AA

Vom Mut zu neuen Wegen

Die Idee der Genossenschaft mehramsee brächte Bregenz der Goldenen Schale näher, findet Architekt Christian Matt.
Die Idee der Genossenschaft mehramsee brächte Bregenz der Goldenen Schale näher, findet Architekt Christian Matt. ©VMH
Bregenz - Die Bahn bei Bregenz zweigleisig und unterirdisch - das hätte „Mehrwert für alle".

Der Bregenzer Architekt DI Christian Matt fragt sich: „Wozu brauchen wir in Bregenz Utopien und ein Bahnfreies Seeufer?” Für die Antwort greift er weit zurück:

„Als im Jahr 610 n. Chr. der irische Mönch Kolumban sein Quartier in Bregenz aufschlug stellte er trocken fest: „Bregenz ist eine goldene Schale voller giftiger Schlangen”. Giftig ist in meiner Heimatstadt im Sinne Kolumbans heute zum Glück nichts mehr, dennoch scheinen die vielen beabsichtigten Veränderungen – besonders im Bereich von der „Pipeline” bis zum „Quellenviertel” eine neue streitbare und demokratische Diskussionskultur zu fördern. Die greift ein Lieblingsthema der Bregenzer auf: ihre goldene Schale, ein wunderbares Naturereignis im Herzen von Europa, der Bodensee am Pfänderhang mit seiner Weite nach dem offenen Westen hin.

Das frei zugängliche Seeufer ist den Visionen unserer Väter und Großväter geschuldet und die Diskussion über die Bahn und den Verkehr am See ist so alt wie deren Existenz. Die Seeufertrasse der heutigen Autobahn A14 – also eine vierspurige Autobahn entlang des Sees durch die Stadt über Neuamerika Richtung Hard – war schon weit gereift, als nach heftiger politischer Auseinandersetzung die heutige Tunnelvariante (Pfändertunnel) bevorzugt und umgesetzt wurde.

Wenn wir jetzt im Zuge dieser starken baulichen Veränderungen in der Innenstadt abermals die Chance ergreifen, einen Diskurs über die Verlegung der Bahn (und vielleicht auch der City-Durchfahrt) in einen Tunnel zu bewältigen, dann nähern wir uns der goldenen Schale mit großen Schritten. Und aus dem „Mehr am See” wird ein Mehrwert für alle, auch für die viel beanspruchte Umwegrentabilität.

Mut zu neuen Wegen

Hier muss man allerdings bereit sein, längst abgetretene Trampelpfade zu verlassen, und man muss sich dem Bewahren des Staus Quo verweigern. Der Utopist, für den es eine andere Möglichkeit gibt, bleibt oft ungehört oder wird als politischer Wirrkopf abgetan. Wer Visionen habe – so ein bekannter Sager – solle den Arzt aufsuchen. Rasch wird dann aus einem kulturellen Akt – der Diskussion um visionäre Ideen – eine gesellschaftliche Diskreditierung des anderen.

Als leidenschaftlicher Bregenzer glaube ich noch immer an die Kraft der Politik und deren Willen zur Veränderung und an ein prosperierendes Bregenz, eingebettet in die bahn- und verkehrsfreie goldene Schale. Und das Warten an den Bahnschranken taucht nur noch in den Erzählungen an unsere Enkelkinder auf.”

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Bregenz
  • Vom Mut zu neuen Wegen