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Vermisster Wiener (25) nach drei Jahren in Mailand gefunden

Die Behörden in Wien wurden über den Aufenthaltsort des Vermissten benachrichtigt.
Die Behörden in Wien wurden über den Aufenthaltsort des Vermissten benachrichtigt. ©bilderbox.com (Sujet)
Anfang November 2015 war ein Wiener spurlos aus einer Betreuungseinrichtung in Währing verschwunden. Nun stellte sich heraus, dass der 25-Jährige in einer Einrichtung in Mailand lebt.

Ein 25-jähriger Wiener, der seit mehr als drei Jahren als vermisst galt, lebt offenbar in einer betreuten Einrichtung in Mailand. Der junge Mann, ein Autist, war am 9. November 2015 scheinbar spurlos aus einer Betreuungseinrichtung in Wien-Währing verschwunden.

Seit drei Jahren vermisster Wiener lebt in Mailand

Der 25-jährige Arian S. hat einem Betreuer erst vor wenigen Tagen seinen richtigen Namen genannt, wie die italienische Tageszeitung “La Repubblica” berichtete. Der Direktor der Einrichtung, Riccardo Tanieli, hat diese Information am Freitag der APA bestätigt.

Der Wiener war am 12. November 2015 in Pieve Emanuele bei Mailand in verwirrtem Zustand entdeckt und in das Krankenhaus der Stadt Sesto San Giovanni gebracht worden. Dort wurde bei dem jungen Mann, der nicht Italienisch sprach, zunächst eine Psychose diagnostiziert. Später wurde er von den Mailänder Sozialdiensten in einer Gemeinschaft für Autisten untergebracht.

Identitätdes 25-Jährigen konnte nicht festgestellt werden

Versuche, seine Identität herauszufinden, scheiterten, berichtete Tanieli. Der Wiener wurde unter dem Namen Antonio Gallo registriert. Im Mai 2017 wurde sein Fall in der ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY” thematisiert. In der Spezialausgabe ging es um verschwundene Menschen. Auch in “Chi l’ha visto?” (“Wer hat ihn gesehen?”), einer Sendung im italienischen Fernsehen, wurde sein Fall aufgerollt.

In der Mailänder Gemeinschaft lernte er einige Worte Italienisch. Deutsch sprach der zweisprachige Mann dort offenbar nicht, möglicherweise aber Persisch – eine Sprache, die seine Betreuter in Mailand nicht zuordnen konnten. Mehrmals versuchte er sich abzusetzen, wurde jedoch wieder in die Einrichtung zurückgebracht.

Autist nannte Betreuer seinen richtigen Namen

Zu einer überraschenden Wende kam es am Mittwoch. “Arian war sehr nervös, weil der Bursch, mit dem er das Zimmer teilte, zu Weihnachten nach Hause gefahren war. Plötzlich sagte er, er wolle die Polizei rufen”, sagte Giuseppe Tamburrino, der den Wiener betreut, der Zeitung “Repubblica”.

“Ich habe Arian gesagt, ich würde die Polizei rufen, doch er müsste mir dafür seinen richtigen Namen sagen”, wurde Tamburrino von der “Repubblica” zitiert. Arian nannte den Namen seines persischen Vaters. “Ich habe im Internet gesucht und die richtige Identität Arians entdeckt”, erklärte Tamburrino. Der Betreuer verständigte die Polizei, die dem Wiener die Fingerabdrücke abnahm und die Behörden in Wien benachrichtigte. Den Beamten in Mailand sagte er, er habe einen Zug genommen, um “einen Urlaub” zu machen.

Arian wartet in Mailand auf seine Familie

Der Wiener warte jetzt darauf, dass Angehörige ihn abholen, sagte Riccardo Tanieli, der Leiter des Betreuungszentrums, im Gespräch mit der APA. Allerdings war die Information, dass sich Arian in Mailand befindet, bis Freitagmittag auf dem Behördenweg noch nicht nach Wien gelangt.

Der Neuropsychiater Tanieli leitet seit zehn Jahren das Betreuungszentrum für autistische Jugendliche Mater Gratiae, in dem 60 Menschen untergebracht sind. Einen Fall wie jenen von Arian habe er bisher noch nie erlebt. “Für uns ist dies ein großes Weihnachtsgeschenk. Ich freue mich, endlich Arians Mutter kennenzulernen”, sagte Tanieli.

“Arian sagte zunächst, seine Eltern seien bei einem Unfall gestorben und behauptete, er wollte nach Florenz zu seiner Familie zurück. Wir haben in Florenz nachgeforscht, dort jedoch keine Hinweise zu Arian gefunden”, berichtete Tanieli.

Eltern über Wiedersehen mit Sohn sehr erfreut

Die Mutter des Wieners wird am Samstag nach Mailand fahren, um ihren seit mehr als drei Jahren vermissten Sohn heimzuholen. Das gab das Bundeskriminalamt (BK) bekannt. “Sohn und Eltern haben am Nachmittag über Videotelefon miteinander gesprochen”, sagte Gerhard Lang vom BK zur APA.

Die Freude über das Wiedersehen sei auf beiden Seiten riesengroß gewesen. “Die Eltern sind nicht nur glücklich, weil sie nun wissen, wo sich ihr Sohn befindet und sie ihn bald sehen, sondern auch darüber, dass es ihm in den drei Jahren gut gegangen ist”, sagte Lang. Mit Journalisten möchte die Familie vorerst nicht sprechen, merkte der BK-Beamte an.

(APA/Red)

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