Vergifteter Rotmilan in Röthis: Tier überlebte dank aufmerksamen Spaziergängern
Gelähmt und unterkühlt aufgefunden
Zwei aufmerksame Spaziergänger wurden in der Nähe des Fußballplatzes auf den Wildvogel aufmerksam. "Er hätte die Nacht nicht überlebt, wenn es die Leute nicht gemeldet hätten", ist sich die Obfrau des Tierschutzvereins Rankweil, Michaela Bonmassar, sicher. "Ein Tier mit Alpha-Chloralose-Vergiftung kühlt so aus, dass es auch ohne tiefe Temperaturen stirbt", gibt sie zu verstehen. Der Rotmilan war zum Fundzeitpunkt bereits gelähmt und stark unterkühlt, wie sie berichtet.
Besonders problematisch sei das Gift bei kleineren Tieren. "Je weniger Gewicht ein Tier hat, desto schwieriger ist es, dass es durchkommt", verdeutlicht die Obfrau des Tierschutzvereins Rankweil. Ein kräftiger Marder habe vor Kurzem ebenfalls nur mit viel Glück überlebt. Auch er sei so gelähmt gewesen, dass er nur noch den Kopf bewegen konnte.
Tier unter der Wärmelampe betreut
Karl Heinz Hanny von der Tierrettung Vorarlberg war schnell zur Stelle. Der Vogel wurde unter einer Wärmelampe betreut, wie Bonmassar gegenüber VOL.AT schildert. Dem Tier ging es am Donnerstagmorgen bereits wieder etwas besser. "Er sitzt schon wieder und wird, sobald er ganz stabil ist, freigelassen", betonte sie auf VOL.AT-Nachfrage. "Er ist auf dem Weg der Besserung, aber es war auch ein sehr kräftiges Exemplar." Der Wildvogel habe gute Chancen, sich zu erholen.
Und tatsächlich behielt die Obfrau des Tierschutzvereins Rankweil recht: Wie ein Video zeigt, konnte der Wildvogel gegen 11 Uhr wieder davonfliegen:
Tierschutzverein bittet um Aufmerksamkeit
Laut dem Tierschutzverein reiht sich der Vorfall in eine Serie ähnlicher Fälle ein. In den Gemeinden Rankweil, Sulz, Röthis und Weiler gebe es immer wieder Vergiftungen mit Alpha-Chloralose. Betroffen seien nicht nur Wildtiere: auch Freigänger-Katzen und verwilderte Hauskatzen könnten dem Gift zum Opfer fallen. Viele Tiere können sich laut Bonmassar dann kaum noch bewegen, sind völlig gelähmt und schließlich unterkühlt.
Der Tierschutzverein ruft zur Achtsamkeit auf und bittet, verdächtige Fälle umgehend zu melden. Tiere mit Verdacht auf Vergiftung sollten sofort warm gehalten und einem Tierarzt oder der Tierrettung übergeben werden. "Wir haben mit vielen Tieren zu tun, die an diesem Nervengift zugrunde gehen", betont Michaela Bonmassar. Auch in Tierkliniken und bei Tierärzten gebe es dementsprechend viele behandelte Fälle.
Verbot schon vor Jahren gefordert
Michaela Bonmassar weist darauf hin, dass Alpha-Chloralose nach wie vor erhältlich sei, obwohl der Tierschutzverein bereits vor Jahren ein Verbot gefordert habe. "Viele haben es boykottiert, aber es ist nach wie vor erhältlich." Das Gift sei früher in Supermärkten erhältlich gewesen und tauche noch immer im privaten Bereich auf. Vorhandene Produkte mit dem Stoff sollen laut dem Tierschutzverein fachgerecht entsorgt werden, um Vergiftungen zu vermeiden.
Auslegen von Rattengift ist strafbar
Auf VOL.AT-Nachfrage war der Pressestelle der Polizei der Fall in Röthis nicht bekannt. Auch ähnliche Vorfälle mit Alpha-Chloralose in der Region Röthis, Rankweil, Sulz oder Weiler sind laut Polizei derzeit nicht aktenkundig. Auf die Frage, ob das Auslegen von Rattengift strafrechtlich relevant sei, verweist die Polizei auf das Tierschutzgesetz.
Darin ist klar festgelegt: Es ist verboten, einem Tier "ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen" (Paragraf 5 Tierschutzgesetz). Ebenso untersagt ist das Töten von Tieren ohne "vernünftigen Grund" (Paragraf 6 Tierschutzgesetz). Wer dagegen verstößt, begeht laut Gesetz eine Verwaltungsübertretung. Das kann mit einer Geldstrafe von bis zu 7500 Euro, im Wiederholungsfall bis zu 15.000 Euro, geahndet werden.
In schweren Fällen kann das Vergiften von Tieren außerdem als Tierquälerei im Sinn des Strafgesetzbuchs gewertet werden, wie ähnliche Fälle aus der nahen Vergangenheit zeigen. Dann droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Je nach Einzelfall kann das Auslegen von Giftködern zudem auch als Verstoß gegen das Jagdgesetz gewertet werden.
Tierschützer warnen seit Jahren vor Rattengift
Auch andere Tierschutzorganisationen, darunter auch "Tierschutz Austria", warnen seit längerer Zeit vor den Folgen von Rattengiften auf Wildtiere und die Umwelt. Die Präparate, vor allem solche mit Wirkstoffen wie Alpha-Chloralose, gelten als besonders gefährlich, da sie sich in der Nahrungskette anreichern und häufig zu Sekundärvergiftungen führen. Es sterben nicht nur Nagetiere, sondern auch Greifvögel, Eulen, Füchse oder Igel, die vergiftete Beute fressen. Laut einer Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 waren zwei Drittel der untersuchten Wildtiere in Österreich mit entsprechenden Giften belastet. Man müsse gewerberechtlich und allenfalls auch strafrechtlich zur Verantwortung ziehen, fordern Tierschützer.
(VOL.AT)
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