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Mehrere Tote bei Raketenangriffen auf Tel Aviv

Bei den bisher schwersten Raketenangriffen auf Israels Küstenmetropole Tel Aviv seit Beginn des Nahostkonflikts sind mindestens drei Menschen getötet worden.
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Nahost-Konflikt vor neuer Eskalation

Nach Angaben der Rettungsorganisation Zaka starb am Dienstagabend eine Frau in der Stadt Rishon LeZion, bei einer zweiten Angriffswelle in der Nacht auf Mittwoch wurden dann in Lod bei Tel Aviv eine Frau und ein Kind getötet. Israel tötete im Gegenzug zwei Top-Geheimdienstler der Hamas im Gazastreifen.

Über 1.000 Raketen abgefeuert

Insgesamt haben radikale Palästinenser im Gazastreifen nach Angaben der israelischen Armee bisher mehr als 1.000 Raketen auf Israel abgefeuert. Rund 850 Raketen seien abgefangen worden oder in Israel niedergegangen, etwa 200 weitere seien noch im Gazastreifen niedergegangen, sagte Militärsprecher Jonathan Conricus am Mittwoch. Nach seinen Angaben starben in Israel bisher fünf Menschen durch Raketenbeschuss. Mehr als 200 weitere seien verletzt worden. Seit Montagabend kurz nach 18 Uhr beschießen militante Palästinenser Israel mit Raketen. Israels Armee reagiert darauf mit Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, vor allem durch die Luftwaffe.

In Yehud, ebenfalls im Großraum Tel Aviv, sei ein Haus direkt getroffen worden, hieß es in israelischen Medien. Die Nachrichtenseite "Ynet" berichtete, ein 84-Jähriger in Tel Aviv sei auf dem Weg zu einem Schutzraum zusammengebrochen. Mehrere Menschen seien infolge der massiven Raketenangriffe von militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen verletzt worden. In der bereits tagsüber besonders schwer beschossenen Küstenstadt Ashkelon waren nach Angaben der israelischen Polizei bereits Stunden zuvor zwei Frauen bei Raketenangriffen getötet worden.

Im Westjordanland wurde nach offiziellen palästinensischen Angaben ein Palästinenser bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee getötet. Der Mann sei im palästinensischen Flüchtlingslager Al-Fawwar nahe der Stadt Hebron durch Schüsse getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit.

130 Raketen auf Tel Aviv abgefeuert

Die Hamas erklärte am Dienstagabend, 130 Raketen aus dem Gazastreifen auf Tel Aviv und Zentralisrael abgefeuert zu haben. Letztlich dürften es weit mehr geworden sein, denn der gegenseitige Beschuss hielt auch in der Nacht auf Mittwoch an. Die militante Organisation Islamischer Jihad berichtete am Mittwoch in der Früh, 100 Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel abgefeuert zu haben. Die Hamas werde keinen Rückzieher machen, sagte ein Sprecher der militanten Islamisten im Gazastreifen. "Wenn Israel zuschlägt, schlägt der bewaffnete Widerstand zurück."

Bei den israelischen Luftangriffen seien alle Polizeigebäude im Gazastreifen zerstört worden, teilte die Hamas-Regierung im Gazastreifen am Mittwoch in der Früh mit. Die Gebäude seien von Kampfflugzeugen beschossen worden, hieß es. Im Westen der Stadt seien Dutzende Explosionen zu hören gewesen. Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass bei den Angriffen auch der Chef des militärischen Geheimdienstes der Hamas, Hassan Kaogi, und sein Vize Wail Issa "neutralisiert" worden seien. Es habe sich um das umfangreichste Bombardement des Küstengebiets seit dem Gaza-Krieg im Jahr 2014 gehandelt.

Dutzende Tote und Verletzte

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza stieg die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser auf 35, darunter zwölf Kinder und drei Frauen. 233 Menschen seien verletzt worden. Nach Berichten von lokalen Medien und Augenzeugen wurden einige Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, andere durch fehlgeleitete Raketen der Extremisten. Nach Angaben der israelischen Armee wurden mindestens 20 Mitglieder der islamistischen Hamas und des militanten Islamischen Jihads getötet, darunter hochrangige Vertreter.

Bürogebäude der Hamas zerstört

Die Armee zerstörte in der Nacht auf Mittwoch zwei mehrstöckige Gebäude im Gazastreifen. Den Angaben zufolge befanden sich darin Büros ranghoher Hamas-Mitglieder. Die Bewohner der Gebäude waren vor dem Angriff von Israels Streitkräften gewarnt worden. Die Hamas hatte vor der Zerstörung des ersten Gebäudes mit einem "harten" Raketenangriff auf Tel Aviv gedroht.

Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde wegen der Angriffe zeitweise für Landungen und Abflüge geschlossen. Die Flüge wurden nach Zypern umgeleitet. In zahlreichen Ortschaften im Großraum Tel Aviv sowie im Umkreis des Gazastreifens sollten am Mittwoch die Schulen geschlossen bleiben.

Netanyahu: "Werden hohen Preis zahlen"

Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte, die militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Jihad würden einen hohen Preis für die jüngsten Angriffe auf Israel bezahlen. "Diese Operation wird Zeit brauchen, aber wir werden den Bürgern Israels die Sicherheit zurückbringen." Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, man sei fest entschlossen, den militanten Gruppierungen einen harten Schlag zu versetzen.

(c) APA

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sich seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan Mitte April zugespitzt. In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Sheikh Jarrah.

In der Stadt Lod bei Tel Aviv, in der Juden und Araber gemeinsam leben, kam es dann am Dienstagabend zu schweren Ausschreitungen. Nach Medienberichten schändeten arabische Einwohner eine Synagoge und setzten sie in Brand. Außerdem seien Dutzende Autos in Brand gesetzt und Fenster von Geschäften eingeworfen worden. Der Bürgermeister von Lod, Yair Revivo, sprach im Fernsehen von einem "Bürgerkrieg" in der Stadt und forderte eine sofortige Ausgangssperre. Um für Ruhe zu sorgen, wurden zahlreiche weitere Polizeitruppen in die Stadt geschickt. Auch in den arabisch geprägten Orten Akko im Norden des Landes und in Jaffa bei Tel Aviv kam es zu schweren Zusammenstößen.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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