AA

Venen sind Schwerstarbeiter

Oberärztin Dr. Elisabeth König vom LKH Bregenz referierte im Wolfurter Cubus vor vollem Haus über die Venenleiden als Volkskrankheit. Die Expertin erklärte, wie Krampfadern entstehen: Nämlich durch eine ungesunde, bewegungsarme Lebensweise, Übergewicht, zu enge Hosen oder Strümpfe, langes Sitzen oder Stehen, eine ballaststoffarme Ernährung, erbliche Veranlagung (bei über 90 Prozent!) sowie Hormone und Alter.
Der Vortrag als Video

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen oberflächlichem und tiefem Venensystem – und daher auch verschiedenen Krankheiten. Fünf bis sechs Liter Blut zirkulieren im Körper des Menschen, Venen und Arterien haben unterschiedliche Aufgaben. Arterien bringen das sauerstoffreiche Blut vom Herzen in den ganzen Körper. Die Venen holen sich das sauerstoffarme Blut aus den Organen, Muskeln, der Haut und den Knochen und bringen es zum Herz zurück. Zudem sind sie ein Speicherorgan für das Blut und für die Wärmeregulation wichtig.

Defekte Venenklappen

Über 90 Prozent der Blutmenge der Venen wird in der Tiefe transportiert – die beiden Systeme sind über „Brückenvenen“ verbunden. In den Venen gibt es Venenklappen – wenn diese nicht intakt sind, dann kommt es zu einem Rückfluss des Blutes in die Beine, wodurch die krankhaften Auswirkungen entstehen.

Dr. König erklärte die Krampfaderntypen: die primäre Form im oberflächlichen System (angeboren, durch eine venöse Stauung, eine Veränderung der Venenwand oder nicht funktionierende Venenklappen) oder die sekundäre im tiefen System. Letztere ist nicht anlagebedingt, sie entsteht infolge von Verlegung oder Verstopfung – die weit verbreitete Thrombose. Die sogenannten Besenreiser sind harmlos, aber auch nicht zu bagatellisieren, denn es sind Vorboten für eine Venenerkrankung. „Interessanterweise gibt es oft keine Symptome“, betont die Expertin, „auch wenn das Aussehen bedrohlich ist.“

Wichtige Ultraschalldiagnose

Zur Diagnose ist die Ultraschall-Untersuchung eine wichtige Methode. Moderne Therapiekonzepte hängen vom Typ der Krampfadern, dem Ort, dem Ausmaß der Venenveränderungen und den individuellen Beschwerden ab. Die Verödung ist eine Methode, auch der Laser kann bei einigen Erkrankungen helfen. Das „Venenstripping“ ist eine ganz moderne Methode, bei der eine Sonde in die Vene eingeführt und diese danach herausgezogen wird. Auch die endoskopische Technik ist bei der Venenbehandlung wichtig.

Die nichtoperativen Methoden erwähnte die Chirurgin auch: „Es gibt Venenmittel, die in der Behandlung von Ödemen einen Stellenwert haben.“ Auch die Kompressionstherapie mit Verbänden spielt nach wie vor eine Rolle, allerdings betonte die Expertin, dass man sich die Kompressions-Strümpfe durch einen Arzt verschreiben lassen sollte, damit auch die passenden Modelle gewählt werden.

Auch das Vorbeugen von Krampfadern war ein Thema: Schwimmen, Wandern, Gehen, Skilanglauf, Radfahren, auch Golfspielen oder Tanzen wurden von Dr. König gelobt. Wogegen Krafttraining, Badminton, Surfen, Triathlon oder alpiner Skilauf nicht zu empfehlen sind. Als Merksatz gilt die Formel: „Statt Stehen und Sitzen lieber Liegen und Laufen!“

 

FRAGEN AUS DEM PUBLIKUM:

Welche Bedeutung haben Blutverdünnungsmittel bei erweiterten Venen oder Krampfadern?

Dr. König: Wenn man dauerhafte Medikamente nimmt, hat man die Gefahr der Thrombose nicht. Was das oberflächliche Venensystem betrifft, hat das mit der dauerhaften Blutverdünnung aber nichts zu tun. Wichtig ist die Blutverdünnung bei einer Operation, da man die Medikamente für diese eine Zeitlang absetzen muss.

