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Uniformiert und homosexuell

©APA
Die Interessenvertretung schwuler Beamter freut sich über zunehmende Anerkennung.

Polizei. „Sind die echt?“ – so reagierten nicht wenige in der Schwulen-Szene beim Regenbogen-Ball 2009 in Wien auf ein paar Polizisten in Ausgeh­uniform, die sich ebenfalls dort eingefunden hatten. Ja, sie waren echt. Wenn man danach geht, dass die Polizei ein Abbild der Gesellschaft ist, dann gibt es dort natürlich auch Homosexuelle. Ewald Widi, Vereinsobmann der „GayCops Austria“, kann die Zahl der Homosexuellen bei der Exekutive nur schätzen. Bei 33.000 Polizisten und angenommenen zehn Prozent Homosexuellen könnten es über 3000 sein. Der Verein, vor fünf Jahren als Initiative gegründet, ist mittlerweile aber nur auf 50 Mitglieder angewachsen. Denn nicht jeder Schwule oder jede Lesbe in der Polizei will sich im Job outen. Auf der Homepage www.gaycopsaustria.at verzeichne man aber immerhin 150 Zugriffe täglich.

Auch Vorarlberger dabei

„Endlich!“ – das war laut Widi die Reaktion, als er die Gaycops ins Leben rief – und zwar vonseiten der schwulen Polizisten genauso wie innerhalb der Homosexuellen-Szene. Er spricht von durchwegs positiven Erfahrungen. „Seitdem meine Kollegen von meiner sexuellen Orientierung wissen, gehts mir blendend. Das wirkt sich natürlich auch auf die Arbeitsleistung aus.“ Im Innenministerium gebe es keine Berührungsängste mit dem Thema, im Gegenteil, so Widi. In den letzten Jahren habe sich viel getan. Auch zu Ressortchefin Maria Fekter (ÖVP) habe man ein sehr gutes Verhältnis. „Sie unterstützt uns sehr, sehr großzügig“, streut ihr Widi Rosen. Besonders stolz sind die Gaycops darauf, dass sie vom 30. Juni bis 3. Juli die fünfte „European Gay Police Association Conference“ ausrichten dürfen – und dass Fekter die Konferenz persönlich eröffnen wird: „Das ist ein ganz tolles Signal.“ Von den Veränderungen im Laufe der Zeit kann der Vorarlberger Josef Hosp ein Lied singen. Er hat sich bereits im Jahr 1991 geoutet, damals war er noch Zollwachebeamter, und wurde in der Folge schwer gemobbt. „Als ich auf Schulung war, haben die anderen Kollegen Unterschriften gegen mich gesammelt, niemand wollte mehr mit mir auf Streife gehen, also wurde ich in den Innendienst versetzt.“ Heute wäre so eine Aktion, von Vorgesetzten unterstützt, undenkbar. „GayCops Austria“ versteht sich nicht nur als Plattform für Schwule und Lesben, sondern sie ist auch in der Ausbildung tätig, etwa in Form von Workshops. Ob Diskriminierung noch immer ein Thema ist? Widi sieht das pragmatisch. Man könne einem Beamten einer Polizeiinspektion irgendwo am tiefsten Land nicht Diskriminierung eines homosexuellen Kollegen vorwerfen, der nie mit einem solchen zu tun gehabt habe.

Keine „rosa Liste“

Auch in der schwul-lesbischen Szene ist die Polizei mittlerweile dank der Gaycops akzeptierter. Oft könne man dazu beitragen, Missverständnisse aufzuklären. Lokalkontrollen etwa seien Routine-Einsätze für die Polizei. „Da erkläre ich gerne, dass das nichts mit einer Razzia zu tun hat bzw. dass die Notizen, die gemacht werden, keine ‚rosa Liste‘ darstellen“, sagt Widi im Gespräch mit den VN.

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