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Verhandlungen über Kurzarbeit bei Hirschmann gescheitert

Rankweil - Beim Vorarlberger Automobilzulieferer "Hirschmann Automotive GmbH" wird es entgegen der ursprünglichen Ankündigung nun doch keine Kurzarbeit für 230 der 650 Beschäftigten geben.

Die Geschäftsführung des Unternehmens und die in die Gespräche involvierten Gewerkschaften gaben am Freitag bekannt, dass die Verhandlungen gescheitert sind. Von Mitarbeiterkündigungen in großer Zahl ging die Geschäftsführung vorerst aber nicht aus. Man werde nun nach anderen Lösungen suchen, erklärten Geschäftsführer Volker Buth und CFO Thomas Mayer in einer Aussendung.

Als Knackpunkt bei den Verhandlungen erwies sich die Dauer der “Behaltezeit” – das ist jener Zeitraum, innerhalb dem ein Mitarbeiter nach der Kurzarbeit nicht gekündigt werden darf. Hirschmann wollte sechs Monate Kurzarbeit praktizieren und dabei ein Modell mit einem Monat Behaltezeit umsetzen. Dagegen wehrten sich die Gewerkschaften. Laut Kollektivvertrag gilt, dass die Behaltezeit so lange dauern muss wie zuvor die Kurzarbeit.

“Für die Geschäftsleitung der Firma Hirschmann lautete die Vorgabe seitens des Eigentümers offenbar, Kurzarbeit ohne Beschäftigungssicherung durchzusetzen, damit der Arbeitgeber jederzeit die Arbeitnehmer kündigen kann”, erklärten Franz Riepl von der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung und Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus Papier die “unerklärliche Situation”.

Geschäftsführer Buth stellte seinerseits fest, dass wir “vor dem Hintergrund der außerordentlichen Absatzkrise der gesamten Automobilindustrie nach einem moderaten Kurzarbeitszeitmodell für 230 Beschäftigte keine Garantien für alle 650 Beschäftigten über die Dauer der Kurzarbeit geben können”. Eine solche Garantie wäre angesichts der unabsehbaren wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten Monaten unseriös, so Buth.

Während Riepl den Ball bei Hirschmann sah – “es liegt am Unternehmen, die Chance zu nützen und zur Sachlichkeit zurückzukehren” – kündigten Buth und Mayer an, nun gemeinsam mit dem Betriebsrat nach anderen Lösungen – etwa Individualvereinbarungen über Teilzeitarbeit – zu suchen, um die Krise im Sinne des Unternehmens und der Mitarbeiter zu meistern. Sofern sich die wirtschaftliche Lage nicht weiter verschlechtere, müsse man nicht von Kündigungen in großer Zahl ausgehen, so der Geschäftsführer.

Bei Hirschmann war man davon ausgegangen, im Februar Kurzarbeit praktizieren zu können, die betroffenen Mitarbeiter hätten dabei mit allen Unterstüzungs- und Ausgleichszahlungen alles in allem eine Nettogehaltsauszahlung von rund 90 Prozent des letzten Vollarbeits-Nettolohns erhalten. Sonderzahlungen wären auf Basis des vollen Lohns erfolgt. “Man war sich mit der Geschäftsleitung sachlich in allen Punkten einig”, sagte dazu auch Riepl.

Hirschmann beschäftigt in Rankweil, Vsetin (Tschechien) und Tirgu Mures (Rumänien) insgesamt rund 1.480 Mitarbeiter. 2007 wurde ein Umsatz von 110 Mio. Euro (plus 17 Prozent gegenüber 2006) erzielt. Seit 2003 gehört Hirschmann der Privatstiftung der Brüder Franz und Roman Rauch, den bekannten Fruchtsaft-Herstellern.

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