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USA: 6 Monate Haft für US-Reservistin

Wegen ihrer Beteiligung an Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib hat ein US-Militärgericht die Militärpolizistin Sabrina Harman zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt.

Das Gericht in der Militärbasis Fort Hood im US-Staat Texas verfügte am Dienstag (Ortszeit) zudem die unehrenhafte Entlassung der 27-Jährigen aus der Armee.

Die Richter befanden die Soldatin der Misshandlung von Gefangenen, der Verschwörung zur Misshandlung Gefangener sowie der Pflichtverletzung für schuldig. Harman hatten wegen der Vorwürfe bis zu fünfeinhalb Jahren Haft gedroht. Über das nun verkündete Strafmaß sei seine Mandantin „sehr erleichtert“ gewesen, sagte Harmans Anwalt Frank Spinner.

Harman, ehemals Leiterin einer Pizzeria, gilt als Urheberin eines Fotos, auf dem ein Gefangener mit einer schwarzen Kutte über dem Kopf und verdrahteten Fingern auf einer Kiste steht. Das Foto war vor rund einem Jahr gemeinsam mit weiteren Aufnahmen von misshandelten Gefangenen in Abu Ghraib veröffentlicht worden und hatte weltweit Empörung ausgelöst. In einem anderen Fall soll Harman einem Häftling in falscher Schreibweise das Wort „Vergewaltiger“ auf ein Bein geschrieben haben; der Mann wurde anschließend zusammen mit anderen Gefangenen nackt in sexuell demütigenden Posen fotografiert.

In dem Bemühen um eine Reduzierung des Strafmaßes hatte die Verteidigung versucht, die Soldatin als im Grunde freundliche Frau darzustellen, der die Situation in Abu Ghraib entglitten war. Die Verteidigung las im Verlauf des Prozesses die Erklärungen zweier Gefangener vor. Diese beschrieben Harman als „friedliche Frau“, welche Gefangene mit gesonderten Essensrationen und Medikamenten versorgt habe. Die Angeklagte entschuldigte sich in einer vor Gericht verlesenen Erklärung dafür, die Gefangenen nicht vor Misshandlungen geschützt zu haben. Unter Tränen sagte Harman: „Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln. Es tut mir leid.“ Sie habe ihre Pflicht verletzt und in ihrer Mission versagt, andere zu beschützen und zu verteidigen, fügte die Soldatin hinzu.

In Prozessen um den Folterskandal wurden bisher acht Urteile gesprochen. Der Unteroffizier Charles Graner wurde als mutmaßlicher Rädelsführer zu zehn Jahren Haft verurteilt. Sechs andere Soldaten gestanden nach Absprache mit der Anklage ihre Schuld ein und erhielten Strafen, die von einer unehrenhaften Entlassung bis zu achtjähriger Haft reichten.

Mitglieder der oberen US-Militärführung blieben dagegen weitgehend verschont. Im April sprach ein Untersuchungsausschuss des Pentagon den ehemaligen Oberbefehlshaber im Irak, Ricardo Sanchez, und drei weitere ranghohe Offiziere von jeglicher Verantwortung frei. Ranghöchste Angehörige der US-Armee, die bestraft wurde, ist die Brigadegeneralin Janis Karpinski. Die frühere Leiterin des Gefängnisses wurde von ihrem Kommando über die Militärpolizei entbunden und zum Oberst der Reserve herabgestuft. Sie selbst sieht sich als Sündenbock, der für das Versagen hochrangiger Vertreter der Militärführung herhalten muss.

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