Können Besenreiser Ursachen für einen Hautjuckreiz sein?

Dr. König: Eigentlich nein, denn die Besenreiser sind eher etwas Harmloses, sie liegen ganz in der obersten Hautschicht. Aus der Praxis weiß ich aber, dass es Patienten mit einer reinen Besenreiserproblematik gibt, die es an den Stellen juckt – auch wenn man eigentlich nichts sieht. Eine richtige medizinische Erklärung dafür gibt es allerdings nicht.

Sind Lehm- oder Topfenwickel richtig bei einer Venenentzündung?

Dr. König: Das ist etwas ganz Wesentliches. Topfen wird von mir sehr häufig empfohlen, weil es ein hervorragendes Hausmittel ist, vor allem nimmt es die Entzündungen sehr gut. Auch ein Kompressionsstrumpf kann helfen.

Kann ein Insektenstich bei vorhandenen Krampfadern eine Venenentzündung auslösen?

Dr. könig: Das ist richtig. Es kommt zu einer entzündlichen Reaktion auf den Stich – wenn das bei einer Krampfader auftritt, kann das zu einer massiven Entzündung führen.

Ist es sinnvoll, wenn man an den Knöcheln ziemlich blau ist, wenn man eine Hirschtalgsalbe verwendet?

Dr. könig: Erfahrungsgemäß sind die Entfernungen von solchen Varizen schwierig – mit einer Salbe ist das kaum möglich. Am besten geht das durch Veröden, wobei man vor allem unterhalb des Knöchels und im Vorfußbereich nicht einfach so drauflos veröden darf.

Nicht jeder Hausarzt ist ein Venenspezialist – wo finde ich einen? Gibt es am LKH Bregenz eine Ambulanz?

Dr. König: Venenspezialisten sind immer in Abteilungen, wo auch Venenchirurgie betrieben wird. Natürlich ist das oft im Telefonbuch nicht zu finden – auch ich bin Allgemeinchirurgin. Aber wir haben alle Spezialgebiete, mit denen wir uns mehr beschäftigen. Wir haben in Bregenz keine Spezialambulanz für Krampfadern, aber sie können jederzeit in die normale Ambulanz kommen, um sich untersuchen zu lassen.

Ich habe im Sommer immer geschwollene Beine, habe vom Arzt Venosin verschrieben. Eine Operation wollte ich nicht machen – kann ich das Medikament auf Dauer nehmen?

Dr. König: Man sollte die Ursache der Schwellung untersuchen, dann weiß man Bescheid. Ich würde es auf jeden Fall noch einmal anschauen lassen, die Operationsmethoden haben sich in den vergangenen Jahren gewaltig verbessert.

Kennen Sie die Mikroschaum-Methode?

Dr. König: Sie meinen beim Veröden? Das ist eine gängige Technik – durch die Sauerstoffbeimengung kommt es zu einer rascheren Auflösung der Vene und zu weniger starken Blutergüssen. Das machen eigentlich fast alle so, ich auch.

Was kann man vorbeugend tun, um die Elastizität der Gefäße zu erhalten – darf man auch in die Sauna?

Dr. König: Wenn wir das immer im Vorfeld genau wüssten, müssten wir fast nicht operieren. Das hängt stark davon ab, wie stark sie vorbelastet sind. Sport wirkt in jedem Fall unterstützend – wenn sie schon ein Venenleiden haben, wird es allerdings schwieriger. Bei einem ausgeprägten Krampfadernleiden ist die Sauna nicht unbedingt günstig.

Wenn man Venen verödet, fehlen die nachher nicht im Körper?

Dr. König: Die Venen, die wir veröden, sind Venen, die sie nicht benötigen. Wenn man größere verödet, dann deshalb, weil sie krank und daher auch nicht intakt sind. Eine kranke Vene schadet ihnen mehr als gar keine Vene. Die Venen suchen sich ihren Weg im Körper schon wieder, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Der Hauptfluss erfolgt über die Tiefe, da haben sie genügend Blutfluss.

 

Der Vortrag als Video:

 

This video is not availabe anymoreFind more videos on https://www.vol.at/video

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorträge
  • Venen sind Schwerstarbeiter