Das Frühmittelalter war eine Zeit voller Umbrüche. Das Römische Reich zieht sich nach und nach aus dem Süden Germaniens zurück. Ihnen folgen verschiedene germanische Stämme, siedeln sich an und verschmelzen zu den Alamannen. Gleichzeitig verbreitet sich der christliche Glaube in den alamannischen Gebieten. Im sechsten Jahrhundert wurden die Alamannen von den Franken unterworfen und Teil des fränkischen Reiches.
Kaum Fundstücke aus Vorarlberg
Die aktuelle Sonderausstellung “Römer, Alamannen, Christen. Frühmittelalter am Bodensee” des Vorarlberg Museums beschäftigt mit diesen Umbrüchen, vom dritten Jahrhundert bis hin zu Karl dem Großen im achten Jahrhundert. Anhand von Fundstücken aus dem gesamten Bodenseeraum wird das Leben zu dieser Zeit nachgezeichnet. Vorarlberg spielt jedoch dabei eine untergeordnete Rolle. Nur wenige Ausstellungsstücke stammen aus dem Ländle.
Bodenverfärbungen als einzige Hinweise
“Wir haben im Depot ein Dutzend germanische Fundstücke. Wenn man großzügig ist, sind es zwei Dutzend”, erklärt der stellvertretende Direktor Gerhard Grabher. Dies hat mehrere Gründe. Im Gegensatz zu den Römern bauten die Alamannen – selbst mehr ein Sammelsurium verschiedenster germanischer Siedler als ein Volk – keine Steingebäude, sondern Häuser aus Holz und Lehm. Diese sind heute nur schwer zu entdecken, statt Steinmauern hat man nur Verfärbungen im Boden. Im Gegensatz dazu stehen die Gräberfelder. Diese sind leichter zu finden und voller Grabbeilagen wie Waffen und Schmuck. Manche Grabbeilagen sind typisch für Gräber der Alamannen. Und diese Grabbeilagen fehlen in Vorarlberg bisher.
Keine alamannische Ortsnamen im Ländle
Auch Ortschaften, die mit den für Alamannen typischen -ingen und -wil enden, findet man im Rheintal kaum. Die Gründe sind vielseitig. So währte die römische Herrschaft südlich des Bodensees erheblich länger als nördlich. Dort konnten sich die Germanen daher leichter ausbreiten. Auch dürfte das Rheintal mit dem ungezähmten Rhein wenig freien Siedlungsraum abseits der bestehenden Siedlungen geboten haben. Hier ist eine Vermischung mit der keltischen Bevölkerung wahrscheinlicher als neue Ansiedlungen.
Gewaltsame Landnahme wohl eher die Ausnahme
Denn eine kriegerische Landnahme durch die Alamannen im Bodenseeraum dürfte nicht der Standard gewesen sein. Oft sei eine friedliche Ansiedlung wahrscheinlich, in denen sich die Alamannen mit den bisherigen Bewohnern das Land in einer Koexistenz geteilt haben. Der Wandel von einem römisches in ein alamannisches Gebiet dürfte eher ein schleichender Prozess als eine gewaltsame Eroberung gewesen sein.
Neue Belege eher unwahrscheinlich
Auch für Grabher spricht alles dafür, dass es in Vorarlberg keine intensive Landnahme und Eroberung durch die Alamannen im fünften und sechsten Jahrhundert gab. Es wäre zwar möglich, dass man entsprechende Belege noch nicht fand, für sehr wahrscheinlich hält er dies jedoch nicht.
Kooperation führte zu Ausstellung
Entstanden ist die Sonderausstellung aus einer Kooperation des Vorarlberg Museums mit deutschen, schweizerischen und liechtensteinischen Instituten und Museen. Zu sehen war sie bereits im Museum für Archäologie in Thurgau und in Konstanz.
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