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Vorarlberg trotzte der Krise

Gute Aussichten für Vorarlbergs Wirtschaftstreibende.
Gute Aussichten für Vorarlbergs Wirtschaftstreibende. ©AP
Krise hin oder her: Das "Ländle" hat sich mit Anstand aus der Affäre gezogen. Auch gemessen an Außenhandel ist Österreichs westlichstes Bundesland Musterschüler.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend hat das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Rahmen des FIW Projektes eine Studie publiziert, die auf einer neu entwickelten Methode zur Einschätzung des Außenhandels der neun NUTS 2-Regionen in Österreich beruht. Aus Vorarlberger Sicht erfreulich: Unter den lediglich drei österreichischen Regionen, die einen Handelsbilanzüberschuss erwirtschaften, befindet sich auch das Ländle. Alle anderen weisen teils große Handelsbilanzdefizite auf.

Bedeutung des Außenhandels nimmt zu

Seit über einem Jahrzehnt nahm die Bedeutung des Außenhandels für die meisten österreichischen Bundesländer kontinuierlich zu. So stiegen vom Jahr 1999 bis 2008 die Importquoten gemessen am BIP zwischen 9% und 13%, die Exportquote sogar um 10% bis 22%. Die einzigen Bundesländer in denen dieser Anstieg geringer war, waren Burgenland und Wien, letzteres aufgrund seiner starken Orientierung im Dienstleistungsbereich. Die wichtigsten Export-Bundesländer in Österreich sind Nieder- und Oberösterreich, Steiermark und Wien; ihr Anteil an den gesamtösterreichischen Exporten beträgt jeweils zwischen 15% und 22%.

Handelsbilanz: Vorarlberg vor Krise mit 10,7 Prozent im Plus

Gleichzeitig bestehen allerdings enorme Unterschiede in der Außenhandelswettbewerbsfähigkeit zwischen den Bundesländern. So waren es vor Ausbruch der Krise, in der Periode 2004/2008, nur drei Bundesländer die Handelsbilanzüberschüsse aufwiesen, Vorarlberg (+10,7% gemessen am BIP), Oberösterreich (+7%) und Steiermark (+1,5%), während in allen anderen Bundesländern Handelsbilanzdefizite zu verzeichnen waren, insbesondere im Burgenland ( 17% gemessen am BIP). Diese Unterschiede sind auf die starke Differenzierung in der Wirtschaftsstruktur der Bundesländer zurückzuführen, mit Oberösterreich und Vorarlberg als relativ hochindustrialisierte Bundesländer auf der einen Seite, und einem stark landwirtschaftlich geprägten Burgenland auf der anderen.

Die EU 27 ist der wichtigste Handelspartner für alle österreichischen Bundesländer. Importe aus der EU sind rund viermal höher als Importe aus dem Rest der Welt, die Exporte in die EU 27 sind rund dreimal höher. Nichtsdestotrotz haben die meisten Bundesländer ein Handelsbilanzdefizit vis-à-vis der EU 27, die Ausnahmen bilden Oberösterreich und Vorarlberg. Im Gegensatz dazu weisen alle Bundesländer einen Überschuss im Handel mit dem Rest der Welt auf, mit der Ausnahme von Burgenland, aber selbst hier ist das Defizit mit 0,1% des burgenländischen BIP gering.

Die Wirtschaftskrise traf alle Bundesländer

Während der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 gingen im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich und Kärnten sowohl Importe als auch Exporte stark zurück (um rund 6% bis 12% des BIP), wohingegen Tirol und Vorarlberg weitaus schwächer betroffen waren (Importe: ca. 4,5% des BIP, Exporte: 3%). Eine Konsequenz der Krise war eine Verschlechterung der Handelsbilanz in vielen Regionen, insbesondere in Kärnten und im Burgenland, während es in Tirol und Vorarlberg sogar zu einer Verbesserung kam, da die Exporte schwächer als die Importe fielen.

Insbesondere der Handel mit dem Rest der Welt entwickelte sich während der Krise schlecht da die Exporte im Durchschnitt um rund 1,4% des BIP zurückgingen, die Importe allerdings nur um 0,1%.

Der krisenbedingte Rückgang der Exporte führte wenn man nur direkte Effekte berücksichtigt zu einem geschätzten Beschäftigungsverlust von rund 0,5% bis 1,6% gemessen an der Gesamtbeschäftigung der Bundesländer. Werden allerdings indirekte Effekte hinzugerechnet, z. B. der Rückgang von Vorleistungen zur Exportproduktion, erhöht sich der Rückgang auf 1,2% bis 3% der Beschäftigten. Stark betroffen waren insbesondere Burgenland und Kärnten, während Tirol und Vorarlberg geringere Verluste aufwiesen.

Große regionale Unterschiede in der ADI-Attraktivität

Innerhalb Österreichs herrscht eine stark unterschiedliche Verteilung der Ausländischen Direktinvestitionen (ADI); so ist die Zahl der ADI-Projekte (pro Einwohner) in Wien um drei bis fünfmal höher als in allen anderen Bundesländern. Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und Tirol weisen eine vergleichsweise hohe ADI-Quote aus, während Burgenland und Niederösterreich im österreichischen Vergleich nur eine geringe Zahl an ADI-Projekten lukrieren konnten.

Gleichzeitig unterscheidet sich die Form der ADI stark zwischen den Bundesländern. Während Wien vor allem ADI im Dienstleistungsbereich anzieht, neigen ADI der mittleren und hoch-technologischen Industrie eher nach Kärnten, Oberösterreich und Tirol, und ADI im Bauwesen, Transport und Einzelhandel nach Salzburg zu gehen.

Im Vergleich mit Regionen innerhalb der EU 27, die einen ähnlichen Urbanisierungsgrad/ländlichen Charakter haben, zeigt sich, dass österreichische Regionen nur bedingt wettbewerbsfähig sind. Auf der positiven Seite stechen hier insbesondere Wien, Kärnten, Tirol und Oberösterreich hervor, wohingegen Burgenland und Niederösterreich eindeutig einen Wettbewerbsnachteil haben, da sie eine unterdurchschnittliche Zahl an ADI-Projekten aufweisen.

Werden die österreichischen Bundesländer aber mit EU 27-Regionen verglichen, die in etwa dasselbe Einkommensniveau haben, ergibt sich ein leicht positiveres Bild, da in dieser Hinsicht sowohl Burgenland als auch Niederösterreich zumindest in einigen Sektoren eine gewisse Anziehungskraft für ADI besitzen.

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