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Unter Australiens Brandopfern wächst die Wut

©AP
Neben Berichten über neue Brandstiftungen und Plünderungen machen ihnen nach ihren Berichten auch absurde bürokratische Forderungen zu schaffen. Der australische Premierminister Kevin Rudd entschuldigte sich daraufhin im Parlament und versprach Abhilfe.

Der Premierminister des am stärksten betroffenen Bundesstaates Victoria, John Brumby, sagte am Mittwoch, es gebe “kaum Zweifel”, dass über Nacht neue Brände gelegt worden seien. “Ich glaube, uns fehlen die Worte, um absichtliche Brandstiftung zu beschreiben”, sagte er. Premierminister Rudd hatte angesichts von mehr als 180 Toten bereits von “Massenmord” gesprochen. Der TV-Sender ABC berichtete von zwei neuen Fällen von Brandstiftung, in denen die Feuerwehr allerdings rechtzeitig vor Ort gewesen sei. Victorias Polizeichefin Christine Nixon sagte, die Ermittler seien einem Brandstifter auf der Spur, der ein Feuer in der Region Gippsland gelegt haben soll, bei dem zwanzig Menschen starben.

Während tausende Feuerwehrleute noch immer gegen 23 Brände ankämpfen, sind nach Polizeiangaben in den betroffenen Gebieten zunehmend Plünderer aktiv. “Wir haben einige Berichte über Plünderungen, und freiwillige Brandbekämpfer und Einwohner haben uns erzählt, dass sie seltsame Leute in ihrer Nachbarschaft bemerkt haben”, sagte Polizeichefin Nixon.

Unterdessen machte sich Unmut über bürokratische Hürden bei der Entschädigung und bei der Rückkehr in die betroffenen Gebiete breit. Opfer der Brände, die teilweise alles verloren haben, sollten sich mit Lichtbildausweisen und Bankauszügen identifizieren, um Soforthilfe zu erhalten. Der Redakteur der Zeitung “The Australian”, Gary Hughes, der nur knapp den Flammen entkam und sein Haus verlor, schrieb daraufhin einen offenen Brief an den Premierminister: “Was soll das sein, Kevin, ein grausamer Witz?”, fragte er und forderte Rudd auf, dem “bürokratischen Scheiß” ein Ende zu setzen. Rudd akzeptierte vor dem Parlament die Kritik und versprach einen Abbau der Hürden: “Was Mr. Hughes passiert ist, hätte nicht passieren dürfen”, sagte er.

Victorias Regierungschef Brumby warnte die Bewohner abgebrannter Ortschaften davor, zu früh zurückzukehren. Er verstehe das Bedürfnis der Menschen, sagte er, aber in einigen Orten erwarteten die Überlebenden grauenhafte Szenen. “Man kann sich vorstellen, wie es ist, wenn die Leute in die Gebiete und ihre Häuser zurückkehren und es sind noch immer Leichen da. Das Trauma und die Auswirkungen wären ziemlich vernichtend”, sagte er dem Sender Sky News. Offiziellen Angaben zufolge sollen allein in dem Ort Marysville bis zu 100 der etwa 500 Einwohner ums Leben gekommen sein.

In die Orte Kinglake und Flowerdale, die am Samstag von den Flammen erfasst worden waren, durften die ersten Bewohner zurückkehren. “Mein Haus steht noch, ich kann es nicht glauben”, sagte Alison McDonald aus Flowerdale. “Und es ist mir unangenehm. Ich habe große Schuldgefühle. Warum ich? Ich wünschte, es wäre abgebrannt, ich fühle mich schrecklich.”

Neben zahlreichen Spenden aus der Bevölkerung wollten auch viele Prominente helfen. Der kanadische Sänger Leonhard Cohen, der im Jänner eine Tournee im später von den Bränden betroffenen Yarra Valley begonnen hatte, spendete gemeinsam mit dem australischen Star Paul Kelly und seiner Tour-Mannschaft umgerechnet gut 100.000 Euro. Presseberichten zufolge erwägt Australiens Pop-Prinzessin Kylie Minogue, gemeinsam mit ihrer Schwester Dannii und der ebenfalls aus Australien stammenden Sängerin Natalie Imbruglia in London ein Benefizkonzert zu geben.

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