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Volkswagen sucht Winterkorn-Nachfolger und ist um Schadensbegrenzung bemüht

Winterkorn hatte am Mittwoch seinen Posten geräumt
Winterkorn hatte am Mittwoch seinen Posten geräumt
Der deutsche Autohersteller Volkswagen ist nach dem Rücktritt von Konzernchef Martin Winterkorn weiter um Schadensbegrenzung im Abgas-Skandal bemüht. Winterkorn hatte am Mittwoch angesichts des enormen Ausmaßes der Affäre seinen Posten geräumt; über seinen Nachfolger will der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung an diesem Freitag beraten.
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Die Aufarbeitung des Debakels werden den Nachfolger und den Konzern aber noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Die Folgen der Manipulationen von Abgaswerten bei Dieselautos sind noch immer nicht absehbar.

Winterkorn “fassungslos”

Europas größter Autobauer hatte zuvor zugegeben, dass weltweit elf Millionen Motoren mit einer Software ausgestattet sind, um die Messung des Schadstoffausstoßes zu manipulieren. “Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren”, heißt es in der Rücktrittserklärung Winterkorns. Er übernehme die Verantwortung “im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin”.

Ganze Autoindustrie auf dem Prüfstand

Über den Skandal ist die ganze Industrie ins Zwielicht geraten. VW drohen neben strafrechtlichen Konsequenzen Regressansprüche und Strafzahlungen in Milliardenhöhe. In vielen Ländern beschäftigt der Skandal die Politik, Sonderprüfungen werden verlangt oder wurden bereits verordnet. Zudem steht auch die Frage im Raum, ob andere Hersteller ebenfalls bei der Abgasmessung getrickst haben könnten.

Affäre wird zum Politikum

Die Grünen im Deutschen Bundestag fordern von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Überprüfung auch anderer Hersteller. “Er muss nicht nur gegen VW vorgehen. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung muss er auch Modelle von anderen Herstellern prüfen lassen”, sagte die Vorsitzende des Umweltausschusses, Bärbel Höhn, der “Saarbrücker Zeitung” (Donnerstag).

Zugleich warf Höhn Regierung und Industrie “Kumpanei” vor. So habe die EU vor einigen Jahren auch Deutschland aufgefordert, “die Nutzung der sogenannten Abschaltvorrichtungen durch Autohersteller unter Strafe zu stellen. Nach meiner Kenntnis ist das nicht passiert”, sagte Höhn dem Blatt.

Weitere personelle Konsequenzen bei VW möglich

Unterdessen rechnet Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) mit “weiteren personellen Konsequenzen” in den nächsten Tagen. “Wir verlangen auch die Konsequenzen”, so Lies, der Mitglied im VW-Aufsichtsrat ist, am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. “Es geht um die gesamte Struktur bei Volkswagen.” “Jetzt muss es darum gehen, für 600.000 Mitarbeiter, 280.000 allein in Deutschland, die Sicherheit zu schaffen, dass wir die Lage im Griff haben”, sagte Lies.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte rückhaltlose Aufklärung an. Im ARD-Morgenmagazin sagte das VW-Präsidiumsmitglied: “So etwas darf sich bei Volkswagen nicht wiederholen.” Es werde lange dauern, bis das Unternehmen das verloren gegangene Vertrauen wieder herstellen könne. “Der erste Schritt dazu ist, klipp und klar die Dinge auf den Tisch zu legen. Und dazu sind wir entschlossen.” (red/APA)

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