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Van der Bellen am Donnerstag beim Papst zu Gast

Alexander Van der Bellen wird den Papst besuchen
Alexander Van der Bellen wird den Papst besuchen ©APA
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird am Donnerstag Papst Franziskus besuchen. Damit wird Van der Bellen den fünfte Besuch eines österreichischen Bundespräsidenten beim Heiligen Stuhl vornehmen.

Zuvor waren Franz Jonas (1971), Kurt Waldheim (1987), Thomas Klestil (1994) und Heinz Fischer (2006 und 2014) in offizieller Mission nach Rom gereist.Vatikanstadt/Wien. Der 1974 verstorbene Bundespräsident Franz Jonas war 1971 bei Paul VI. geladen. Bei dieser Gelegenheit nannte der Papst Österreich eine “Insel der Seligen”.

Van der Bellen als fünfter Bundespräsident im Vatikan

Jonas’ Nachfolger Rudolf Kirchschläger nahm 1978 an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung des Nachfolgers von Paul VI., des “33-Tage-Papstes” Johannes Paul I., teil. Eine offizielle Visite im Vatikan gab es aber nie. 1987 stattete Bundespräsident Kurt Waldheim dem Vatikan einen offiziellen Besuch ab und traf Papst Johannes Paul II. Dabei kam es wegen seiner umstrittenen Wehrmachtsvergangenheit im nationalsozialistischen Dritten Reich zu Demonstrationen von Waldheim-Gegnern, bei denen auch das “Hrdlicka-Pferd” nach Rom transportiert wurde.

Der Vatikan verteidigte den Besuch Waldheims damals. In einer Erklärung wurde an Stellungnahmen von Papst Johannes Paul II. gegen die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten erinnert und darauf verwiesen, dass “das österreichische Volk Waldheim demokratisch gewählt” habe. Ferner hieß es in der damaligen Mitteilung des Vatikan, im Amt des UNO-Generalsekretärs habe Waldheim “Missionen von großer Verantwortung für den Frieden und die internationale Zusammenarbeit” abgewickelt.

Der Papst in Österreich

Waldheims Nachfolger Thomas Klestil wurde im November 1994 von Johannes Paul II. empfangen und lud ihn nach Österreich ein. Es folgte der dritte Besuch des polnischen Papstes in Österreich. 1983 feierte er in Wien den Abschluss des Katholikentages und unternahm einen Abstecher nach Mariazell. Im Rahmen seiner zweiten Visite bereiste der Papst 1988 gleich sechs Bundesländer: Wien, Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Tirol. Bei seiner dritten Österreich-Reise 1998 machte Johannes Paul II. Stationen in Salzburg, Wien und St. Pölten.

Klestil weilte im Jahr 2002 noch einmal im Rom. Damals wurde ein Besuch im Vatikan italienischen Medien zufolge vermieden, weil seine zweite Ehefrau, Margot Klestil-Löffler, an einer Audienz des Bundespräsidenten mit Johannes Paul II. nicht teilnehmen hätte dürfen. Der damalige Papst empfing keine wiederverheirateten katholischen Paare. Daher habe Klestil auf den Besuch verzichtet, hieß es. An sich muss der Papst katholische Staatsoberhäupter empfangen, wenn diese darum bitten. Zum Empfang von Margot Klestil-Löffler wäre Benedikt aber nicht verpflichtet gewesen. Aus diplomatischen Kreisen verlautete damals aber ohnehin, dass ein Besuch beim Papst nie ernsthaft im Gespräch gewesen sei.

Van der Bellen nach Scheidung zum zweiten Mal verheiratet

Auch Van der Bellen ist nach einer Scheidung zum zweiten Mal verheiratet, wird aber am Donnerstag in Begleitung seiner Ehefrau Doris Schmidauer um 10.00 Uhr von Franziskus zur Audienz empfangen. Im Gegensatz zu Klestil ist Van der Bellen aber kein Mitglied der katholischen Kirche und daher deren Regeln auch nicht unterworfen. In seiner Jugend gehörte er der evangelischen Kirche an, trat aber später aus ihr aus.

Der katholisch getaufte und spätere deklarierte Agnostiker Heinz Fischer traf im Oktober 2006 im Vatikan mit Papst Benedikt XVI. zusammen. Auch Fischer sprach eine Einladung aus. Die Österreich-Reise des deutschen Papstes fand dann im September 2007 zum 850-Jahr-Jubiläum des steirischen Wallfahrtsortes Mariazell statt. Benedikt besuchte auf seiner “Pilgerreise” Wien, Mariazell und das Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. Er beklagte dabei westliche Orientierungslosigkeit und betonte die christlichen Wurzeln Europas.

