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"Viele Leute haben Knödel im Kopf"

©APA
Bier statt Bühne: Der gebürtige Dornbirner und langjährige Ottakringer-Chef Sigi Menz über seinen „Vogel“, Theaterwissenschaft zu studieren, Gespräche mit Helmut Qualtinger, Business in der Krise, den FC Dornbirn und Bierhefe zum Frühstück.

von Harald Küng/Wann & Wo

WANN & WO: Herr Menz: Sie sind ein sehr kulturinteressierter Mensch, sind ursprünglich auch vom Ländle nach Wien gegangen, um Theaterwissenschaft zu studieren. Daraus wurde bekanntlich nichts. Warum?

Sigi Menz: Das war so ein Vogel, den ich damals hatte. Mir hat man schon während des Studiums gesagt: „Lassen Sie das sein, mit Ihrer Mundart macht das keinen Sinn.“ Der Mundart bin ich treu geblieben, auch wenn man in Wien mit dem Vorarlberger Dialekt nicht viel anfangen kann. Die Theaterwissenschaft habe ich aber sein lassen. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen, die hat von Anfang an gesagt, das sei nichts für mich. Daraufhin habe ich mir gedacht: Gut, dann studiere ich eben BWL. Im Nachhinein gesehen der schlauere, bessere und zukunftsweisendere Weg.

WANN & WO: Kunst und Kultur sind Sie aber dennoch immer treu geblieben?

Sigi Menz: Ja, Kunst ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Der deutsche Philosoph Theodor W. Adorno sagte einmal: Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein. Viele Menschen  haben einfach Knödel im Kopf – Kunst ermöglicht es aber, die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu sehen. Sie ist inspirierend, visionär, chaotisch und hat eine andere Ordnung. Der Kunst- und Kulturbereich erlebt aber coronabedingt gerade sehr schwierige Zeiten – gerade die Bregenzer Festspiele sind mir in diesem Sommer doch sehr abgegangen.

WANN & WO: Sammeln Sie auch Kunstwerke?

Sigi Menz: Sammeln wäre übertrieben, aber ich kaufe manchmal etwas, wenn es mir gut gefällt – und ich es mir leisten kann. (lacht) Ich habe zuhause einige Werke von Vorarlbergern, etwa Blaumaler Luger aus Dornbirn, Ströhle, Fink – sehr viele Künstler, die ich auch persönlich kenne und sehr schätze. Auch vom Bildhauer Herbert Meusburger, einem besonders guten Freund, mit dem ich in der Brauerei auch schon Veranstaltungen gemacht habe.

WANN & WO: Zu Ihrem Bekanntenkreis zählte auch Helmut Qualtinger. Wie kam es dazu?

Sigi Menz: Qualtinger hat in meiner Nähe gewohnt, dadurch haben wir uns ab und an zufällig im selben Wirtshaus getroffen und über Gott und die Welt gesprochen. Eines Abends habe ich ihm gesagt, dass ich im Anschluss noch ins Theater gehe. Da antwortete er: Du bist noch so jung, dass du ins Theater gehst? Ich halt das nicht mehr aus. (lacht) Qualtinger war einer der größten Schauspieler und Kabarettisten, die dieses Land hervorgebracht hat und eine ganz tolle Persönlichkeit.

WANN & WO: Sie haben vorhin bereits das Thema Corona erwähnt: Sind Sie und das Unternehmen bislang gut durch diese fordernde Zeit gekommen?

Sigi Menz: Ja, ich bin gesund, das Unternehmen läuft. Natürlich ist es aber auch für uns in manchen Bereichen aktuell sehr schwierig, speziell in der Gastronomie, im Eventsektor, bei den Fluglinien, etc. Zudem fehlt der Tourismus in Wien  komplett – das wirkt sich natürlich ebenfalls aufs Geschäft aus. Der Lebensmittelhandel funktioiert soweit gut, die Gastro hat aber mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Man kann natürlich auch zuhause sein Bier trinken, aber ein Leben ohne Wirtshaus möchte ich mir ehrlich gesagt gar nicht erst vorstellen. (lacht)

WANN & WO: Wo wir grad beim Biertrinken sind: Ottakringer ist ja bekannt für seine gelben Dosen, im Volksmund auch „16er-Blech“ genannt. Was halten sie von der aktuellen Pfanddiskussion?

