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Vier Meter Illhochwasser

Bild: Das Gasthaus Krone und die Heilig Kreuz Brücke mit den "Hochwasser-Schauern".
Bild: Das Gasthaus Krone und die Heilig Kreuz Brücke mit den "Hochwasser-Schauern". ©Manfred Bauer, Stadtarchiv Feldkirch
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Am 15. Juni jährt sich die Überschwemmung der Stadt Feldkirch durch ein verheerendes Hochwasser zum 100sten Mal.

Feldkirch. Tagelange wolkenbruchartige Regenfälle und gewaltige noch nicht geschmolzene Schneemassen im Silvrettagebiet führten zu einer verheerenden Überschwemmung des Montafon und im Besonderen der Stadt Feldkirch. Hier stand am 15. Juni 1910 das Illhochwasser bis zu vier Meter hoch, in der Marktgasse waren nur mehr die Bogenspitzen der Laubengänge erkennbar und bei der damaligen Stadtpfarrkirche standen die ersten drei Stufen noch unter Wasser. Weil das Hochwasser mit immenser Geschwindigkeit während der Nacht anstieg, wurden viele Stadtbewohner während des Schlafes praktisch in ihren Häusern eingeschlossen. Sie mussten am Morgen mit selbst gefertigten Flözen, später dann mit den angeforderten Schiffen, gesteuert von 18 Matrosen der Bodeseeschifffahrt gerettet bzw. mit dem Notwendigsten versorgt werden. Insgesamt wurden damals rund 500 Personen gerettet.

Kein Strom

Zwei Ereignisse erschwerten die Rettungsmaßnahmen zusätzlich: Im neu erbauten E-Werk am Mühletorplatz stand das Wasser drei Meter hoch und musste still gelegt werden. Zudem wurde in Frastanz die Samina-Trinkwasserleitung zerstört und so das Wegspülen der teilweise bis zu 25 Zentimeter hohen Schlammschichten in den Straßen und Kellern unmöglich gemacht. Die Stromerversorgung konnte das E-Werk mit einem Maschinensatz am 25. Juni teilweise wieder aufnehmen, aus den Trinkwasserleitungen strömte bereit am 19. Juni wieder Wasser. Unterbrochen war auch die Gasversorgung der Stadt, das Gaswerk beim Rösslepark (beim heutigen IfS) musste wegen dem Hochwasser abgeschaltet werden.

Eine Million Kronen

Der durch das Hochwasser angerichtete Schaden war enorm, einzelne Geschäfte wie die Delikatesshandlung Eisenegger, Schlosserei Keck, Konditorei Müller, usw. die ihre Waren nicht mehr in die oberen Stockwerke retten konnten, verzeichneten Schäden in der Höhe von jeweils 30.000 bis 50.000 Kronen. Weiters wurde das gesamte Holzlager der Stadt im Wert von 80.000 Konen vom Lagerplatz in der Felsenau weggespült. Dies war eine weitere Ursache für die verheerende Überschwemmung der Innenstadt von Feldkirch weil die Stämme sich in der Felsenauschlucht verkeilten. Ernorme Schäden richtete das Hochwasser in der Hämmerle Fabrik in Gisingen an, wo eine Schadensumme in der Höhe von einer Million Kronen verzeichnet wurden. Große Schäden richtete das Hochwasser auch in der Stella Matutina und im Feldkircher Gymnasium an. Eher zufrieden über das Hochwasser dürften die Schülerinnen und Schüler dieser beiden Schulen gewesen sein: Am 15. Juni wurde das Schuljahr 1909/10 für beendet erklärt, sie durften nach Hause fahren. Zerstört wurden auch die Brücke zwischen dem Internat und der Schule der Stella Matutina sowie die Eisenbrücke zwischen Gisingen und Tosters.

Als Sofortmaßnahme wurde nach dem Jahrhunderthochwasser die Illschlucht von damals zehn Meter Durchflussbreite auf 20 Meter verdoppelt, was Experten schon lange gefordert hatten.

(Quelle: Stadtarchiv Feldkirch)

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