Im November 2014 wurde Fischer zudem von Franziskus im Vatikan empfangen. Bei dem Vier-Augen-Gespräch in der Privatbibliothek des Heiligen Vaters wurden unter anderem die Flüchtlingsproblematik, die Lage der verfolgten Christen und internationale Krisenherde wie der Ukraine-Konflikt besprochen. Die Migrationsfrage war vor drei Jahren schon aktuell, allerdings schwoll der Flüchtlingsstrom erst ein Jahr später massiv an. “Der Papst war darüber informiert, dass Österreich 1.500 Syrer außerhalb der offiziellen Flüchtlingsquoten aufgenommen hat”, erzählte Fischer im November 2014 nach seinem Treffen mit Franziskus. “Ich habe dem Heiligen Vater berichtet, dass Österreich rein quantitativ zu den EU-Mitgliedsstaaten zählt, die im Vergleich zur Bevölkerungszahl die meisten Flüchtlinge und Asylanten aufgenommen haben.”

Rege Beziehungen zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl

Aber auch vor den Zeiten der Republik gab es rege Beziehungen zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl. Gleich die erste Begegnung zwischen einem österreichischen Staatsoberhaupt und einem Papst war hochpolitischer Natur: Der österreichische Herzog Leopold VI., der Glorreiche, vermittelte mit anderen Reichsfürsten zwischen Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Papst Gregor IX. (1227-41) 1230 den – nur knapp neun Jahre währenden – Frieden von San Germano. Es ging um die Lösung des Bannes, der über Friedrich II. wegen wiederholter Verzögerung seines Kreuzzugsversprechens verhängt worden war.

Erst Mitte des 15. Jahrhunderts gab es die nächsten Begegnungen: Papst Nikolaus V. (1447-55) krönte den seit 1440 in Österreich regierenden Herzog Friedrich V. als ersten Habsburger 1452 zum Kaiser (als solcher Friedrich III.). Dies war die letzte derartige Krönung in Rom. Friedrich III. kam 1468/69 erneut nach Rom, wo er Papst Paul II. (1464-71) zur Wiederaufnahme des abgebrochenen Heiligsprechungsverfahrens des Babenberger-Markgrafen Leopold III. drängte (1485 abgeschlossen). 1782 reiste Papst Pius VI. (1775-99) nach Wien, um Kaiser Josef II., allerdings vergeblich, von seiner radikalen Reformpolitik auf kirchlichem Gebiet abzubringen. Josef II. kam ein Jahr später zu einem Gegenbesuch nach Rom.

Der Besuch von Kaiser Franz I. bei Papst Pius VII. (1800-23) im Jahr 1819 war die letzte Begegnung eines österreichischen Monarchen mit einem Inhaber des Heiligen Stuhles. Als Erben der römisch-deutschen Herrscher besaßen Österreichs Kaiser (ähnlich wie die Könige Frankreichs und Spaniens) auch ein uraltes Vetorecht gegen die Wahl bestimmter Papstkandidaten. Davon machten Franz I. 1823 und Kaiser Franz Joseph 1903 Gebrauch. Danach wurde die sogenannte “Exklusive” abgeschafft.

Verhältnis zwischen Vatikan und Donaumonarchie zeitweise getrübt

Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und der Donaumonarchie war aber zeitweise getrübt. Zwar war am 18. August 1855 (Kaisers Geburtstag) ein Konkordat in Kraft getreten, das die kirchenpolitische Gesetzgebung Josefs II. aufhob und die Kirche mit weitreichenden Privilegien und Befugnissen ausstattete. So wurde sie von der Staatsaufsicht befreit und ihr das Schulwesen oder das Eherecht unterstellt.

Das Konkordat wurde aber 1870 nach der Dogmatisierung des Primats und der Unfehlbarkeit des Papsts (die Beschlussfassung war ohne die österreichischen Bischöfe erfolgt) von Österreich für unwirksam erklärt und 1874 formell aufgehoben. Ein weiterer Konflikt, der allerdings den Thronfolger Rudolf von Habsburg-Lothringen betraf, ergab sich durch dessen Wunsch, die Ehe seiner Gemahlin Stephanie zu annullieren. Papst Leo XIII. lehnte dies ab. Er brachte damit Rudolf, der eine Affäre mit Baroness Mary Vetsera hatte, in arge Bedrängnis. Der nie völlig aufgeklärte gemeinsame Selbstmord der beiden 1889 erschütterte die Monarchie. Während der Ersten Republik kam es zu keinen Begegnungen der österreichischen Staatsoberhäupter mit Päpsten, nicht zuletzt weil die Differenzen um die Anerkennung des Konkordates erst im Jahr 1933 unter dem erzkatholischen Ständestaatskanzler Engelbert Dollfuß bereinigt wurden.

(APA/Red)

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