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US-Verteidigungsministerium finanziert Forschung in Österreich

Auch die Uni Wien hat Gelder vom US-Verteidigungsministerium erhalten.
Auch die Uni Wien hat Gelder vom US-Verteidigungsministerium erhalten. ©APA
Fast neun Millionen Euro haben österreichische Universitäten und Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seit 2009 vom US-Verteidigungsministerium für ihre Forschungen erhalten. Die Unis verteidigen das: Es werde nur Grundlagen- und keine Rüstungsforschung betrieben.

Laut den Recherchen der “Wiener Zeitung” gemeinsam mit “NDR Info” haben neben der ÖAW an so gut wie allen großen Unis Forscherteams mit dem US-Militär kooperiert. Auf einem von der Zeitung veröffentlichten Dokument sind Projekte an Uni Wien, Technischer Uni Wien, Uni für Bodenkultur (Boku), Uni und Medizin-Uni Innsbruck sowie Montanuni Leoben aufgelistet. Ziel der internationalen Zusammenarbeit mit Universitäten sei es, technologische Überraschungen zu vermeiden und Partnerschaften zu stärken, so die “Wiener Zeitung” mit Verweis auf ein Strategiepapier der Forschungsabteilung der US-Luftwaffe berichtete.

Geld für Brustkrebsforschung

Mit 5,4 Mio. Euro ging das Gros der Mittel an den Genetiker Josef Penninger für dessen Brustkrebsforschung. Von den Ergebnissen profitiere auch die Zivilbevölkerung, betont Franziskus von Kerssenbrock von der ÖAW. In den USA werde Forschung nicht nur durch das Wissenschaftsministerium finanziert und das US-Verteidigungsministerium habe nun einmal das meiste Geld. An der Uni Wien behandelt ein durch Drittmittel des Pentagon gefördertes Projekt wiederum “Supercomputer”, die für Verschlüsselung und Ausforschen von Daten genutzt werden können und deshalb für Geheimdienste wie die NSA interessant seien, heißt es in dem Bericht.

Universitäten verteidigen Forschungsgelder

Die Unis verteidigen die Förderung durch das Pentagon. In vielen westlichen Ländern werde ein wesentlicher Teil der frei verfügbaren Grundlagenforschung aus Forschungsfonds des Militärs finanziert, wird aus einer Stellungnahme der Boku zitiert. Angesichts der “beschämend niedrigen Forschungsförderung in unserem Land und mangelnder Förderung für die Ergänzung und Erneuerung von Grundausstattung” sei die Einwerbung solcher Mittel eine Entlastung für die Uni.

Kritik an geförderten Projekten

Kritik übt indes Wolfgang Liebert, Leiter des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der Boku: “Für mich steht nicht fest, dass es sich bei den Projekten nur um Grundlagenforschung handelt”, verweist er auf schwierige Abgrenzung von Grundlagen- und Anwendungsforschung bzw. rein militärische oder zivile Forschung. Auch Jürgen Altmann von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft warnt davor, über den militärischen Hintergrund hinwegzusehen: “Das US-Militär ist keine gemeinnützige Einrichtung, sondern eine Einrichtung, die im Zweifelsfall mit Gewalt politische Ziele durchsetzt.”

Österreich sieht keinen Handlungsbedarf

Während es in Deutschland nach Berichten über die Zusammenarbeit dortiger Hochschulen mit dem US-Militär in einigen Ländern zu neuen Transparenzregeln bei Drittmittelprojekten gibt, sieht man im österreichischen Wissenschaftsministerium keinen Handlungsbedarf. Welche konkreten Aufträge die Uni übernehme, liege im Rahmen ihrer Autonomie. Man gehe davon aus, dass die bestehenden internen Kontroll- und Bewilligungsmechanismen der Unis genügen und dass handelnde Personen verantwortungsvoll agieren. (APA)

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