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Von Rostock bis München: Zehntausende demonstrieren gegen Pegida

Rund 100.000 Menschen bei Anti-Pegida-Demonstrationen in Deutschland
Rund 100.000 Menschen bei Anti-Pegida-Demonstrationen in Deutschland ©EPA
Noch nie war der Widerstand so groß: Auf bunten Kundgebungen protestieren zehntausende Menschen in vielen deutschen Städten gegen islamistischen Terror und Fremdenhass. Während in Dresden wieder Tausende Pegida-Anhänger auf die Straße gehen, formiert sich in ganz Deutschland eine mächtige Gegenbewegung.
Pegida- und Anti-Pegida-Demos in Deutschland
Bedenkliches Pegida-Vokabular

Zehntausende Menschen sind am Montagabend in ganz Deutschland auf die Straße gegangen, um für Weltoffenheit, ein friedliches Zusammenleben der Religionen und gegen das Anti-Islam-Bündnis Pegida zu demonstrieren. Beide Demonstrationen, die der deutschen Anti-Islam-Bewegung Pegida, als auch die Gegenproteste, verliefen weitgehend ruhig.

Bei einer Demonstration der Pegida und Gegenprotesten in Hannover wurden acht Menschen vorläufig festgenommen, teilte die Polizei mit. Vier Teilnehmer der Pegida-Gruppe Hagida aus Hannover wurden am Montagabend wegen Sachbeschädigung, Widerstandes, versuchter Gefangenenbefreiung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen abgeführt. Unter den rund 200 Teilnehmern seien auch 60 aus dem gewaltbereiten rechten Spektrum gewesen, teilte die Polizei mit.

In Leipzig ging es teilweise heiß her. AP
In Leipzig ging es teilweise heiß her. AP ©In Leipzig ging es teilweise heiß her. AP

In den Reihen der rund 2500 Menschen, die den Aufzug verhindern wollten, seien etwa 300 gewaltbereite Demonstranten linker Gruppierungen gewesen. Während und nach dem Abschluss der Pegida-Demonstration sei es zu massiven Übergriffen einiger Teilnehmer der Gegenproteste gegen die Polizei gekommen.

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Dabei seien vier Personen vorläufig festgenommen worden. Bei der zentralen Gegenversammlung demonstrierten rund 17.000 Menschen friedlich. Bundesweit nahmen nach Schätzungen insgesamt etwa 100.000 Menschen an den Kundgebungen teil.

Dresden: Das “Mekka” der Pegida

Leipzig und Dresden trennen am Montag Welten. An seinem Entstehungsort, Dresden, bekamen die “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes” trotz wachsender Kritik und Spott von Karikaturisten noch einmal kräftigen Zulauf. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich am Montag in Dresden über 25.000 Menschen am zwölften sogenannten Abendspaziergang, um gegen eine angebliche Überfremdung zu demonstrieren – 7000 mehr als zuletzt und so viele wie noch nie.

Pegida-Demo in Dresden. EPA
Pegida-Demo in Dresden. EPA ©Pegida-Demo in Dresden. EPA

In Leipzig formiert sich der Gegenprotest

Ein ganz anderes Bild bot Leipzig, wo rund 30.000 Menschen gegen eine erste Demonstration eines Pegida-Ablegers auf die Straße gingen. Dem Pegida-Aufruf folgten laut Polizei 4800 Islam-Kritiker – die Gegendemonstranten sind damit zehnmal so viele. Dabei kam es vereinzelt zu Rangeleien.

GERMANY COUNTER ANTI ISLAM DEMONSTRATION
GERMANY COUNTER ANTI ISLAM DEMONSTRATION ©EPA

“München ist bunt”

In München nahmen rund 20.000 Menschen an einer Demonstration unter dem Motto “München ist bunt” teil. In Saarbrücken versammelten sich 9000 Menschen zur Protestdemonstration unter dem Motto “Bunt statt braun”.

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Deutschland zeigt sich zerrissen

Warum es bei Pegida und ihren Ablegern in mehreren deutschen Städten eine solch unterschiedliche Entwicklung gibt, dürfte Kommentatoren und Sozialwissenschaftler in den kommenden Tagen beschäftigen. Während beispielsweise in Berlin am Montag der Demonstrationszug wegen Straßenblockaden wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren muss, kann die Bewegung in Dresden auf prominenter Route marschieren – mitten durch die Innenstadt. Insgesamt zeigen in Dresden an diesem Montag etwa 7000 Gegendemonstranten Flagge – deutlich weniger als noch am Samstag, als sich 35 000 Bürger vor der Frauenkirche versammelten.

Tausende zu Mahnwache in Berlin erwartet

Die Spitzen von Staat und Gesellschaft wollten am heutigen Dienstag (18.00 Uhr) gemeinsam am Brandenburger Tor in Berlin mit den Muslimen in Deutschland gegen islamistischen Terror und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen demonstrieren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte nach den Terroranschlägen in Paris Toten vor einer pauschalen Verurteilung der rund vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hatte gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. “Dieser Meinung bin ich auch”, sagte Merkel.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hofft auf eine Signalwirkung durch die gemeinsame Kundgebung in Berlin. “Ich hoffe, dass da ein Wir-Gefühl entsteht. Wir sind Deutschland”, sagte der Bundesvorsitzende Gökay Sofuoglu der “Passauer Neuen Presse”. (APA/dpa/red)

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