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USA: Fettsteuer gegen das Übergewicht?

US-Präsident George W. Bush und sein Vorgänger Bill Clinton hatten eine Zeit lang eine Gemeinsamkeit: die Liebe zu Hamburgern, Hot Dogs, Pommes frites und Cola.

Zwar verzichtet Clinton seit kurzem auf Fast Food. Eine Herzoperation hat ihm dramatisch die Gefahr fetten Essens demonstriert. Bush und Clinton bleiben aber in den USA die bekanntesten Beispiele wohlhabender Fast-Food-Fans.

Zwei Drittel übergewichtig

Das Volksleiden Übergewicht trifft in den USA schon fast zwei Drittel der Bürger. Und während bereits mehr als ein Drittel der Amerikaner mit niedrigem Einkommen als stark übergewichtig gelten, holt die Mittelschicht kräftig auf: Wissenschafter der Universität Iowa haben entdeckt, dass sich die Fettleibigkeit derzeit besonders unter Bürgern mit überdurchschnittlichem Jahreseinkommen verbreitet. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Imbissketten wie McDonald’s, Burger King oder Pizza Hut, in deren Filialen sich täglich viele Millionen US-Bürger ernähren.

Fettsteuer

Im US-Kongress gibt es Überlegungen, mit einer Art Fett-Steuer ungesundes Essen teurer zu machen. In Detroit will Bürgermeister Kwame Kilpatrick schon jetzt eine Sondersteuer für Hamburger oder Pommes frites einführen. Doch die Fast-Food-Giganten wollen nicht das hässliche Image der Volks-Dickmacher tragen und werben seit Jahren mit aufwendigen Kampagnen für gesundes Essen – allerdings mit begrenztem Erfolg.

Zwar ließen die amerikanischen Richter bisher alle Kläger abblitzen, die Fast-Food-Ketten ähnlich juristisch zur Verantwortung ziehen wollten wie krebskranke Raucher die Tabakindustrie, die Milliarden zahlen musste. Aber die Imbiss-Ketten wollen möglichst wenig Angriffsflächen bieten.

Diät-Autoren als Berater

Also haben sie populäre US-Diät-Autoren als Berater engagiert, propagieren Fitness-Programme und offerieren ein breites Spektrum kalorienarmer Kost. Witzig oder reißerisch werben die Ketten für frische Salate, kalorienarme Sandwiches oder leichte Suppen. Marktführer McDonald’s hat sogar eine Fitness-Kampagne gestartet.

Der Erfolg ist ausgeblieben: Trotz hunderter Millionen Werbegelder greift der US-Konsument besonders gern zum „Doppelwhopper“ (980 Kalorien) oder dem „Big Mac“ (580 Kalorien). Besonders für Kinder und Jugendliche sind die kompletten Menü- Angebote – Burger, Pommes und Cola (deutlich über 1.000 Kalorien) – für etwa drei Dollar (2,30 Euro) verlockend. Selbst Salate und Hühner-Gerichte suggerieren oft nur, dass es sich um leichte Kost handelt. Taco Bells „Fiesta Salat“ hat 870 Kalorien. Und auch ein Salat mit Hühnchen bei McDonald’s kann mit Dressing leicht über 600 Kalorien haben.

Gegentrend

Einige Imbissketten haben bereits Konsequenzen gezogen. Hardee’s punktet derzeit mit einer kulinarischen Neuschöpfung in Form eines „Monster Thickburgers“ mit sage und schreibe 1420 Kalorien. Das verkaufe sich erheblich besser „als gesundheitsbewusste Produkte“, betonte Hardee’s-Chef Andy Puzder in „USA Today“. „Wir sagen den Kunden nicht, was sie tun sollen, sie sagen es uns.“

Nach wie vor stehen bei den Amerikanern drei Gerichte an der Spitze der Beliebtheit: Hamburger, Pizza und Pommes frites. „Amerikaner hatten immer die Möglichkeit, gesund zu essen, aber sie haben dazu nicht den Willen“, meint der renommierte Gesundheitsexperte Harry Balzer. Burger King hat einem „Newsweek“-Bericht zufolge sogar eine Gegenstrategie entwickelt: Um insbesondere die wichtige Zielgruppe der leidenschaftlichsten Stammkunden zu begeistern, zielt die Werbung auf den betont „erwachsenen“ Konsumenten, der sich zum Beispiel mutig für ein Omelettsandwich mit 760 Kalorien entscheidet.

Und obwohl McDonald’s unverdrossen für Salate wirbt, sehen auch die dortigen Manager, dass sie gerade mit ihrem McGriddle zum Frühstück (560 Kalorien) besonderen Erfolg haben.

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