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"Uns fehlt ein Spielgestalter"

Dieter Sperger (46), Präsident des FC Lustenau, über die Gründe für die derzeitige sportliche Misere und wie der ­Dauerkonflikt ums Reichshofstadion gelöst werden könnte.

Sie sind im Zivilberuf Investmentberater. Also lassen Sie es uns so sagen: Die Erfolgskurve des FC sah zuletzt aus wie der Dow Jones. Stark fallend.
Dieter Sperger:
Stimmt. Nach dem vierten Tabellenplatz in der letzten Saison lautete das Ziel für heuer, dass wir uns unter den ersten Sechs platzieren. Diese Zielsetzung müssen wir revidieren. Wir sind mitten im Abstiegskampf und müssen schauen, dass wir wieder den Sprung ins Mittelfeld schaffen.

Was sind die Gründe für diesen sportlichen Abstieg?
Sperger:
Ein Faktor ist sicher der Abgang von René Gartler, der für den FC letztes Jahr 23 Tore erzielt hat. Sein Ersatz, der Brasilianer Marcelo Regis, hat bis jetzt erst zwei Tore gemacht. Er kann sein Leistungsvermögen noch nicht abrufen. Mit dem Wechsel von Oliveira zur Austria fehlt uns auch ein wichtiger Spielgestalter. Harald Unverdorben und Helmut König waren als Ersatz vorgesehen. Aber beide hatten bereits zu Beginn der Saison mit Verletzungen zu kämpfen.

Es gibt aber auch Positives beim FC. Sabia hat wieder zu alter Stärke zurückgefunden.
Sperger:
Sabias Formkurve zeigt wieder steil nach oben. Aber ihm fehlt derzeit der zweite Sturmpartner. Wir dachten, dass Regis den Part von Oliveira übernehmen kann. Er hat diesen Anpassungsprozess aber bisher nicht geschafft.

Fehlt es an Harmonie in der Mannschaft?
Sperger:
Es braucht Zeit, dass sich das Team neu formt. Die letzten Spiele machen mir wieder Hoffnung. Marquinhos spielt wie im zweiten Frühling und auch Gil hat seine Position in der Mannschaft gefunden.

Denkt man beim FC an Neuverpflichtungen?
Sperger:
Bis zur Winterpause sind noch einige Runden zu absolvieren. Dann wissen wir, ob reagiert werden muss.

Wie fest sitzt Trainer Eric Orie im Sattel?
Sperger:
Wenn wir in den nächsten drei Spielen untergehen, dann wird es für ihn schwieriger. Das war von Anfang an klar. Wenn der Erfolg ausbleibt, wird er gehen müssen.

Der Stadionstreit zwischen dem FC und der Austria ist neu entflammt. Woran spießt es sich?
Sperger:
Derzeit ist das Reichshofstadion die Heimstätte der Austria. Das bedeutet: Die gesamte Stadionvermarktung, die Bandenwerbung und der Gastrobereich sind auf die Austria abgestimmt. Sogar während unserer Heimspiele sind die Kabinen teilweise mit Austrianern belegt.

Sie glauben, die Austria will den FC gezielt rausekeln?
Sperger:
Sie haben uns schon Faxgeräte deinstalliert, damit wir den Spielbericht nicht an die Bundesliga senden konnten. Sie haben uns sogar nach der Winterpause das Wasser und den Strom abgedreht und die Wasserhähne abmontiert.

Wieso hat es die Gemeinde Lustenau bisher nicht geschafft, dass FC und Austria im Reichshofstadion gleich behandelt werden?
Sperger:
Der Austria-Präsident (Hubert Nagel, Anm.) sagt: Das Reichshofstadion ist der Austria-Platz. Und die Gemeinde ist nicht in der Lage, dem entgegenzuwirken. Es bräuchte eine Lösung wie in Mailand oder München. Dort ist die Allianz-Arena eine reine Spielstätte der Bayern und nicht wie in Lustenau die Heimstätte eines Vereins. Das Stadion in München wird gemeinsam vermarktet und es gibt Gastrobereiche mit VIP-Klubs, die mit Werbebanden versehen werden. Es kann nicht sein, dass wir ewig Bittsteller sind. Wir sind gleichberechtigte Partner. Das Stadion gehört ja nicht der Austria, sondern der Gemeinde.

Glauben Sie noch an eine politische Lösung?
Eher nicht. Dazu fehlt der Gemeinde offenbar der Mut.

Könnte es eine sportliche Lösung geben, wenn einer der beiden Lustenauer Klubs absteigt?
Sperger:
Gut möglich. Dann müsste die Situation neu bewertet werden.

Eine andere Idee: Sie ziehen sich gemeinsam mit Hubert Nagel in die Sportplatzkapelle zurück und schließen Frieden.
Sperger:
Das ist die unwahrscheinlichste Variante. Nagel hat zuletzt sogar zu Lügen gegriffen und behauptet, wir schulden der Austria Geld. Das halte ich für eine Verleumdung und überlege deshalb gerichtliche Schritte.

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