Die alte Hohentwiel ist der letzte Jugendstil-Schaufelraddampfer. Gebaut wurde das traditionsreiche Bodensee-Schiff schon vor mehr als 100 Jahren. Kaum zu glauben, aber wahr: Die Hohentwiel hat, erstmals in ihrer langen Geschichte, nach 106 Jahren des Bestehens eine Frau in der nautischen Crew aufgenommen Es ist dies die 23-jährige Vorarlbergerin Conny Simma aus Alberschwende. Sie ist Maschinistin auf dem altehrwürdigen Schiff, mit dem schon so viele Vorarlberger über den Bodensee schipperten.
Die Arbeit "fasziniert mich"
Seit 1. Juni dieses Jahr ist Conny Simma Teil der „Hohentwiel“, die Alberschwenderin befindet sich in ihrer ersten Saison an Bord - beziehungsweise genauer gesagt: unter Deck.
So schlämmt die 23-jährige Bregenzerwälderin etwa ausgefallenen Kalk aus den Kesseln, kontrolliert alle Muttern und Schrauben, erträgt gemeinsam mit ihren Kollegen auf engem Raum stundenlang bis zu 40 Grad Celsius. „Ich finde es faszinierend, was alles ohne Strom und ganz mechanisch möglich ist", sagt sie im Interview mit der "Schwäbischen Zeitung".
Conny Simma meint: „Das erste Mal, als ich diese Maschine gesehen habe, hat es mich total umgehauen. Es war Liebe auf den ersten Blick.“
"Unglaubliches Talent"
Steuermann Robert Kössler bescheinigt seiner jungen Kollegin ein„fast unglaubliches Talent“. Das ihr scheinbar schon in die Wiege gelegt wurde.
Conny wächst mit einem Zwillingsbruder und den beiden jüngeren Geschwistern in Alberschwende auf einem Bauernhof auf. Schon als junges Mädchen packte sie überall an. Es störte sie nicht, ihre Hände schmutzig zu machen. Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder kaufte Conny sich Crossmaschinen, die sie als Team zerlegten und reparierten. Ihr weiterer Weg führte die junge in eine vierjährige Ausbildung zur Maschinenbau- und Automatisierungstechnikerin. Im Anschluss daran war sie in einem großen Unternehmen in der Instandhaltung Excenter und Hydraulik-Press- und Stanzmaschinen tätig.
Doch eines Tages entdeckt Conny Simma in einer Tageszeitung eine Job-Annonce mit dem Titel „Nautische(r) Mitarbeiter/Mitarbeiterin gesucht“.
„Da ich mich schon seit Kindestagen für Dampfmaschinen und die Mechanik der früheren Zeit interessiere, fühle ich mich von Ihrem Stellenangebot sehr angesprochen“, schreibt die jetzige Matrosin in ihrer Bewerbung an Kapitän Adolf F. Konstatzky, wie sie im Nachhinein berichtet.
Bewerbung einer Frau verunsicherte den Schiffs-Kapitän
Der Kapitän ist zunächst überrascht bis verunsichert, schreibt die
"Schwäbische Zeitung". Bisher hatte sich in der langen Geschichte der Hohentwiel nur eine Frau als Matrosin beworben. Wieso er sich für die junge Bregenzerwälderin entschied?
"Wir wollten auch ein Zeichen dafür setzen, dass Frauen sehr wohl in der Schifffahrt willkommen sind. Sie tun dieser testosterongeschwängerten Umgebung gut."
Und so freut sich Matrosin Simma schon jetzt auf das nächste Jahr auf See, wenn das Jubiläum "30 Jahre zweite Jungfernfahrt Hohentwiel" gefeiert wird.
(Red.)
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