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Vorarlberg: "Finger weg von Landesspitälern"

"Die Landeskrankenhäuser dürfen nicht zum wahlkampftaktischen Spielball werden", mahnt Spitalsdirektor Gerald Fleisch.
"Die Landeskrankenhäuser dürfen nicht zum wahlkampftaktischen Spielball werden", mahnt Spitalsdirektor Gerald Fleisch. ©Drohnenbild: Emir T. Uysal, KHBG
Feldkirch - Spitalsdirektor Gerald Fleisch hält herzlich wenig vom Vorstoß von FP-Parteichef Christof Bitschi, der, wie in den VN berichtet, einen Landtagsantrag zum Thema Sicherheitskonzept in Landesspitälern einbringt.
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Von: Tony Walser (VN)

„Finger weg von den Landeskrankenhäusern. Der Wahlkampf darf nicht dazu führen, dass die wertvolle Arbeit, die in unseren Häusern tagtäglich erbracht wird, zum tagespolitischen Spielball wird.“ Mit diesen Worten kontert Spitalsdirektor Gerald Fleisch (52) einem Landtagsantrag von Parteichef Christof Bitschi (27, FP), in welchem er ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept für Landesspitäler zum Thema macht. Grund für diesen Vorstoß sind laut Bitschi „vermehrte Übergriffe auf Mitarbeiter“. Deshalb schlägt er mehr Securitys in den Krankenhäusern vor und denkt bereits laut über die Einführung von Body-Cams nach.

Spitalsmitarbeiter aus 52 Nationen

In den Landeskrankenhäusern würden Sicherheitsfragen längst umgesetzt, man brauche im konkreten Fall keine Konzeptphase, betont Fleisch in VN-Gespräch und verweist auf ein Vorwort in der Mitarbeiterzeitung „Brennpunkt“ von 2017 (Download). Fleisch: „Die Geschäftsführung hat seit jeher größtes Augenmerk auf die Sicherheit der Mitarbeiter gelegt. Ständig werden mit den Führungskräften der Häuser und dem Betriebsrat Maßnahmen zur adäquaten Sicherheitsversorgung der Mitarbeiter evaluiert und umgesetzt.“ Darüber hinaus würden die Krankenhäuser des Landes für Pluralismus stehen. „Unser Unternehmen würde nicht auf diesem hohen Niveau funktionieren, wenn nicht Mitarbeiter aus 52 Nationen mitarbeiten und unsere Gesellschaft bereichern.“

Eine Vielzahl von Maßnahmen wurde bereits eingeführt. Neben der niederschwelligen Möglichkeit zum systematischen Melden besonderer Vorfälle über eine Onlinemaske im Intranet des jeweiligen Landesspitales sind neuralgische Punkte und sensible Bereiche wie Einfahrten, Wartezonen oder Flure „in sehr großem Umfang kameraüberwacht“, sagt Fleisch. Alle Häuser verfügen darüber hinaus über elektronische Zugangssysteme. Damit kann der Zugang zum Gebäude abhängig von der Tageszeit eingeschränkt werden. Dass sich Teile der 4500 Mitarbeiter mitunter mit rabiaten Zeitgenossen konfrontiert sehen, ist ihm bewusst. „Über ungehaltene, aggressive Patienten kann durchaus ein Hausverbot verhängt werden. In Notfällen werden diese Patienten freilich dennoch aufgenommen.“ Auch die kollegiale Erstbetreuung ist Bestandteil längst fixierter Maßnahmen: „Nach einem Übergriff oder auch traumatisierenden Erlebnissen wie Reanimationen können betroffene Mitarbeiter von einem kollegialen Erstbetreuer unterstützt werden, um in der akuten Phase der Belastungssituation durch einen erfahrenen Kollegen Halt und Orientierung zu finden. Dabei werden speziell ausgebildete Mitarbeiter angefordert.“ Auch professionelles Deeskalieren von Situationen wird in den Landesspitälern den Mitarbeitern seit drei Jahren regelmäßig angeboten. Und ein Sicherheitshandbuch mit wichtigen Regelungen liegt in allen Landesspitälern auf.

Nottaste zur Polizei-Alarmierung

Sowohl in Bregenz und Rankweil als auch in Feldkirch und Bludenz sind Telefone der Ambulanz- und Aufnahmebereiche mit Notfalltasten ausgestattet. Darüber können Direktverbindungen zur Polizei hergestellt werden. Auch externe Sicherheitsdienste stehen im Sold der Spitalsbetriebsgesellschaft. „In Feldkirch und Bregenz wird damit das Ambulanzpersonal unterstützt“, erklärt Fleisch. „Unter dem Gesichtspunkt präventiver Wirkung hat eine unregelmäßige Präsenz zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten den höchsten Impakt.“ Mehr Securitys seien derzeit nicht notwendig.

(VN)

Den Artikel lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Vorarlberger Nachrichten und online auf VN.AT.

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