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US-Notenbank senkt Leitzins um 0,75 Prozentpunkte

Mit einem deutlichen Zinsschnitt von gleich 0,75 Prozentpunkten reagiert die US-Notenbank auf die wachsenden Konjunkturrisiken in der weltweit größten Volkswirtschaft.

Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve beschloss am Dienstag, den Leitzins von 4,25 auf 3,5 Prozent zu senken. Mit einem Zinsschritt von mindestens 0,50 Punkten war allgemein für den 30. Jänner gerechnet worden.

Notenbankchef Ben Bernanke und seine Kollegen hatten die Märkte bereits zuvor mit deutlichen Warnungen vor konjunkturellen Risiken auf eine Zinssenkung eingestimmt.

Die europäischen Aktienbörsen haben mit einer deutlichen Erholung auf die überraschende Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed reagiert. Nach den massiven Verlusten vom Frühhandel konnten die Börsen knapp nach dem Zinsschritt ins Plus drehen. Der deutsche Aktienindex DAX stieg bis 14:25 Uhr um 0,5 Prozent, der Euro-Stoxx-50 legte 1,1 Prozent zu. Der ATX grenzte seine Abschläge von knapp 3 Prozent von vor dem Zinsschritt auf ein Minus von rund ein Prozent ein. Noch zu Handelsstart hatten die Börsen angesichts aktueller Rezessionsängste ihre jüngste Talfahrt fortgesetzt.

Die US-Währungshüter begründeten den Schritt mit schwächeren Aussichten für die Wirtschaft und zunehmenden Wachstumsrisiken. Außerdem wiesen sie auf die hartnäckige Finanzmarktkrise hin. Die Marktkonditionen hätten sich weiter verschlechtert und die Kreditbedingungen für einige Haushalte und Unternehmen seien ungünstiger geworden. Neueste Daten wiesen zudem darauf hin, dass der Abschwung am Immobilienmarkt noch nicht ausgestanden sei. Außerdem schwäche sich die Lage am Arbeitsmarkt ab.

Damit senkte die Fed ihren Leitzins seit dem Sommer angesichts der zuspitzenden Krise auf dem Kredit- und Häusermarkt um insgesamt 1,75 Prozentpunkte.

Die Fed steht im Einklang mit dem Kurs von US-Präsident George W. Bush, der in der vorigen Woche ein riesiges Konjunkturpaket angekündigt hat, das bis zu 145 Mrd. Dollar (100 Mrd. Euro) ausmachen soll.

Der Schritt erfolgte kurz vor der ersten Öffnung der US-Aktienmärkte nach den schweren Verlusten an den Börsen rund um den Globus. Niedrigere Zinsen machen es billiger, Geld für Investitionen und Konsum zu leihen und können daher die Wirtschaft ankurbeln.

Die Entscheidung sei “im Lichte der abgeschwächten Konjunkturperspektiven und der zunehmenden Risiken für das Wachstum” gefallen, teilte die US-Notenbank mit. Eigentlich war die nächste Zinsentscheidung erst für kommende Woche erwartet worden. Wegen eines Feiertags hatten die US-Börsen am Montag geschlossen.

US-Finanzminister Henry Paulson gab unterdessen bekannt, mit Ministerkollegen aus anderen Ländern über Maßnahmen zur Beruhigung der Märkte zu beraten. Die Börsen erlebten derzeit eine “Korrektur”, sagte Paulson am Dienstag in einer Rede vor der US-Handelskammer in Washington. Grundsätzlich sei die US-Wirtschaft aber “belastbar und divers”. Der Minister räumte ein, dass sich die Wachstumsaussichten der US-Konjunktur abschwächten.

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