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"VN"-Interview mit Josef Pröll

Länder haben weiter Spielraum, Bergbauern nicht benachteiligt: Österreichs Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) über "grünen Pakt" und Vogelgrippe.

VN: Wie ist die Verteilung der Agrarförderungen innerhalb von Österreich gelaufen? Die Bergbauern hatten Bedenken, zu kurz zu kommen.

Pröll: Das ÖPUL-Programm wurde durch den „grünen Pakt“ ersetzt. Er hat die drei Säulen Bergbauernprogramm mit 276 Mill. Euro pro Jahr, Umweltprogramm für naturnahe Landwirtschaft und die Investitionsoffensive. Die Höhe der Mittel wurde nicht gekürzt. Es gibt auch keine Schräglage zwischen Grünland- und Ackerbauern. Die Prozentsätze sind gleich geblieben.

VN: Wozu eine Investitionsoffensive?

Pröll: Wir lassen 30 Prozent in die Förderung der Vermarktung fließen. Der grüne Pakt ist eine klare Neuorientierung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Das Geld soll vor allem Junge ermutigen, neue Erwerbszweige anzugehen. In Vorarlberg gibt es da schon tolle Initiativen.

VN: Vorarlbergs Landwirte haben also jetzt ein fertiges Patentrezept?

Pröll: Die Länder haben weiterhin ihre Spielräume. Die Stellschrauben sind erst noch zu fixieren. Die Feinabstimmung überlassen wir den Ländern. Sie können auch weiterhin zusätzliche Marchen einsetzen und sich damit regional orientieren. Bei gesunden Landeshaushalten bin ich sehr zuversichtlich.

VN: In die ersten Tage Ihres EU-Ratsvorsitzes fiel die Vogelgrippe. Haben Sie das Problem im Griff?

Pröll: Wir managen in Österreich gemeinsam mit den Veterinären die Krise gut.

VN: Und im EU-Rat?

Pröll: Ich werde eine aktive Rolle spielen. Wir treffen uns monatlich. Am kommenden Montag werden wir uns mit der Frage befassen, was Europa tun kann. Die Impfung, die in den Niederlanden jetzt gemacht wird, lehne ich ab. Es soll auch kein Geflügel aus diesem Land ausgeführt werden. Weiters beschäftigen wir uns mit der finanziellen Schadensabgeltung.

VN: Von welchen Schäden durch die Vogelgrippe sprechen Sie?

Pröll: Wir haben in Österreich bei Geflügel einen Konsumrückgang von 15 bis 20 Prozent. Wenn es zu Massenkeulungen kommt, was ich nicht hoffe, sind die Schäden natürlich enorm.

VN: Die Temperaturen werden im Frühling wieder steigen, dann sinkt auch das Risko der Infektion mit dem H5N1-Virus.

Pröll: Unser klares Ziel ist es, den Virus in der Wildvögelpopulation von der Nutztierhaltung fernzuhalten. Ich hoffe auch, dass es zu keiner Epidemie unter den Wildvögeln kommt.

VN: Ein anderes Thema: Mit welcher Einschätzung sehen Sie dem Wahlausgang entgegen? Die ÖVP liegt ja erheblich hinter der SPÖ.

Pröll: Wir sind die einzigen, die die Finanzen in den Griff bekommen haben und auch halten werden. Mit Schüssel bleiben wir klare Nummer eins.

VN: Zweckoptimismus ist in allen Parteien angesagt. Könnten Sie sich einen Vizekanzler Pröll unter dem Chef Gusenbauer vorstellen?

Pröll: Ich schließe aus, dass ich mit Gusenbauer im Boot bin. Er ist seit 20 Jahren in der Politik und noch immer ein Lehrling.

VN: Sie können ja ganz gut mit den Grünen. Sind Sie ein Sympathisant von Schwarz-Grün?

Pröll: Ich habe mit allen ein geordnetes Gesprächsverhältnis. Mit den Grünen habe ich inhaltlich – leider – viel zu tun. Und eine gute Ausstellung zu übernehmen, ist noch keine Annäherung. Ich arbeite für Schüssel, basta.

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