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Vorarlberg: Spullersee wird kontrolliert entleert

Der Spullersee wird kontrolliert entleert.
Der Spullersee wird kontrolliert entleert. ©ÖBB
Bis Mitte Jänner 2020 werden rund 250.000 Kubikmeter Wasser kontrolliert abgelassen. Die behördlich vorgeschriebene Entleerung findet im Rahmen der Kraftwerksrevitalisierung statt, um die normalerweise unter der Wasseroberfläche befindlichen Anlagenteile zu überprüfen.

In den Jahren 1919 bis 1925 wurde das Kraftwerk Spullersee von den ÖBB als Bahnstromkraftwerk errichtet. Um für die Zukunft eine effiziente Erzeugung und Nutzung von Bahnstrom, welcher die Züge mit umweltfreundlicher Energie antreibt, zu gewährleisten, wird das Kraftwerk Spullersee von den ÖBB in den kommenden Jahren revitalisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Im Rahmen dieser Kraftwerksrevitalisierung findet derzeit auch eine Entleerung des Speichers statt, um die normalerweise unter der Wasseroberfläche liegenden Anlagenteile wie Triebwassereinlauf und Grundablass zu überprüfen. Nach der gültigen Betriebsvorschrift für das Kraftwerk Spullersee ist die ÖBB-Infrastruktur AG verpflichtet, etwa alle 10 Jahre eine Entleerung des Speichers durchzuführen. Das über mehrere Tage entleerte Volumen entspricht einer Menge von rund 250.000 Kubikmeter Wasser. Das ist weniger als bei einem sommerlichen Hochwasser in 24 Stunden abfließt. Nach Abschluss der Überprüfung und teilweisen Erneuerung der durch die Entleerung zugänglichen Anlagenteile wird der See ab Mai 2020 wieder langsam gefüllt.

Schutz von Natur und Umwelt

Der See wird zunächst ab Dezember 2019 bis 2. Jänner 2020 im Rahmen des normalen Kraftwerksbetriebes auf das Absenkziel von 1.790 Meter über dem Meer gebracht. Um das natürliche Gerinne des Spreubachs zu schonen, soll so viel Wasser wie möglich durch den Kraftabstieg abgeführt werden. Sämtliche Arbeitsschritte werden von den ÖBB-Spezialisten rund um die Uhr beobachtet und kontrolliert. Dies ist einerseits wichtig, um die Einhaltung der Trübwerte des Wassers in der Alfenz zu überwachen, andererseits dient es der ökologischen Beweissicherung, ob alle erforderlichen Auflagen und Vorschriften zum Schutz von Natur und Umwelt eingehalten werden. Diese Beweissicherung erfolgt durch Messung der relevanten Parameter an einer Messstelle direkt am Grundablass und an drei weiteren Messstellen entlang der Alfenz. Sollten Grenzwerte überschritten werden, wird entweder der Abfluss durch den Grundablass gedrosselt oder klares Wasser aus dem Kraftwerk Braz zugegeben.

Zeitplan für die Entleerung des Speichers

  • Dezember 2019: Beginn der ökologischen Beweissicherung
  • Vom 02. bis 07.01.2020: Entleerung über den Kraftabstieg auf einen Wasserstand von rund 1.788 Meter über dem Meer
  • Ab 07.01.2020: schrittweises Öffnen des Grundablasses, Vordotation Spreubach mit 300 Liter Wasser pro Sekunde über mindestens 12 Stunden, danach schrittweise Vergrößerung des Abflusses um 500 Liter Wasser pro Sekunde bis zum freien Durchfluss.
  • Anfang Mai 2020: nach Abschluss der Arbeiten schrittweises Schließen des Grundablasses mit langsamem Wiederaufstau des Spullersees.

Der im Speicher Spullersee verbleibende Restsee weist nach der Entleerung und während der Erhaltungsarbeiten noch immer eine Wassertiefe von rund 10 bis 15 Meter auf.

Baustelle im hochalpinen Bereich

Die Entleerung des Spullersees erfolgt im Rahmen der Kraftwerksrevitalisierung. Voraussichtlich im Sommer 2020 starten dafür die Hauptbaumaßnahmen. Der Fokus liegt dabei auf dem Neubau des Stollenrohrs sowie auf dem Abbau der bestehenden drei Druckrohrleitungen zum Krafthaus. Diese werden durch ein einziges in der Erde verlegtes und künftig nicht mehr sichtbares Stahlrohr ersetzt. Die Herausforderung bei dieser Baustelle ist einerseits die Höhe von über 1.800 Meter im hochalpinen Bereich mit den winterlichen Erschwernissen sowie andererseits die Steilheit des Geländes. Mehrere Meter Schnee und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt sind hier für die Spezialisten an der Tagesordnung. Das optimierte Kraftwerk stellt künftig einen der wesentlichen Eckpfeiler für die bedarfsgerechte und nachhaltige Bahnstromenergieversorgung aus Wasserkraft in Vorarlberg dar.

100 Prozent österreichische erneuerbare Energie

Durch seine bauliche Auslegung ist das Kraftwerk in der Lage, gemeinsam mit dem Kraftwerk Braz die Bahnstromversorgung in ganz Vorarlberg bei Bedarf sicherzustellen. Es kann Lastspitzen aus dem Bahnstromnetz ausregeln, und es dient der Stabilität des ÖBB-Stromnetzes. Das Kraftwerk Spullersee produziert also nicht nur 100% österreichische erneuerbare Energie, sondern fungiert auch als Motor für die regionale Wirtschaft. In der Region West (Tirol und Vorarlberg) betreiben die ÖBB neben Braz und Spullersee noch das Kraftwerk Fulpmes an der Ruetz im Stubaital. Diese drei Kraftwerke produzieren jährlich rund 220.000 Megawattstunden (MWh) Strom. Der Verbrauch der ÖBB in beiden Bundesländern liegt demgegenüber bei rund 275.000 MWh, was dem Jahresverbrauch von ca. 55.000 Haushalten entspricht. Rund 80 Prozent der benötigten Energie für Westösterreich erzeugen die ÖBB in der Region selbst, der Rest wird von Partnerkraftwerken und von der ÖBB Kraftwerksgruppe Stubachtal bezogen.

(Red.)

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