Sigi Menz: Ich halte sie aktuell für vollkommen überflüssig. Unter anderem gibt es ja die EU-Vorgaben zum Sammeln und Recyceln – und der Großteil im Land, speziell Vorarlberg, ist hier sehr vorbildlich. In den Großstädten, vor allem Wien, aber auch Linz und Graz, ist das Thema schon ein bisschen komplizierter. Hier muss noch mehr Bewusstsein geschaffen werden. Aber grundsätzlich sehe überhaupt keine Notwendigkeit für einen Pfand. Wichtig ist, dass die Leute wissen, wo sie ihr Zeug entsorgen können, damit es ordentlich recycelt wird. Ich glaube deshalb nicht, dass es notwendig ist, das gut funktionierende Sammelsystem in Österreich, durch ein anderes System zu ersetzen.

WANN & WO: Sie sind vor zwei Jahren vom Chefsessel in den Aufsichtsrat der Ottakringer Getränke AG gewechselt. Geht Ihnen das Tagesgeschäft ab?

Sigi Menz: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Im Aufsichtsrat gibt es viele Projekte mit Blick auf die Zukunft, die sehr spannend sind und wo ich dabei sein und mich einbringen kann. Aber ich habe nun auch wieder Zeit für andere Sachen – das schätze ich sehr.

WANN & WO: Zu diesen Dingen gehört auch der Fußball, nehme ich an? Sie sind ja seit vielen Jahren bei  Rapid Wien in Funktion.

Sigi Menz: Ja, Fußball gehört da definitiv dazu. Ich bin seit einiger Zeit im Kuratorium von Rapid, war auch lange Vizepräsident des Klubs. Fußball ist eine große Leidenschaft von mir, ich bin ein großer Fan.

WANN & WO: Auch wenn Sie ein  Rapid-Anhänger sind – für welchen Ländle-Klub schlägt Ihr Herz?

Sigi Menz: (Antwortet wie aus der Pistole geschossen) Für den FC Dornbirn natürlich. Als Dornbirner ist man FCler, alles andere wäre Hochverrat. Die Rothosen spielen allerdings recht selten gegen Rapid. (lacht)

WANN & WO: Ihre Mutter entstammt der Mohrenbräu-Familie: War die Dornbirner Traditionsbrauerei für Sie auch eine Option?

Sigi Menz: Nein, denn eigentlich wollte ich nie in eine Brauerei. Das hat sich eher zufällig so ergeben. Ich lebe gern in Wien, habe mit meiner Frau und meinen Töchtern auch eine wundervolle Familie hier. Ich fahre aber mehrmals jährlich ins Ländle, war auch erst kürzlich hier auf Urlaub. Das war wirklich wunderbar.

WANN & WO: Ihr Großvater, der in der Mohrenbrauerei gewohnt hat, soll Sie in der Früh in den Keller geschickt haben, um Bierhefe zu holen. Diese habe er dann zum Frühstück getrunken haben, um fit zu bleiben. Stimmt das?

Sigi Menz: Ja, das stimmt. Aber er war auch sehr sportlich und hat mich immer zum Wandern mitgenommen – ein ganz toller Mensch. Die Bierhefe gehörte zu seinem Frühstück, sie hat ihm offenbar wirklich gut getan. Und wenn man sich mit Bierhefe beschäftigt, ist sie wirklich ein faszinierendes Thema.

WANN & WO: Starten Sie ebenfalls mit einem Schluck Bierhefe in den Tag?

Sigi Menz: Nein, für mich ist das undenkbar. (lacht) Bierhefe gehört definitiv nicht zu den Dingen, die mir beim Frühstück abgehen.

Kurz gefragt

Wann haben Sie zuletzt ein ­Vorarlberger Bier getrunken? Gerade erst im Urlaub im August.

Was können Vorarlberger und ­Wiener voneinander lernen? Ich wüsste jetzt nicht, was ich von einem Wiener lernen kann – aber auch nicht, was ein Wiener von mir lernen kann. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man überhaupt bereit ist, etwas zu lernen. Wien ist zudem so ein kunterbunter Haufen, dass es gar nicht so einfach ist, überhaupt einen richtigen Wiener zu finden.

Für wen jubeln Sie, wenn Rapid auf den SCR Altach trifft? Für Rapid. Aber ich bin auch nicht bös’ ang’fressen, wenn der SCRA gewinnt. Ich freue mich aber durchaus mehr, wenn Altach die Austria besiegt. (lacht)

Zur Person: Sigi Menz

Alter, Wohnort, Familienstand: 67, Wien/Dornbirn, verheiratet, zwei Töchter
Werdegang: Studium Theaterwissenschaft Uni Wien, Studium BWL WU Wien, bis Juni 2018 Vorstandsvorsitzender Ottakringer Getränke AG, heute stv. Aufsichtsratsvors., Spartenobmann Industrie WKO, ehem. Vizepräsident Rapid Wien, Vorstand IV Wien
Hobbys: Tennis, Skifahren, Musik, Kunst und Kultur

Die gesamte Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier.

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