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Trump lobt Erdogan bei USA-Besuch trotz Spannungen

Trump empfing Erdogan im Weißen Haus
Trump empfing Erdogan im Weißen Haus ©APA (AFP)
Trotz großer Spannungen zwischen Washington und Ankara hat US-Präsident Donald Trump seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan beim Besuch in Washington fast überschwänglich gelobt.
Erdogan besucht Trump
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"Ich bin ein großer Fan des Präsidenten", sagte Trump am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Erdogan im Weißen Haus.

"Wir haben eine großartige Beziehung." Das gelte sowohl für ihr persönliches Verhältnis als auch für die Beziehungen beider Länder, meinte Trump. Das Verhältnis zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA ist wegen diverser Streitpunkte getrübt. Die türkische Militäroffensive in Nordsyrien vor gut einem Monat hatte die Spannungen noch verschärft. Trump meinte, die Beziehung der USA zu den Kurden sei gut. Auch die vereinbarte Waffenruhe in dem Gebiet halte. Er verstehe die Sorgen der türkischen Regierung mit Blick auf Nordsyrien, betonte Trump und dankte Erdogan für dessen Engagement. Die Türkei habe auch zahlreiche IS-Kämpfer in der Region festgenommen und bewache diese.

Proteste vor dem Weißen Haus

Vor dem Weißen Haus protestierten Dutzende Menschen gegen Erdogan und dessen Offensive. Demonstranten hielten unter anderem Fahnen der Kurdenmiliz YPG und riefen: "Türkei raus aus Syrien" und "Schande über die Türkei". Am Abend zogen Demonstranten weiter vor das nahe gelegene Hotel, in dem Erdogan in Washington übernachtete. Am Rande von Erdogans jüngstem Besuch in der US-Hauptstadt im Mai 2017 hatten dessen Bodyguards vor der türkischen Botschaft friedliche Demonstranten verprügelt, was in Amerika Empörung auslöste.

Erdogan hatte seinen aktuellen USA-Besuch zwischenzeitlich öffentlich in Frage gestellt - nach einem Votum im US-Kongress, das der türkischen Regierung sehr missfiel. Das Repräsentantenhaus hatte Ende Oktober eine Resolution verabschiedet, in der es heißt, die USA würden den Völkermord an den Armeniern anerkennen und die Tötung von 1,5 Millionen Armeniern durch das Osmanische Reich verurteilen.

Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert die Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt zurück. Erdogan beklagte, die Kongress-Resolution habe die Absicht, die türkische Nation zu verletzen und sie ziele darauf ab, "einen Schatten auf unsere Beziehungen zu werfen". Er mahnte: "In einer Angelegenheit, die sich vor 104 Jahren unter Kriegsbedingungen ereignet hat, müssen die Entscheidungsträger nicht Politiker sein, sondern Historiker."

Erdogan fordert Gülen-Auslieferung

Der türkische Präsident forderte erneut die Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, den er "Terroristenanführer" nannte. Dass Gülen in den USA lebe, sei nicht akzeptabel. Er hoffe, dass die USA "diesen Terroristen" an die Türkei übergäben, so wie auch die Türkei Terroristen an andere Länder ausliefere.

Trump mühte sich bei Erdogans Besuch dagegen betont um versöhnliche Töne. Er sagte, die Türkei sei ein wichtiger strategischer Partner für die USA. Auch die Handelsbeziehungen beider Länder hätten großes Potenzial und sollten deutlich ausgeweitet werden. Bei der Zusammenkunft mit Erdogan im Oval Office sagte er: "Der Präsident und ich sind sehr gute Freunde. Wir sind seit langem befreundet - fast seit dem ersten Tag." Man verstehe das jeweils andere Land.

Keine Lösung im Raketen-Streit

Im Streit um den Kauf eines russischen Raketenabwehrsystems vom Typ S-400 gibt es allerdings weiterhin keine Lösung zwischen beiden Seiten. Dass die Türkei militärische Ausrüstung von Russland gekauft habe, habe "einige sehr ernste Herausforderungen" geschaffen, sagte Trump - in einer seiner wenigen kritischen Bemerkungen bei dem Besuch. Er betonte zugleich: "Hoffentlich werden wir in der Lage sein, die Situation zu lösen." Die Außenminister und die Nationalen Sicherheitsberater seien damit beauftragt, eine Lösung zu finden. Erdogan sagte, die Probleme seien nur mit Dialog zu überwinden.

Die Türkei hatte mit dem Rüstungsdeal im Sommer für Verärgerung beim NATO-Partner USA gesorgt. Washington befürchtet, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangt. Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Nach dem Erwerb des Raketenabwehrsystems schlossen die USA die Türkei zwar aus dem F-35 Programm aus. Harte Sanktionen blieben bisher aber aus.

(APA/ag.)

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