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Verkehr überrollt Bregenz im Sommer

Wo gestern noch die Kolonnen stauten, gibt es heute freie Fahrt.
Wo gestern noch die Kolonnen stauten, gibt es heute freie Fahrt. ©fst

BREGENZ. Kaum ist der Schlussapplaus nach der letzten Vorstellung der Bregenzer Festspiele verklungen, kehrt auf den Straßen der Landeshauptstadt wieder so etwas wie Normalität ein: Die endlosen Kolonnen, die in den vergangenen Wochen die Durchzugsstraßen jeden Tag blockierten, haben sich größenteils aufgelöst – bis wieder im Winter an schönen Wochenenden der Skiverkehr für kilometerlange Staus sorgt.

Zunahme von 15 Prozent

Mit einer Verkehrszunahme bis zu 15 Prozent in den Sommermonaten tanzt Bregenz aus der Reihe, denn in den übrigen Vorarlberger Städten geht der Verkehr in der Ferienzeit zurück. Aber nicht nur in Vorarlberg: Auch in Wien werden die verkehrsarmen Sommermonate dazu genutzt, die Straßen aufzureißen, ehe mit Schulbeginn wieder die Verkehrslawine die Stadt überrollt. Dass der Sommer Bregenz trotz Korridorvignette mehr Durchzugsverkehr bringt, verwundert Stadtrat Michael Ritsch nicht: “Wenn ich die Wahl habe, vor der Tunnelröhre oder am Seeufer zu stauen, dann schon lieber an der Pipeline, die manch’ reizvolle Ausblicke bietet. Außerdem verbringen auch Durchzugsreisende gerne ein paar Stunden in Bregenz. Hervorragende Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und eine Verschnaufpause am See, abends vielleicht ein Festspielbesuch: Bregenz bietet eben viel und das ist auch mit Mehrverkehr verbunden.”

Tunnelröhre und Vignette

Mit der zweiten Tunnelröhre werden die Staus vor dem Tunnel der Vergangenheit angehören. Aber auch die Korridorvignette wird Geschichte sein, denn sie ist zeitlich bis zur Eröffnung der zweiten Röhre begrenzt. “Ich habe schon mehrere Gespräche mit Doris Bures, der zuständigen Ministerin geführt, aber die Chancen stehen nicht gut für die Verlängerung der Tagesvignette”, erklärt Ritsch. Kein Wunder, gibt es doch in Österreich zahlreiche Begehrlichkeiten in diese Richtung. “Von der Wiener Süd-Ost-Tangente bis Salzburg.” Rund 40 Anträge wurden bereits mit dem Hinweis auf die zeitliche Begrenzung der Bregenzer Lösung zurückgewiesen.

Kaum Entlastung

“Die zweite Röhre wird für die A14 Vorteile bringen, aber Bregenz wird sie wohl kaum entlasten”, meint der angesehene Verkehrsplaner Gerhard Engstler. Als Gründe dafür nennt er die schöne Lage am See und vergleichsweise günstige Tankstellen im Raum Bregenz. Er fürchtet, dass man sich in Bregenz mit dieser Situation abfinden müsse und sie kaum verbessern könne. Gernot Kiermayr, der zurzeit den Bregenzer Bürgermeister vertritt, meint, man müsse alles daran setzen, Bregenz für den Durchzugsverkehr unattraktiv zu machen. “Dazu gehören: Abschaffung der Vignette, Ersatz durch eine fahrleistungsabhängige Abgabe wie die MöSt (dazu gibt es einen einstimmigen Landtagsbeschluss), keine neuen Tankstellen in Bregenz, bessere Übergangszeiten für Fußgänger durch andere Ampelschaltungen, insbesondere am zukünftigen neuen Bahnhof.”

Öffis und Rad

Für seine Fraktion schlägt er für diesen Übergang eine Shared-Space-Lösung vor. Nach seiner Meinung müsse der Widerstand bei der Durchfahrt durch Bregenz erhöht werden, sonst steigt im Falle einer Überlastung der Autobahn der Ausweichverkehr auch nach der Eröffnung der zweiten Röhre wieder an. “Und natürlich: Umsteigen aufs Fahrrad und die Öffis – bei diesen Verkehrsmitteln gibts ja keinen Stau.” Michael Ritsch erinnert sich an ein Erlebnis in Tirol. Dort wollte er den Baustellenstau im Bereich Innsbruck umfahren. Bei der Autobahnabfahrt wurde er von der Polizei nach seinem Fahrziel befragt. Als er wahrheitsgetreu “Bregenz” antwortete, wurde er zurück auf die Autobahn geschickt. Die Handhabe dafür bietet das Gesetz, wenn Gefahr in Verzug besteht. Und diese besteht, wenn in der Stadt kein Durchkommen mehr für Rettung, Feuerwehr und Polizei gewährleistet ist. FST

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