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Vom Schmuggeln und Schwärzen

Sigi Schwärzler präsentiert in Kürze sein neues Buch.
Sigi Schwärzler präsentiert in Kürze sein neues Buch. ©Edith Rhomberg
 Sigi Schwärzler präsentiert in seinem neuen Buch spannende Geschichten über das riskante Treiben an den Grenzen. 
Sigi Schwärzler

 

Dornbirn. Die harte Ranger-Ausbildung wählte Sigi Schwärzler (63) damals beim Bundesheer, weil er seine eigenen Grenzen ausloten wollte. Von ganz anderen Grenzen, nämlich unseren Landesgrenzen entlang des Rheins und im Hochgebirge, erzählt er im neuen Buch „Grenzfieber – Land der Schmuggler und Schwärz(l)er“, das am 19. Oktober um 20 Uhr im ORF Dornbirn präsentiert wird. „Im Buch sind einerseits lustige Geschichten von Prominenten enthalten, aber auch waghalsige Überlieferungen der eigenen Vorfahren, welche in diesem Gewerbe aktiv waren“, so Schwärzler. Bei der Buchvorstellung werden Zeitzeugen anwesend sein und erzählen. Darunter ist ein 96-jähriger Zöllner aus Vandans, ein 90-jähriger Harder, der vom Schmuggel über den See weiß, sowie ein 85-jähriger Mann aus Höchst, dessen Vater 1947 an der Grenze erschossen wurde.

Die Abenteuerlust siegte

Zunächst aber zurück zum Heer, zu dem sich Sigi Schwärzler für ein Jahr verpflichtet hatte. „Manche belächelten meinen Mut, weil die Ausfallquote bei der Jagdkommando-Ausbildung sehr hoch war“, erinnert er sich, „und einige zweifelten an meinem Durchhaltevermögen. Genau denen wollte ich es zeigen“. Und so wurde aus ihm der ehrgeizige Kämpfer, der sich bis zum erfolgreichen Ende durchgebissen hat. „Locker sein, aber nicht locker lassen“, ist noch heute einer seiner Leitsprüche. Wie sehr diese actionreiche Zeit außerdem die Abenteuerlust geweckt hatte, spürte er, als er wieder in seiner Heimatstadt war. Vorgesehen war, dass er eines der Sportgeschäfte des Vaters führen sollte. Was vielen anderen mehr als recht gewesen wäre, missfiel dem jungen Hatler ziemlich schnell: geregelte Arbeitszeiten und der Umstand, dass er auf einmal ein Dach über dem Kopf hatte. Das war definitiv nicht seins. „Ich habe den Himmel nicht mehr gesehen“, beschreibt er die trostlose Erkenntnis, die ihn nach fünf Monaten den Job an den Nagel hängen ließ.

Sigi ging zurück zum Österreichischen Bundesheer und machte für die berufliche Karriere diverse Spezialausbildungen. Dazu gehörten Heeresbergführer, -Skilehrer, Flugretter und Fallschirmspringer. Auch die Ausbildung zum Scharfschützen, sowie waffenspezifische Kurse, kamen wie gerufen. Nun war er ganz in seinem Element – viel draußen und auf den Bergen. Das war von da an seine Welt. „Und Angst“, sagt er, „hatte ich damals schon vor nichts und niemandem“. Heute blickt er gern zurück. Unter anderen Highlights waren da 35 Jahre Alpinausbildung mit der Truppe in der Silvretta, wo er über hundertmal mit Grundwehrdienern den Piz Buin bestieg. Sommer und Winter, bei Tag und bei Nacht, hat man gemeinsam viel erlebt und auch so mancher Gefahr getrotzt. „Die jungen Leute haben die Faszination der Berge hautnah gespürt, und viele entdeckten dabei die Liebe zur Natur“, ist der Unteroffizier, der seit 2017 im Ruhestand ist, überzeugt.

Ob er auf seinen Expeditionen auch Schmugglern begegnet ist, ist indes nicht bekannt. „Die Zeit der Schmuggler geht zurück auf wirtschaftlich schwierige Zeiten bitterer Armut in unserem Land, wo viele Männer nicht wussten, wie sie ihre Familien ernähren sollten“, informiert der Vater eines Sohnes. Am häufigsten geschmuggelt wurde im 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Tabak in verschiedenen Varianten, Zucker und Kaffee waren begehrte Güter, die in Österreich rar und teuer waren. Deshalb sah es manch einer als sein gutes Recht, jenseits der Grenze das zu besorgen, was ihm vermeintlich zustand. Davon konnte man, wenn auch risikoreich, leben oder ein Zubrot verdienen. Im Buch nachzulesen sind die Erinnerungen des Kaffeeschmugglers Sepp Alge aus Lustenau. Das Kapitel „Tödliche Begegnung nach Mitternacht“ liest sich wie ein Krimi und „Schmugglerkönig von St. Antönien“ erzählt eine tragische Geschichte aus dem Montafon. Die vielen Kapitel sind in sich geschlossene Geschichten. „So wird man das Buch immer wieder gern zur Hand nehmen“, ist sich Schwärzler sicher. Schmuggeln war natürlich strafbar und die Übertreter wurden verfolgt. Die Zöllner haben zuweilen auf die Schmuggler geschossen und es hat blutige, sogar tödliche Zwischenfälle gegeben. Das Buch Grenzfieber enthält von Sigi Schwärzler akribisch recherchierte Geschichten nicht nur über den Schmuggel von Waren, sondern auch von Menschen und Devisen.

In den Buchhandlungen erhältlich:

„Grenzfieber – Land der Schmuggler und Schwärz(l)er“

Sigi Schwärzler, Steinacker 13b, Dornbirn

Geboren 6.12.1954 in Dornbirn

Hobbys: Bergsteigen extrem, Survival-Touren in Kanada und Alaska, Outdoor Camps für Schüler, Motorradfahren, Skitouren, Fotografieren …

Philosophie: Leben mit Herz, Hirn, Humor und einer gewissen Härte

 

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