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Völlig unerwarteter Abgang von "König" Gebrselassie

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Noch vor wenigen Wochen hatte Haile Gebrselassie den Olympia-Marathon 2012 in London als sein letztes großes Ziel ausgegeben, am Sonntag erklärte der Weltrekordhalter nach seiner verletzungsbedingten Aufgabe in New York dann aber völlig überraschend seinen Rücktritt.

Der 37-jährige “Wunderläufer” aus Äthiopien war nicht nur aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen (2 x Olympiasieger, 4 x Weltmeister, 27-facher Weltrekordler), sondern auch wegen seiner umgänglichen Art über fast zwei Jahrzehnte eine der schillerndsten Figuren in der Leichtathletik.

Kam schon seine Aufgabe bei seinem New-York-Debüt unerwartet – er hatte die kürzlich aufgetretenen Knieprobleme für sich behalten -, versetzte der ansonsten stets lächelnde Wunderläufer die Öffentlichkeit kurz darauf mit seinen tränenreichen Abschiedsworten erst recht in Erstaunen. “Ich habe nie an Rücktritt gedacht. Aber heute ist der Tag dafür. Lasst mich aufhören und ab jetzt andere die Arbeit machen, lasst mich einen anderen Job tun und gebt den Jungen eine Chance”, erklärte der gerührte Gebrselassie vor verdutzten Journalisten und humpelte anschließend aus dem Saal.

Wenige Stunden zuvor hatte er auf seinen letzten Metern vor der Aufgabe nach noch den später siegreichen Gebre Gebrmariam angefeuert und diesem quasi das Zepter übergeben: “Ich bin sehr, sehr traurig. Haile ist etwas Besonderes. Haile ist der große König. Auch wenn er aufhört, können wir so viele Dinge von ihm lernen”, meinte sein Landsmann.

Der 1,64 Meter große Gebrselassie war seit seinen ersten internationalen Auftritten im Jahr 1992 bei der Junioren-WM mit Gold über 5.000 und 10.000 m zum Sinnbild der Dominanz der ostafrikanischen Läufer auf den langen Stadionstrecken und später auf der Straße geworden. Nach vielen erfolgreichen Jahren auf den langen Bahndistanzen mit zwei Olympiasiegen über 10.000 m (1996, 2000) und vier WM-Titeln prägte er erwartungsgemäß auch das Geschehen auf der Marathondistanz entscheidend mit.
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2002 bei seinem Debüt über die längste olympischen Laufdistanz in London noch von Dauerrivale Paul Tergat und Khalid Khannouchi besiegt, nahm er dem Kenianer Tergat dessen 2003 aufgestellten Marathon-Weltrekord (2:04:55 Stunden) schließlich 2007 in Berlin ab. Ein Jahr später verbesserte er die Marke am selben Ort auf die noch heute gültige Bestzeit von 2:03:59. Das erträumte Olympia-Gold im Marathon hat Gebrselassie aber nie realisieren können. 2008 in Peking verzichtete er auf einen Start und auch London 2012 wird nun ohne ihn über die Bühne gehen.

In seiner Heimat wird der unter zehn Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene oftmals als bester Langstreckenläufer aller Zeiten titulierte Gebrselassie geradezu heldenhaft verehrt. Deshalb stehen für den seit Jahren auch als Immobilien-Geschäftsmann erfolgreichen Familienvater vom Einstieg ins Trainer- oder Funktionärsgeschäft bis zu einer politischen Karriere viele Wege offen.

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