AA

Vielen Spitalsärzten reicht es

Zahlreiche Ärzte in den Spitälern denken ernsthaft über einen Ausstieg nach.
Zahlreiche Ärzte in den Spitälern denken ernsthaft über einen Ausstieg nach. ©VOL.at: Bernd Hofmeister
Dornbirn – Die Umfrageergebnisse sollten eigentlich noch nicht an die Öffentlichkeit. „Um den eingeschlagenen Weg und das Verhandlungsklima nicht zu beeinträchtigen“, wie es die Ärztevertreter Dr. Michael Jonas und Dr. Burkhard Walla im Schreiben an ihre Mitglieder diplomatisch formulierten.

Nun fand sie aber doch vorzeitig den Weg dorthin. Und die Aussagen von mehr als 100 Medizinern verheißen nichts Gutes. Die Stimmung unter den Spitalsärzten ist dramatisch schlecht. Demnach denken über 75 Prozent der befragten Ärzte daran, ihren Dienst innerhalb der nächsten Jahre zu quittieren. Mehr als die Hälfte sprach sogar von einem Ausstieg in den nächsten ein bis zwei Jahren. Lediglich ein Viertel will unter den derzeitigen Bedingungen im Spital bleiben. „Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass akuter Handlungsbedarf gegeben ist“, folgern Walla und Jonas zusammenfassend.

Schlechte Noten

Konkret bewerteten über 40 Prozent der Ärzte die Qualität ihres Arbeitsplatzes als negativ. Positiv gestimmt zeigten sich immerhin 36 Prozent. Die Frage nach dem Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben wurde im Schulnotensystem mit einem Durchschnittswert von 3,75 beurteilt. „Sehr gut“ gab es keines, dafür einige „Nicht genügend“. Was Verbesserungen betrifft, finden sich Arbeitszeit, Gehalt und mehr Personal auf dem Wunschzettel ganz oben. Als „bedenklich“ ordneten Michael Jonas und Burkhard Walla die Antworten zum Verbleib am Arbeitsplatz ein. Wenn sich die derzeitige Situation „nicht bald verändert“ ist eine Kündigung in naher Zukunft für die Mehrheit der Befragten ein durchaus reales Szenario. Die Erhebung wurde nach einer äußerst turbulent verlaufenen Spitalsärzte-Enquete durchgeführt. „Möglicherweise hat das die Meinungen mitbeeinflusst“, mutmaßte Ärztekammerpräsident Dr. Michael Jonas am Rande einer Veranstaltung in Bregenz. Ungeachtet dessen ging das Schreiben mit den Umfrageergebnissen auch an Landesstatthalter Markus Wallner, seinen designierten Nachfolger im Gesundheitsressort, Rainer Gögele, sowie an die KHBG-Geschäftsführer Gerald Fleisch und Till Hornung. Dies „um die Verantwortlichen nochmalig auf die prekäre Arbeitssituation der Spitalsärzte hinzuweisen“. Gleichzeitig werden die von der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) und dem Land angekündigten Verbesserungen als „ein Schritt in die richtige Richtung“ gelobt. Unter anderem gab es die Zusicherung, fixe Zulagen in das Grundgehalt aufzunehmen und 14 Mal auszubezahlen. Allerdings könnte das, so Walla und Jonas, eine marktkonforme und gerechte Entlohnung nicht ersetzen.

Ärzteversammlungen

Zu diesem Thema fanden gestern in allen Landeskrankenhäusern sogenannte Mittelbauversammlungen statt. Die Ärzte diskutierten das von der KHBG und dem Land angebotene finanzielle Maßnahmenpaket, das kurzfristig geschnürt worden war. Das „Trostpflaster“ umfasst rund drei Millionen Euro und soll die größten Gehaltswunden bis zur Gehaltsreform, die für 2014 geplant ist, lindern.

Weitere Überlegungen nötig

Im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch beispielsweise nahm rund ein Drittel der etwa 200 Ärzte an der mehrstündigen Versammlung teil. Die Zusammenkunft endete laut Dr. Paul-Gerhard Peters allerdings ohne konkretes Ergebnis. „Es wird in den nächsten Tagen weitere Überlegungen dazu geben“, sagte der Internist auf VN-Nachfrage. Peters ist einer von vier Ärztevertretern im LKH Feldkirch. Erst nach Vorliegen eines gemeinsamen Standpunktes will man diesen kundtun.

3-Millionen-Trostpflaster

Das Angebot für die Spitalsärzte beinhaltet unter anderem eine Erhöhung der monatlichen Zulagen sowie eine Erhöhung der Abgeltung für Überstunden. Außerdem sollen leitende Ärztinnen und Ärzte mithilfe eines modernen Karrieremodells in Form einer Leistungszulage künftig stärker an die Spitäler gebunden werden.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Dornbirn
  • Vielen Spitalsärzten reicht es