “Poly” im Fachbereich Holz unterrichten. Aufgrund von Pensionierungen werden in den kommenden Jahren auch in Niederösterreich mehr Sonderverträge erwartet. Schwierig werde es vor allem an den NMS, wo es bereits jetzt wenige Bewerber auf der Warteliste gebe.
Ebenfalls auf ein knappes Prozent Sonderverträge kommt Salzburg: Auch hier sind darunter ausgebildete AHS-Lehrer oder Quereinsteiger, die ein anderes abgeschlossenes Studium wie etwa Sportwissenschaften aufweisen. Dazu kommen ebenfalls Handwerker oder Tanzpädagogen, die nur für einige wenige Unterrichtsstunden (meist ein bis vier Wochenstunden) angestellt sind.
Die gleiche Größenordnung an Sondervertrags-Lehrer unterrichtet auch in Kärnten. Auch hier sind viele dieser Pädagogen als Native Speaker tätig bzw. für die Abdeckung des zweisprachigen Slowenisch-Unterrichts an NMS. In Randregionen decken sie mangels Bewerbern mit entsprechender Lehramtsprüfung auch Fachlehrerstunden ab. Dazu kommen Behindertenpädagogen und Lehrer für den muttersprachlichen Zusatzunterricht.
(APA)
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