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Vermisst in Stalingrad - das ungeklärte Schicksal eines Frastanzers

©Canva/VOL.AT
Pascal Pletsch (VOL.AT) pascal.pletsch@russmedia.com
Wie für Viele seiner Generation war auch für den 1918 geborenen Franz Kleinickel aus Frastanz der Krieg ein Weg ohne Wiederkehr. Vermisst in Stalingrad lautet der letzte Eintrag in seiner Dienstakte nüchtern.

Franz Xaver Anton Kleinickel wurde am neunten Mai 1918 in Holzkirchen, Deutschland als Sohn von Mila und Dr. Franz Kleinickel geboren. Bereits kurze Zeit nach der Geburt übersiedelte die Familie nach Frastanz in Vorarlberg.

Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt, allerdings musste er, wie die meisten seines Jahrgangs bereits 1939 zur Wehrmacht einrücken.

Als Pilot im Traditionsgeschwader

Franz Kleinickel

Der militärische Weg führte Kleinickel zur Luftwaffe, genauer zur Stabsstaffel Stuka 2 Immelmann, in welcher er spätestens ab April 1941 im Rang eines Feldwebels und Pilot eingesetzt wurde. Das Sturzkampfgeschwader 2 Immelmann war ab Juni 1941 in Russland im Einsatz. Dort erlebte auch der junge Feldwebel offenbar viele Einsätze, wie seine Auszeichnungen vermuten lassen. Bereits im April 1941 wurde er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet, im August erhielt er die Frontflugspange für Aufklärer in Silber (für 60 Einsätze), zwei Monate später bereits die Frontflugspange für Aufklärer in Gold (für 110 Einsätze) und im Jänner 1942 wurde ihm nach einer Verwundung das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen.

Ein Sturzkampfbomber JU87 wie er auch in der Staffel von Kleinickel im Einsatz war. ©AP

Zurück an die Ostfront

Nachdem seine Einheit im Mai 1942 in Graz aufgefrischt worden war, ging es am 22. Juni zurück nach Russland. Nach mehreren verschiedenen Stationen bezog die Einheit am 29. Juli ihren neuen Standort in Obliwskaya, westlich von Stalingrad. Dies sollte auch der Stützpunkt für Kleinickel sein, von dem er wenige Tage später zu seinem letzten Einsatz aufbrach.

"Vermisst über Stalingrad"

Wie viele Einsätze Kleinickel mit seiner Crew zwischen dem 29. Juli und dem 10. August 1942 absolviert hat, ist nicht überliefert. Klar ist nur, der 10. August 42 sollte der Letzte werden. Kleinickel brach mit seinem Beobachter Oberleutnant Otto-Gerhard Kehling und dem Bordfunker Feldwebel Hans Rohe zu einer Aufklärungsmission im Bereich südlich von Stalingrad auf. Ihr Flugzeug, eine BF 110 E-3 mit der Kennung T6-EA wurde zuletzt im Planquadrat 4948 in der Nähe von Barbashi gesehen.

Zwei BF 110 im Einsatz - Mit einem Flugzeug dieses Typs stürzte Kleinickel ab. ©handout

Dies liegt einige Kilometer südöstlich der Stadt Stalingrad an der Wolga. Was genau der Auftrag dieser Mission war, lässt sich nicht mehr sagen, vermutlich sollten bei dem Einsatz Erkenntnisse über russische Truppenansammlungen gesammelt werden. Obwohl die Maschine nicht zum Flugplatz zurückkehrte, erfolgte die offizielle Vermisstenmeldung erst rund einen Monat später am siebten September 1942. "10.08.42 Feindflug vermisst" lautet der knappe Kommentar im Personalakt.

Die militärische Karte auf mit dem ungefähren Absturzort. ©handout

Was passierte mit Kleinickel und seiner Crew?

Es sollte bis in die 60er Jahre dauern, bis mehr Licht in das unbekannte Schicksal der Maschine T6-EA gebracht wurde. Ein Kriegsheimkehrer berichtete vermutlich im Zuge der Recherche der Angehörigen, dass die Maschine von russischer Flak getroffen abgestürzt war. Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt jedes Lebenszeichen der drei Besatzungsmitglieder gefehlt hatte, ging man davon aus, dass sie beim Absturz ums Leben gekommen waren. Endgültig geklärt werden konnte das Schicksal bis heute nicht. Offiziell werden alle drei Soldaten in den Unterlagen nach wie vor als "vermisst" geführt. Russische Quellen, die mehr Informationen über den Absturz und das weitere Schicksal geben könnten, liegen nicht vor. So bleibt anzunehmen, dass die Leichen von Kleinickel, Kehling und Rohe auch nie geborgen worden sind und sich so in die Vielzahl der, auch achtzig Jahre nach der Schlacht, immer noch Vermissten einreiht.

(VOL.AT)

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