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"VN"-Stammtisch: Mehr Zeit für die Menschen

Rankweil - Trotz der Ankündigung des Landes, mehr Geld für die Heimpflege zur Verfügung zu stellen, ist das Thema noch längst nicht vom Tisch. Über 400 Besucher diskutierten beim emotional geführten "VN"-Stammtisch.

Zu sehr haben die im Herz-Jesu-Heim in Rankweil aufgedeckten Pflegemissstände die Menschen berührt. Entsprechend emotional ging es auch beim gestrigen ,,VN“-Stammtisch im vollbesetzten Vinomnasaal in Rankweil zur Sache. Soziallandesrätin Dr. Greti Schmid und der Vizepräsident des Gemeindeverbandes Bürgermeister Erwin Mohr mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, auf Kosten von Heimbewohnern und Personal zu sparen. Mohr räumte ein, dass die wirtschaftlichen Vorgaben für Benevit wohl ,,zu hart“ gewesen seien. Immerhin wurde eine kostendeckende Führung der Heime verlangt. Was den grünen Klubobmann Johannes Rauch zu der Frage veranlasste, wer denn sage, dass ein Pflegeheim ausgeglichen bilanzieren müsse. Mohr konterte: ,,Die Hälfte der Bewohner sind Selbstzahler.“ LR Schmid wiederum sagte, dass nie eine Vorgabe bestand, zu Lasten der Betreuten zu sparen. Was ihr prompt schallendes Gelächter eintrug.

Schwerer Stand

Einen schweren Stand hatte erwartungsgemäß Benevit-Geschäftsführer Mag. Hansjörg Schmid. Er gab zu, im Falle von Getrud Pleh überreagiert zu haben. Seine Aufgabe als Betriebswirt habe er jedoch nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. ,,Mit tut weh, dass nun die ganzen guten Dinge bei Benevit einfach vom Tisch gekehrt werden“, so Hansjörg Schmid. Auf die Frage, ob der Aufsichtsrat immer noch hinter seinem Geschäftsführer stehe, lobte Erwin Mohr dessen wirtschaftliche Kompetenz. Das andere könne er nicht kommentieren. Das müsse Schmid mit den Mitarbeitern ausmachen. Dennoch gab sich Mohr zuversichtlich, die Situation in den Heimen in den Griff zu bekommen. Sowohl er als auch Greti Schmid kündigten baldige Lösungen an. Über die Höhe des zusätzlichen Betrags wird demnächst entschieden. Außerdem wird das in Erprobung befindliche Modell der Pflegebedarfserhebung ausgeweitet (die ,,VN“ berichteten).

Mitbestimmung

SP-Gesundheitssprecherin Dr. Elke Sader forderte neuerlich einen klar festgelegten Personalschlüssel und AK-Präsident Hubert Hämmerle die Einbeziehung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse. Die aber wünschen sich nur eines: mehr Zeit für ihre Arbeit an den Menschen.

Eine “solide Pflegeleistung”

Langeweile kommt beim Amtsarzt der Landesregierung Dr. Christian Bernhard derzeit nicht auf. Denn nach der Diskussion um Pflegemängel in Seniorenheimen ist ihm die Aufgabe zugefallen, alle 51 Heime des Landes zu kontrollieren. Die von der Benevit geführten Heime kann Bernhard mitt­lerweile als erledigt abhaken. Sein Resümee: In sechs der sieben Häuser wird eine ,,solide Pflegeleistung“ erbracht. Das Herz-Jesu-Heim in Rankweil, welches die Debatte erst ins Rollen gebracht hat, bezeichnet der Amtsarzt als ,,unrühmliche Ausnahme“. Ein Grund für die dort aufgetretenen Pflegemängel könnten seiner Ansicht nach die Leitungswechsel gewesen sein, die das Personal orientierungslos werden ließen.

Positive Antworten

Die außertourliche Einschau ist mit den Bezirkshauptmannschaften als erster Kontrollinstanz akkordiert. ,,Ich gehe nicht wildern“, merkt Bernhard lachend an. Doch die Arbeit ist eine andere als üblich. Stehen bei normalen Routinekontrollen vornehmlich die Hygieneabläufe auf dem Prüfstand, agiert Dr. Christian Bernhard an der Schnittstelle zwischen Medizin und Pflege. Und da gibt es für ihn ,,klare Fragen“: Sind die Rahmenbedingungen so, dass keine Bewohner gesundheitlich zu Schaden kommen? Erfolgt eine ordentliche Mobilisation? Wird auf die richtige Lagerung geachtet, was besonders bei Bettlägerigkeit ein wichtiger Faktor ist, und wird bei jedem Heimbewohner gefördert, was an Fähigkeiten noch vorhanden ist? Nach dem, was Bernhard bisher gesehen hat, lassen sich diese Fragen positiv beantworten. ,,Was jedoch nicht heißt, dass es nichts zu verbessern gibt“, schränkt er ein. Das gilt besonders im Personalbereich. ,,Die Personaldecke darf nie so dünn sein, dass bei zwei Krankenständen schon die Pflegequalität leidet“, merkt Christian Bernhard unverblümt an.

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