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Unsere 10 Tops und Flops beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv

Beim ESC in Tel Aviv ist die musikalische Bandbreite wieder groß.
Beim ESC in Tel Aviv ist die musikalische Bandbreite wieder groß. ©Thomas Hanses/Andres Putting/eurovision.tv
Ganz Europa ist wieder im ESC-Fieber und fragt sich, welches Land sich die begehrte Trophäe in Tel Aviv sichern wird. Fans können sich freuen, denn mit modernen Popsongs, schmachtvollen Balladen, einer Opern-Arie in luftiger Höhe und rauen Metal-Klängen ist auch in diesem Jahr wieder alles dabei. Und da sich über Geschmack ja bekanntlich so schön streiten lässt, präsentieren wir euch schon vorab wieder unsere persönlichen Tops und Flops.
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Es ist soweit: Der Eurovision Song Contest hat ab 14. Mai wieder ganz Europa fest im Griff, wenn zum bereits 64. Mal die beste Performance aus 41 Ländern ausgewählt wird.

Nach dem “Song Contest der Mittelmäßigkeit” im Vorjahr hofft man als eingefleischter ESC-Fan natürlich darauf, dass dieses Mal auf der großen Showbühne in Tel Aviv wieder ordentlich die Post abgeht. Beim Blick auf das Teilnehmerfeld seufzt man aber leider auch heuer nur “na geh”.

Das hat der ESC in Tel Aviv zu bieten

Genretechnisch ist der ESC zwar wie gewohnt breit aufgestellt, im Großen und Ganzen vermisst man aber erneut wahre Hingucker und Skurrilitäten. Wären da beispielsweise nicht die Beiträge von Island, Australien oder Portugal, würde das Musik-Großevent schon fast als seriöser Gesangswettbewerb durchgehen.

Zum Glück gibt es sie aber noch – jene Künstler, die beim Singen keinen Wert auf Intonation legen, die Windmaschine dafür aber umso stärker aufdrehen und die halbe Showhalle mit Unmengen an Pyrotechnik offenbar abfackeln wollen. Videowall und Lichteffekte sorgen für den Rest.

Für die Zuschauer führt die musikalische Reise von herzzerreißenden Balladen und einer Opern-Arie, über klassische Rock- und Pop-Nummern und Songs mit Rap-Elementen, bis hin zu tanzbaren Beats und harten Metal-Klängen. Wer bisher noch im eurovisionsleeren Raum schwebt, dem legen wir unsere optischen und akustischen Tops und Flops beim ESC in Tel Aviv ans Herz, die wir – natürlich wieder rein subjektiv – vorab ausgewählt haben.

Die diesjährigen Song Contest-Flops

Dieses Mal drehen wir den Spieß um und widmen uns zuerst jenen ESC-Beiträgen, die Augen und Ohren gleichermaßen enttäuschen. Dazu zählt beispielsweise der Auftritt von Kate Miller-Heidke, die für Australien scheinbar schwerelos über Genre-Grenzen schwebt – oder es zumindest versucht. Ihr Kostüm erinnert an eine Mischung aus Eisprinzessin und Freiheitsstatue, gemeinsam mit zwei weiteren Damen performt sie den Song “Zero Gravity” in vier Metern Höhe. Nicht nur das Zusehen macht schwindelig, auch die Ohren sind vom Mix aus Mozarts Zauberflöte und Pop-Song und dem andauernden Rhythmuswechsel nicht gerade begeistert. Die Wettquoten stehen für die 37-Jährige aber trotzdem sehr gut, denn die außergewöhnliche Bühneninszenierung soll ihr den Einzug ins ESC-Finale bescheren.

Dass sich San Marino bei unseren Flop-Beiträgen wiederfindet, gehört eigentlich schon zur Tradition. Leider konnte uns Serhat, der in diesem Jahr mit 54 Jahren der “Oldie” unter den Teilnehmern ist, nicht überzeugen. Der türkische Sänger wagt zum zweiten Mal sein Glück, also weiß er bereits, wie erbarmungslos der ESC-Zirkus sein kann. Da lenkt leider auch nicht das umwerfende Lächeln vom alt­va­te­rischen Titel “Say Na Na Na” ab. Zugegeben, der Ausflug in die 1970er-Jahre-Disko kann zu später Stunde durchaus unterhaltsam sein (perfekter Refrain), für das große ESC-Finale wird die gesangliche Leistung aber wohl nicht reichen.

Vielleicht haben wir keine Ahnung von wahrer Kunst. Um nicht vorschnell über Conan Osíris zu urteilen, haben wir uns den diesjährigen Beitrag von Portugal also mehrmals angesehen – vergebens: “Telemóveis”gehört einfach in die Flop-Kategorie. Am besten, ihr hört einfach selbst in die Kombi aus Fado, Techno und arabischen Einflüssen rein und bestaunt die Modern-Dance-Elemente von Sänger und Tänzer.

