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UNO-Weltbevölkerungsbericht 2002

Der UNO Weltbericht liest sich einerseits wie eine einzige Aneinanderreihung menschlicher Tragödien, gibt andererseits aber auch ein bisschen Hoffnung.

In dem Papier wird u.a. festgehalten, dass es in Entwicklungsländern mit sinkenden Geburtenraten und dadurch geringerem Bevölkerungswachstum eine höhere Produktivität, mehr Ersparnisse und ertragreichere Investitionen gibt. Mit einem Wort:
Ein höheres Wirtschaftswachstum ist die „Belohnung“ für Familienplanungs- und Bevölkerungsprogramme, führte Erik Palstra vom United Nations Population Fund (UNFPA) in Genf aus.

Wirklichen Grund zur Freude gibt es aber keinen: Die Hälfte der Menschheit lebt von weniger als zwei Dollar pro Tag, mehr als eine Milliarde hat täglich sogar nur einen einzigen „Buck“ zur Verfügung. Die Folgen: Krankheiten, schlechte Bildung und ein weiteres Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich.

Dazu kommt noch die weitergehende Bevölkerungsexplosion: Laut Palstra werden bis 2050 rund 9,3 Mrd. Menschen auf diesem Planeten leben (derzeit 6,2 Mrd.) – wobei die höchsten Zuwachsraten in den ärmsten Ländern erreicht werden. Dagegen sinkt voraussichtlich im selben Zeitraum beispielsweise Österreichs Einwohnerzahl von 8,1 auf 6,5 Millionen.

Dabei wäre laut dem UNO-Bericht durchaus Potenzial für eine Reduktion vorhanden: Jede Minute werden global 380 Frauen schwanger, jedoch nur rund die Hälfte gewollt. Weiteres Detail: Während in den Industriestaaten nur eine von etwa 3.000 Frauen durch eine Schwangerschaft stirbt, trifft dieses Schicksal eine von 132 in Asien und eine von 19 (!) in Afrika. „Diese 500.000 Toten pro Jahr entsprechen drei Jumbo Jet-Abstürzen pro Tag“, bekäftigte der UNFPA-Bemate.

Die Gründe für diese Horrorzahlen sind erschreckend simpel, wie Prim. Dr. Peter Safar, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung, herausfand. Der Arzt untersuchte 200 Fälle in Malawi, einem der ärmsten afrikanischen Staaten. Demnach kommen 60 Prozent wegen an sich „harmloser Blutungen“ nach der Entbindung ums Leben, weil es an Transportmöglichkeiten zum nächsten Arzt mangelt. 15 Prozent sterben während der Geburt und fast ebenso viele wegen illegaler und primitivster Schwangerschaftsabbrüche.

Das ohnehin kaum vorhandene Gesundheitssystem – in Malawi stehen pro Kopf gerade 1,25 Dollar zur Verfügung – hat zudem mit einer gewaltigen Geißel zu kämpfen: Aids. 95 Prozent der weltweit rund 42 Millionen Infizierten leben in Entwicklungsländern. Nur die wenigsten wissen, wie man sich schützt, und noch viel weniger haben auch die Möglichkeit dazu.

Neben den kaum vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten, dem menschlichen Leid, etwa der Aids-Waisen, gibt es auch handfeste ökonomische Auswirkungen. Laut Palstra muss damit gerechnet werden, dass die Wirtschaft der betroffenen Länder wegen des HI-Virus in den nächsten 20 Jahren um 20 bis 40 Prozent weniger wachsen wird als ohne Aids.

Der Bericht empfiehlt daher vor allem, in reproduktive Gesundheitsprogramme zu investieren, um dadurch den Status der Frauen zu stärken – eine der Voraussetzungen für die Eliminierung der Armut. Hier ist die internationale Gebergemeinschaft gefordert, die sich allerdings ziert: So lag etwa Österreich mit voraussichtlich 0,25 Prozent des BIP 2001 an drittletzter Stelle im EU-Vergleich (Durchschnitt 0,32 Prozent).

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