Die Prognosen der Buchmacher verheißen Sängerin Sarah McTernan aus Irland nichts Gutes und auch wir schließen uns dieser Meinung an. Obwohl der Refrain des Midtempo-Popsongs “22” durchaus über ein gewisses Ohrwurm-Potenzial verfügt, fehlt dem Titel aber ein wirklicher Höhepunkt. Auch die gesangliche Live-Performance lässt zu wünschen übrig, denn zu oft werden die Töne nicht getroffen. Man merkt, dass Musik zwar eine Leidenschaft, aber nie die Hauptsache im Leben der 25-Jährigen ist.

Normalerweise haben die nördlichen Länder ja ein Händchen für den Song Contest, umso überraschter waren wir bei der diesjährigen Auswahl von Finnland. Darude wird gemeinsam mit Sänger Sebastian Rejman in Tel Aviv performen. So weit, so gut. Eigentlich für rhythmisch hämmernde Electrobeats (“Sandstorm”) bekannt, liefert der DJ mit dem Song “Look Away” aber eine langweilige 0815-Club-Nummer, bei der man drei Minuten lang vergeblich auf einen Höhepunkt wartet. Wäre er doch lieber mit einem ordentlichen Trance-Titel nach Israel angereist, der das Publikum wirklich umhaut. So müssen die beiden Künstler jedenfalls um ein Finalticket bangen.

Die Top-Beiträge beim ESC in Tel Aviv

Rammstein auf Isländisch? Das optisch und auch akustisch größte Highlight liefert in diesem Jahr die Metal-Band Hatari aus Island. Der Industrial-Hammer “Hatrið mun sigra”, auf Deutsch “Hass wird siegen”, will sich so gar nicht in die klassischen Song Contest-Beiträge einreihen. Hinter dem Titel des Songs verbirgt sich eine starke politische Motivation, denn die anti-kapitalistische Gruppe verurteilt die Konsum-Gesellschaft unserer Zeit. Für diese Message schmeißt man sich doch gerne in Lack und Leder, lässt sich den Vokuhila frisch schneiden und schwingt ordentlich den, äh, Hammer. Bei den ESC-Fans dürfte die außergewöhnliche Performance jedenfalls ankommen, den laut Wettquoten steht einem Finalplatz nichts im Weg.

Ebenfalls mit einer wichtigen Botschaft tritt Bilal Hassani an. Nachdem bekannt wurde, dass er heuer im ESC-Finale für Frankreich um den Sieg singt, sah sich der 19-Jährige massiven homophoben Anfeindungen und sogar Morddrohungen ausgesetzt. Im Song “Roi” (“König”) singt er davon, sich nicht verbiegen zu lassen, und dass nur Gott über die Menschen urteilen darf. Österreichs ESC-Siegerin Conchita Wurst ist dabei Hassanis Vorbild und auch wir erkennen in seinem Song einige Parallelen zu “Rise Like A Phoenix”. Bei den Wettquoten wird ihm dafür derzeit ein Platz in den Top 3 prognostiziert.

Im Vorjahr konnte sich Zypern nicht gegen die gackernde Konkurrenz aus Israel durchsetzen, heuer probiert man es erneut mit einer ähnlichen Nummer wie “Fuego”. Tamta geht mit “Replay”, einem rhythmischen Tanzsong in Jennifer-Lopez-Manier an den Start, bei dem man wieder ordentlich die Hüften kreisen lassen kann. Als Eröffnungs-Act des ersten Halbfinale am Dienstag wird die 38-Jährige im knappen Latex-Outfit für Aufsehen beim Publikum sorgen, hoffentlich sitzen dann auch die Töne besser.

Apropos Hüften: Die bleiben beim ESC-Beitrag der Schweiz definitiv nicht ruhig. Vertreten werden unsere Nachbarn in diesem Jahr von DSDS-Gewinner Luca Hänni. Und der zählt mit der Dance-Pop-Nummer “She Got Me” bereits zu den Favoriten in Tel Aviv. Verständlich, denn der Song lädt mit heißen Latino-Klängen zum Mittanzen ein und sorgt einfach für gute Laune. Und bei dem Wetter kann ein bisschen Sommer-Feeling definitiv nicht schaden.

Einen weiteren Gute-Laune-Act liefert die Band Lake Malawi mit “Friend Of A Friend”. Tschechien rechnet sich mit der Indie-Pop-Nummer gute ESC-Chancen aus, was auch die Buchmacher bestätigen. Mit viel Charme und einem lockeren Auftreten können die Jungs überzeugen, auch der Refrain ist catchy und erinnert in leichten Ansätzen an den Stil von Justin Timberlake. Ein bisschen frischer Wind schadet dem Eurovision Song Contest eben nie.

(Red/VKP)

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